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Siemens-Chef Joe Kaeser Siemens-Chef Joe Kaeser: Nicht die erste undiplomatische Aktion

Von Timot Szent-Ivanyi 28.01.2018, 19:15
Donald Trump und Joe Kaeser in Davos
Donald Trump und Joe Kaeser in Davos AP

Berlin - Als Joe Kaeser 2013 den Chefposten bei Siemens übernahm, war auch die Belegschaft zufrieden. Schließlich ist er einer von ihnen. Sein gesamtes Berufsleben hat der als Josef Käser geborene Niederbayer bei dem Technologiekonzern verbracht.

Doch spätestens seit seiner Ankündigung, wegen fehlender Nachfrage weltweit fast 7000 Stellen in der Kraftwerks- und Antriebstechnik zu streichen, davon die Hälfte in Deutschland, symbolisiert der aus Sicht der Aktionäre erfolgreiche Firmenlenker für die Gewerkschaften eher die hässliche Fratze des Kapitalismus.

Eine Bemerkung von Kaeser bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos brachte die Beschäftigen endgültig auf die Palme.

Wie kleine Schuljungen am Tisch

Trump hatte am Donnerstagabend ausgesuchte Konzernbosse zu einem Abendessen geladen. Wie kleine Schuljungen saßen die Firmenchefs am Tisch, berichteten vor laufenden Kameras über Projekte in den USA und lobhudelten den Präsidenten, um sich wohlwollende Kommentare („fantastic job“) abzuholen.

So auch Kaeser, der direkt neben Trump sitzen durfte: „ Weil Sie so erfolgreich mit der Steuerreform waren, haben wir entschieden, die nächste Generation von Gasturbinen in der Vereinigten Staaten zu entwickeln.“

Gasturbinen? Die IG Metall reagiert empört. Offensichtlich gebe es also doch eine Nachfrage für diese Anlagen. Aber Siemens gehe es offensichtlich darum, eine höhere Marge zu erzielen, kritisierte ein Gewerkschaftsvertreter. Das sei unverantwortlich gegenüber den Beschäftigten - allein in Berlin stünden rund 900 Jobs bei Siemens auf der Kippe.

Das Unternehmen schob zwar umgehend hinterher, dass die Entwicklung von Turbinen im amerikanischen Bundesstaat North Carolina nicht mit den Einschnitten in Deutschland in Zusammenhang stehe, doch die Beschäftigten sehen das anders. Sie planen nun Protestaktionen auf der Hauptversammlung des Konzerns an diesem Mittwoch in München.

Treffen mit Putin

Es ist nicht das erste Mal, dass der Siemens-Chef durch undiplomatische Aktionen auffällt. Noch während über Sanktionen gegen Russland wegen der Annexion der Krim diskutiert wurde, besuchte Kaeser Anfang 2014 den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Später verteidigte er das Treffen mit der Bemerkung, der Konzern lasse sich in seiner langfristigen Planung nicht von „kurzfristigen Turbulenzen“ leiten. Protestierende Beschäftigte dürften für Kaeser wohl auch unter diese Kategorie fallen.