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Share Economy Share Economy: Mit neuen Regeln sollen Uber und Airbnb gezähmt werden

Von Frank-Thomas Wenzel 20.09.2016, 14:07

Berlin - Internet-Vermittler haben das Zeug dazu, zu den neuen Stars der Online-Welt zu werden. So sind das Fahrdienst Uber und das Übernachtungsportal Airbnb inzwischen mehr wert als zahlreiche  Dax-Unternehmen. Zugleich gibt es heftige Kritik an den oft halb-legalen Angeboten, da sie gegen Spielregeln der Etablierten verstoßen. Wir erläutern, wie sich die neuen Anbieter zähmen lassen.

Warum sind gerade Uber und Airbnb so wichtig?

Beide Anbieter sind aus der sogenannten  Sharing-Economy entstanden, die ursprünglich zum Ziel hatte, dass Nutzer sich Güter und Dienstleistungen teilen. Sowohl bei Uber als auch bei Airbnb sind daraus Geschäftsmodelle entstanden, denen das Potenzial zugetraut wird, ganze Branchen umzukrempeln. Das Sammeln und Analysieren von Daten spielt dabei ein Hauptrolle. In der EU hat sich der Umsatz der Sharing-Plattformen in fünf Schlüsselbranchen zwischen 2013 und 2015 auf rund 28 Milliarden Euro jährlich  fast verdreifacht.

Was machen die beiden Unternehmen?

Uber und Airbnb sind als Plattformen für Smartphones und  PC gestartet, die eigentlich nur Angebote und Nachfrage von Privatleuten (Peer-to-Peer) zusammenbringen. Bei Uber bieten Autofahrer mit ihren Fahrzeugen die Beförderung von A nach B an. Bei Airbnb werden private Wohnungen oder Zimmer zum Übernachten anbieten. Doch schnell hat sich die kommerzielle Potenz der  Vermittler gezeigt. Uber wurde zum Konkurrenten von Taxis, Airbnb macht der Hotelbranche zu schaffen.  Mit idealistischer Sharing Economy  habe das wenig  gemein, sagte schon vor einiger Zeit  der Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland Markus Luthe.  Die in der Werbung kultivierte Sozial-Romantik diene wohl eher „knallhartem Marketing-Kalkül“.

Wie viel sind die beiden Firmen wert?

Namhafte Investoren wie die Investmentbank Goldman-Sachs machen bei Plattformbetreibern längst  mit. Es geht um Big Business. Aus den jüngsten Finanzierungsrunden von Airbnb ergibt sich inzwischen ein Firmenwert von umgerechnet fast 30 Milliarden Euro. Das ist etwa sechsmal mehr als der Börsenwert der Lufthansa. Uber wird auf rund 60 Milliarden Euro taxiert, das entspricht etwa der Marktkapitalisierung von Volkswagen.  Dabei ist zu bedenken, dass die Internetvermittler extrem schnell gewachsen sind. Ein Ende des Booms ist nicht absehbar. Uber etwa ist in vielen Schwellenländern wie Brasilien extrem erfolgreich.  In Deutschland und vielen anderen EU-Staaten gibt es hingegen eine Reihe von  Gerichtsentscheidungen gegen Uber, die dazu geführt haben, dass  das US-Unternehmen seine Dienste vielfach eingestellt hat. Richter argumentieren, dass der Fahrdienst gegen die  Regeln für die gewerbliche  Personenbeförderung verstößt.  Hierzulande ist das Unternehmen derzeit nur in Berlin und München ist die Firma aktiv. 

Wie schätzen Wettbewerbsexperten die Aktivitäten der Vermittler ein?

„Auf den Eintritt neuer Wettbewerber sollte nicht mit Verboten reagiert werden“, sagt Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission, die die Bundesregierung und den Bundestag berät.  Das bedeutet, das einflussreiche Gremium begrüßt es, dass die Newcomer die jeweiligen Branchen aufmischen und Etablierte massiv angreifen.  Allerdings macht sich Wambach auch dafür stark, „einen angemessenen Ordnungsrahmen zu schaffen.“

Spielraum für Privat-Vermieter

Was bedeutet eine Regulierung für Uber?

Um die Sicherheit der Fahrgäste zu garantieren, sollen per Gesetz Mindestanforderungen für Fahrer und Fahrzeuge und ein angemessener Versicherungsschutz gewährleistet sein. Konkret würde das darauf hinauslaufen, dass Uber- wie Taxifahrer einen Personenbeförderungsschien haben und ihre Fahrtüchtigkeit  regelmäßig mit ärztlichen Untersuchungen nachweisen müssen. Uber-Autos müssten dann wohl auch wie Taxis jedes Jahr zum TÜV. Damit will die Kommission ähnliche Bedingungen für alle Akteure schaffen.

