Schokoladenfabrik Halle Schokoladenfabrik Halle: Die Halloren-Kugel rollt

Halle/MZ. - Die Halloren Schokoladenfabrik AG Halle ist im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gewachsen. Der Umsatz stieg um 32 Prozent auf 89,97 Millionen Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 56 Prozent auf 6,4 Millionen Euro. „Das ist das beste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte“, zeigte sich Vorstandschef Klaus Lellé am Mittwoch sichtlich zufrieden.
Angesichts eines stagnierenden Marktes für Süßwaren insgesamt (9,3 Milliarden Euro) wie für Schokoladenerzeugnisse (3,75 Milliarden) in Deutschland sei der Erfolg nicht hoch genug zu bewerten. Denn auch im Inland erreichte die nach eigenen Angaben älteste Schokoladenfabrik Deutschlands - sie datiert ihren Ursprung in das Jahr 1804 - etwas über vier Prozent Zuwachs. Den Löwenanteil steuerte allerdings das Auslandsgeschäft bei, das mittlerweile laut Lellé für fast 40 Prozent des Umsatzes steht. Dabei habe sich vor allem der Kauf der niederländischen Steenland Chocolate BV im November 2011 als Volltreffer erwiesen. Lellé: „Das ist eine tolle Firma.“ Die Niederländer sind Marktführer bei Schoko-Münzen, die weltweit in mehr als 50 Länder geliefert werden. Steenland hat nicht nur mit 16,1 Millionen Euro die Umsatzerwartung um zwei Millionen übertroffen. Dank ihrer Kontakte gilt die Firma auch als Türöffner im internationalen Geschäft.
Doch auch sonst rollt die Halloren-Kugel, die das bekannteste der 180 Produkte der Hallenser ist. Den Neuerwerb Steenland herausgerechnet, stehen immer noch acht Prozent Umsatzzuwachs, wie Finanzvorstand Andreas Stuhl anmerkt. „Seit dem Börsengang 2007 haben wir den Umsatz verdreifacht und das Ergebnis verfünffacht.“ Allerdings fiel der Jahresüberschuss 2012 mit 2,07 Millionen Euro um mehr als eine halbe Million niedriger aus als im Vorjahr, weil 970 000 Euro Steuern (plus 800 000) abgeführt werden mussten. Dennoch soll die Hauptversammlung im Juni erneut eine Dividende von 25 Cent je Aktie beschließen. Die Aktie lag am Mittwochnachmittag mit 8,55 Euro (Ausgabepreis sieben Euro) zunächst im Plus, gab aber später nach.
Wachstum steht auch in diesem Jahr auf dem Plan. „Sechs Prozent mehr Umsatz“, gibt Lellé als Ziel aus, und begründet die niedrige Rate mit „kaufmännischer Vorsicht“. Das Ergebnis des ersten Quartals 2012 deutet eher auf mehr: 40 Prozent Wachstum stehen zu Buche, allerdings wohl auch durch das frühe Osterfest begründet. Zudem steht ein weitere Zukauf an, für den Halloren bereits im Dezember eine Anleihe über zehn Millionen begeben hatte, die bei 6,25 Prozent Rendite rasch vergriffen war. „Wir haben einen unterschriftsreifen Kaufvertrag, doch der Verkäufer forderte im letzten Moment ein Drittel mehr“, sagt Finanzvorstand Stuhl. Deshalb gebe es noch keinen Abschluss. Um welches Unternehmen es sich handelt, will Stuhl nicht verraten. Nach früheren MZ-Informationen ist es ein belgischer Pralinen-Hersteller.
Mit dem Wachstum einher geht die permanente Rationalisierung, um dem Preisdruck der Discounter und anderer Handelsketten wie auch steigenden Rohstoffpreisen entgegenzuwirken. So wurden die im sächsischen Delitzsch beheimatete Tochter Böhme und die Confiserie Weibler im niedersächsischen Cremlingen für zusammen gut drei Millionen Euro modernisiert. Die Effizienzsteigerung führt auch dazu, dass die Belegschaft weniger stark wächst: Zum Jahresende gehörten 633 Mitarbeiter zur Halloren-Gruppe (Vorjahr: 588).
Bewährt hat sich laut Lellé das Eventmarketing. Allein im vergangenen Jahr seien mehr als 100 000 Besucher nach Halle gekommen, um sich das Schokoladen-Museum und die gläserne Produktion anzuschauen oder ein Pralinenseminar zu belegen. Und nicht ganz nebenbei gehe dabei im Werksverkauf auch die eine oder andere Packung Süßigkeiten aller Hersteller der Gruppe über den Ladentisch.