Schließungen möglich Schließungen möglich: Harte Einschnitte bei Karstadt

Essen - Der Aufsichtsrat der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt hat eine umfassende Sanierung des Unternehmens angekündigt. Das Management bereitet die Mitarbeiter auf harte Einschnitte vor. Auch die Schließung defizitärer Filialen wird nicht ausgeschlossen, konkrete Entscheidungen über Standorte seien aber noch nicht gefallen, hieß es im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung in Essen. Nachdem die in den vergangenen Jahren verfolgte Strategie wirtschaftlich fehlgeschlagen sei, sei ein solcher Schritt zwingend. „Eine weitere Fortführung dieses Kurses würde die Verluste mittelfristig weiter ansteigen lassen“, erklärte das Management um Karstadt-Geschäftsführer Miguel Müllenbach.
Notwendig sei auch eine Senkung der Personalkosten, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Konkurrenten seien mit mehr als 20 Prozent weniger Personal auf vergleichbarer Fläche deutlich erfolgreicher.
Das vom Management vorgelegte Sanierungskonzept werde nun vom Aufsichtsrat geprüft, hieß es. Der Aufsichtsrat will am 23. Oktober zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen. Die Pläne sollten auch mit den Arbeitnehmergremien und der Gewerkschaft Verdi verhandelt werden, „um die richtige Balance zwischen Sozialverträglichkeit und wirtschaftlicher Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu finden“, hieß es weiter.
Gewerkschaften kündigen Widerstand an
Die Gewerkschaften fürchten harte Einschnitte und kündigten für einen solchen Fall bereits heftigen Widerstand an. „Wir werden um Karstadt kämpfen“, kündigte Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt an, der auch stellvertretender Aufsichtsratschef ist.
Das Unternehmen steckt seit Jahren in der Krise. Im Geschäftsjahr 2012/2013 betrug der operative Verlust 124 Millionen Euro. Der Umsatz sank von 2,9 auf 2,7 Milliarden. Die Signa-Holding des österreichischen Immobilieninvestors Benko übernahm die Warenhäuser im August für einen symbolischen Euro von Nicolas Berggruen, der die Kette nach ihrer Insolvenz im Jahr 2010 erworben hatte.
17 000 Mitarbeiter arbeiten derzeit für die angeschlagene Warenhauskette Karstadt. Sie fürchten drastische Einschnitte und bangen um ihre Jobs. Bis zu 30 der 83 Filialen könnten geschlossen werden, wurde in den vergangenen Wochen spekuliert. Karstadt bestätigte diese Zahl nicht. (dpa)
Der frühere Chef des ehemaligen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, übte Kritik an dem neuen Eigentümer. Auch von Benko sei kein wirklicher Aufschwung zu erwarten. „Er ist ein Immobilieninvestor, und er behandelt das Unternehmen so: Er interessiert sich vor allem für die Grundstücke“, sagte Middelhoff am Rande seines Untreue-Prozesses vor dem Essener Landgericht. Karstadt werde jetzt Standorte schließen, später rechne er dann mit der lange diskutierten Fusion mit dem Wettbewerber Kaufhof, sagte Middelhoff. Möglicherweise müssten danach weitere Filialen geschlossen werden.
Frühere Verhandlungen Benkos mit der Kaufhof-Mutter Metro waren vor Jahren gescheitert. Branchenkreisen zufolge hat Benko nun aber Kontakt zu Metro-Großaktionär Haniel geknüpft.
Benko will auch die Premium-Warenhäuser weiterentwickeln. Dazu gehören neben dem KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Über die Eröffnung weiterer exklusiver Vorzeigehäuser – etwa in Frankfurt am Main, Wien oder Prag – werde nachgedacht. (dpa, rtr)
