Rotkäppchen-Mumm Rotkäppchen-Mumm: Weinmischgetränke treiben das Geschäft an

Freyburg - Viel besser konnte sich Christof Queisser den Einstieg bei der Sektkellerei Rotkäppchen-Mumm kaum wünschen: Seit August 2013 führt der 44-Jährige die Geschäfte des Freyburger Unternehmens. Im ersten vollen Geschäftsjahr, das Queisser nun verantwortet, steuert Deutschlands größtes Sekthaus auf ein Umsatzplus zu. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagte Queisser gestern noch verhalten. Allein in den Monaten November und Dezember würden 25 Prozent des Sektabsatzes getätigt. Genaue Prognosen seien daher noch nicht möglich.
Trend aus der Gastronomie
Fest steht bereits, dass die im Frühjahr eingeführten sogenannten Fruchtseccos ein Erfolg sind. Dabei greift Rotkäppchen-Mumm einen Trend aus der Gastronomie auf, die Prosecco und Holunderblüten-Sirup als Mix-Getränk „Hugo“ verkauft. Der kommt vor allem bei weiblichen Gästen gut an. Bei Rotkäppchen ist derzeit jedoch nicht wie erwartet der Holunderblüten-Mix, sondern Granatapfel der Verkaufsschlager. „Wir haben in diesem Jahr insgesamt zehn Millionen Flaschen verkauft“, sagte Queisser.
Im Vergleich zu den 168,5 Millionen abgesetzten Flaschen klassischen Sekts im vergangenen Jahr ist das Segment noch vergleichsweise klein, doch wächst es stark.
Nach Angaben des Marktforschungsinstituts IRI aus Düsseldorf hat der deutsche Schaumweinmarkt von Januar bis Oktober 2014 um drei Prozent zugelegt. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung waren die weinhaltigen Cocktails wie der Rotkäppchen Fruchtsecco. Das Segment legte um satte 18 Prozent zu. Der klassische Sektbereich verlor dagegen in Deutschland 4,5 Prozent.
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Vom Erfolg beflügelt, will die Sektkellerei im kommenden Frühjahr neue Fruchtsecco-Sorten auf den Markt bringen und investiert auch in neue Technik. „Wir werden am hessischen Standort Eltville eine neue Abfüllanlage aufbauen“, sagte Ulrich Wiegel, Geschäftsführer Produktion. Bisher füllen noch Auftragsfertiger die Fruchtseccos ab. Rotkäppchen-Mumm dürfte damit auf dem Weg sein, auch im neuen Segment deutscher Marktführer zu werden.
Ebenfalls in Eltville wurde in diesem Jahr eine neue Abfüllanlage für Sekt installiert. Leistung: 20 000 Flaschen pro Stunde. „Wir investieren dafür 13,2 Millionen Euro“, so Wiegel. Im klassischen Sekt-Geschäft mit den Marken Rotkäppchen, Mumm, Jules Mumm, MM Extra und Geldermann strebt das Sekthaus 2014 ebenfalls „eine positive Entwicklung an“. Im Jahr 2013 musste das Unternehmen erstmals seit mehr als 20 Jahren Absatzrückgänge hinnehmen.
Mehr Flaschengärungen
Das klassische Sektgeschäft wurde in den vergangenen Jahren vor allem durch Rosé-Sorten und alkoholfreien Schaumwein angekurbelt. Queisser erwartet künftig auch ein Wachstum im Premium-Segment. „Zu besonderen Anlässen wird immer öfter auch ein besonderer Sekt gesucht“, erklärte der Unternehmenschef. Bisher biete die Marke Rotkäppchen dazu eine Flaschengärung Weißburgunder an, die in diesem Jahr bereits im Herbst ausverkauft war. Die Trauben dafür stammen aus dem Saale-Unstrut-Gebiet. Im Frühjahr kam ein Riesling als Flaschengärung hinzu, nun folgen Chardonnay und Spätburgunder.
Um im klassischen Sektgeschäft weiter zu wachsen, setzen die Freyburger verstärkt auf den Export. Russen und Kanadier sollen von Rotkäppchen überzeugt werden. In Russland - ein Importverbot für Sekt gibt es nicht - sei man derzeit in den großen Städten wie Moskau und St. Petersburg vertreten, sagte Queisser. „Wir gehen Stadt für Stadt voran.“ Bei der Größe des Landes werde dies ein „Marathon“. (mz)
