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Aus bei Fricopan Schließung des Fricopan-Werks in Klötze: Knapp 25 der rund 500 Beschäftigten haben neuen Job

02.08.2016, 10:08
Blick auf ein Stop-Schild vor dem Werksgelände des Backwarenherstellers Fricopan
Blick auf ein Stop-Schild vor dem Werksgelände des Backwarenherstellers Fricopan dpa-Zentralbild

Klötze - Die Einen suchen Investoren, die anderen neue Jobs: Knapp vier Wochen vor dem Aus beim Backwaren-Hersteller Fricopan in der Altmark sind noch viele Fragen offen. Bisher fanden erst rund 20 bis 25 der 500 Mitarbeiter einen neuen Job, wie Betriebsratschefin Gerda Hentschel sagte. „Auf die Masse an Betroffenen ist das ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Zudem seien die meisten in einem branchenfernen Betrieb untergekommen. Am Dienstag trafen sich die Mitarbeiter im Altmarksaal in Klötze bei einer Betriebsversammlung. Dabei ging es darum, die Betroffenen über die Ergebnisse der Sozialplanverhandlungen zu informieren und sie über die nächsten Schritte zu beraten, wie Hentschel sagte.

Bis zum Mittwoch seien sechs Mitarbeiter der Arbeitsagentur aus Stendal bei Fricopan, sagte eine Sprecherin der Behörde. Sie beantworteten die wichtigsten Fragen. Zudem könnten sich die Betroffenen gleich vor Ort arbeitslos melden. „Wir sind mit einer Handvoll Unternehmen aus ganz Sachsen-Anhalt im Gespräch“, sagte die Sprecherin. „Der Bedarf ist da, auch bei Betrieben aus der Nahrungsmittelbranche in der Region gibt es freie Stellen.“ In den nächsten Wochen sollen die Unternehmen und die Fricopan-Mitarbeiter per Speed-Dating oder Bewerbertage zusammengebracht werden.

Doch nicht nur die Beschäftigten suchen einen neuen Job. Auch die Investorensuche für das Werksgelände läuft weiter auf Hochtouren, wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums am Dienstag sagte. An einer Lösung für den Standort und die Beschäftigten werde gearbeitet. Es gebe mehrere ernsthafte Interessenten.

Aryzta-Werk in Eisleben als Option?

Fricopan fertigt seit 1996 Tiefkühl-Backwaren im Werk in Immekath, einem Ortsteil von Klötze. Vor allem Knoblauch- und Kräuter-Baguettes für die Kühltheken der Supermärkte laufen hier vom Band. Im Mai verkündete der Mutterkonzern Aryzta das Aus für den Standort zum 31. August. Vor knapp zwei Wochen einigten sich Geschäftsführung und Betriebsrat nach zähen Verhandlungen auf einen Sozialplan für die Mitarbeiter. Dafür musste ein Schlichter eingeschaltet werden. Laut Betriebsrat sind die Kündigungen inzwischen raus. Den Mitarbeitern stehe pro Jahr Betriebszugehörigkeit ein Jahresgehalt als Abfindung zu. Die Azubis könnten an anderen Aryzta-Standorten unterkommen.

Das ist theoretisch auch eine Option für die Fricopan-Mitarbeiter. Sie könnten sich regulär auf freie Stellen an anderen Standorten bewerben, sagte ein Konzernsprecher. Doch für viele Fricopaner sei das keine Variante, sagte Betriebsratschefin Hentschel. „Viele haben hier Familie und ein Haus.“ Diejenigen, die schon einen neuen Job gefunden hätten, nähmen daher ein geringeres Gehalt trotz weiterer Wege in Kauf. Eine Beschäftigung beim Aryzta-Werk in Eisleben, das zuletzt mit Fördergeldern ausgebaut wurde, sei eher keine Option. „Es herrscht hier die Stimmung: Wegen denen sind wir unseren Job los.“

Bis zum 31. August läuft auch die Produktion bei Fricopan weiter. „Im Juli hatten wir weniger gearbeitet, weil die Nachfrage nicht so hoch war“, sagte Hentschel. „Jetzt arbeiten wir wieder im Vollbetrieb an sieben Tagen, weil die Baguettes jetzt im Sommer besonders gefragt sind.“  (dpa)