Wie sieht es mit den Tarifen und der Zahl der Fahrzeuge aus?

Bislang legen Kommunen sowohl die Zahl der Fahrzeuge als auch Preisspannen für Tarife fest. Die Kommission fordert nun, dies abzuschaffen. Es soll sich ein Mobilitätsmarkt entwickeln, der sich an Angebot und Nachfrage orientiert. Das bedeutet auch, Kunden müssen sich an Preise gewöhnen, die innerhalb kurzer Zeit spürbar schwanken können. Um aber allzu heftige Erhöhungen in Ausnahmesituationen wie Unwettern zu vermeiden, sollen Obergrenzen festgelegt werden.

Welche Folgen hätte eine Liberalisierung?

Taxiunternehmen warnen immer wieder, dass es dann zu bestimmten Zeiten  - etwa spätabends -erheblich schwerer werden könnte als bislang, ein Taxi zu bekommen. Lange Wartezeiten könnten die Folge sein. Die Uber-Manager denken indes einen Schritt weiter und planen, dass die Fahrzeuge auch andere Dienstleitungen übernehmen, also etwa Pakete zustellen oder Essen ausfahren. Das wären auch neue Einnahmequellen für Taxis.

Welche Rolle spielen autonome Fahrzeuge?

Uber setzt massiv auf Roboterautos. Kürzlich startete das Unternehmen ein Pilotprojekt in Pittsburg. selbstfahrende Vehikel hätten zwei wesentliche Vorteile:  Sie stünden rund um die Uhr zur Verfügung und wären erheblich billiger als konventionelle, da kein Fahrer bezahlt werden muss – aber Taxifahrer werden dann arbeitslos. Experten gehen aber davon aus, dass es noch mindestens zehn Jahre dauern wird, bis die Beförderung durch autonome Fahrzeuge in großem Stil kommen wird. Das wäre dann auch eine Konkurrenz zu Bussen und Bahnen. Investoren sehen hierin die disruptive  Kraft der Uber-Konzepte, die letztlich darauf hinaus läuft, dass sich Mobilität in Städten komplett neu organisiert. Uber könnte dabei weltweit eine Hauptrolle spielen, zumal das Unternehmen schon viel Erfahrung in der Analyse von Streckendaten gesammelt hat, mit denen die Angebote immer weiter optimiert werden.

Wie muss Airbnb gezähmt werden?

Die Monopolkommission spricht sich gegen ein Pauschalverbot der gelegentlichen Vermietung von  Privatunterkünften aus. Stattdessen sollen Bagatellgrenzen eingeführt werden. Wird eine bestimmte  Zahl der jährlichen Übernachtungen nicht überschritten, soll die private Kurzzeit-Vermietung  ohne großen bürokratischen Aufwand   - etwa die Anmeldung eines Gewerbes  - legal sein. Doch es soll zugleich sichergestellt werden, dass auch Privatleute ihre Einnahmen aus der Vermietung versteuern und dass sie die vor Ort geltenden Steuern und Abgaben für touristische Anbieter entrichten. Damit geht die Kommission einerseits auf Kritik von Hoteliers ein, die beklagen, dass Airbnb-Unterkünfte vor allem deshalb so günstig sind, weil dafür keine Steuern gezahlt werden.  Dennoch würde sich legale neue Konkurrenz  mit günstigen Preisen für etablierte Beherbergungsbetriebe entwickeln. 

Wie kann Airbnb die Branche verändern?

Schon jetzt ist zu erkennen, dass die Grenzen zwischen Privatunterkünften und der gewerblichen Anbietern verschwimmen. Es gibt bereits Plattformen, die beides gleichzeitig anbieten. Das lässt sich um Flüge, Mietwagen und andere touristische Angebote erweitern und wird nach Ansicht von Marktforschern der Online-Vermittlung von Urlaubsreisen einen Schub bringen. Internet-Plattformen, die alle nur denkbaren Komponenten für Trips anbieten, wären der nächste Schritt. Reiseveranstalter und Reisebüros würden zumindest teilweise überflüssig. Denn Airbnb demonstriert schon jetzt einen großen Vorteil der Plattformen: Buchen kann dort nur, wer persönliche Daten angibt. Durch die Buchungen entstehen daraus detaillierte Profile, die für Touristikunternehmen Gold wert sind: Sie können ihre Kunden gezielt ansprechen.  Außerdem lassen sich Angebote durch die Analyse der Daten verbessern.