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Rocket Internet Rocket Internet: Samwer-Brüder blähen ihre Firma auf

Von Jonas Rest 03.10.2014, 08:44
Oliver Samwer, Vorstandsvorsitzender und Gründer des Berliner Internet-Beteiligungsunternehmens Rocket Internet, weiß, dass die Strategie seiner Firma das generierte Geld schnell investieren muss.
Oliver Samwer, Vorstandsvorsitzender und Gründer des Berliner Internet-Beteiligungsunternehmens Rocket Internet, weiß, dass die Strategie seiner Firma das generierte Geld schnell investieren muss. dpa Lizenz

Als eine Art deutsches Alibaba hatte sich die Start-Up-Fabrik Rocket Internet der Brüder Marc, Alexander und Oliver Samwer zu positionieren versucht und ihren Börsengang gleich noch vorgezogen, damit er keine zwei Wochen nach dem chinesischen Internetkonzern folgte. Doch während Alibaba am ersten Handelstag Kursgewinne von 36 Prozent verbuchen konnte, stand bei Rocket nach dem ersten Börsentag am Donnerstag ein Minus von 13 Prozent. Auch Zalando, die bekannteste Rocket-Ausgründung, die bei ihrem Börsengang am Tag zuvor ihren Ausgabekurs noch hatte halten können, verlor zwölf Prozent.

Anleger, die auf schnelle Zeichnungsgewinne wie bei Alibabas Kurssprung gesetzt hatten, gingen leer aus. Aus ihrer Sicht waren die Börsengänge eine Enttäuschung. Anders aus der Sicht von Zalando und Rocket: Der Börsengang bedeutete für sie zunächst einmal, dass es gelungen ist, zu sehr guten Bewertungen an neues Geld zu gelangen, um ihr weiteres Wachstum zu finanzieren. Besonders Rocket hat es dabei fertig gebracht, die eigene Bewertung größtmöglich aufzublähen.

Utopische Bewertungen im Vorfeld

Oliver Samwer hat es einmal als seine Methode beschrieben, „unglaublich viel Geld zu unglaublichen Bewertungen" einzutreiben. Beim Börsengang ist ihm das zweifelsohne gelungen, vermutlich in einem Ausmaß wie noch nie zuvor. Die Entwicklung von Rockets Bewertung ist atemberaubend: Vor nicht einmal zwei Monaten, Anfang August, wurden die Rocket-Firmen bei einer Finanzierungsrunde mit 2,6 Milliarden Euro bewertet, der Apparat Rocket Internet folglich mit rund 400 Millionen Euro.

Zum Börsengang sollen die Rocket-Firmen zwar immer noch 2,6 Milliarden Euro wert gewesen sein. Doch die Marktkapitalisierung zum Ausgabepreis der Aktien bedeutete, dass der Wert des Rocket-Apparats plötzlich auf rund 1,5 Milliarden Euro angewachsen war. Mehr als eine Milliarde Euro also, die aus dem nichts entstanden ist, und das innerhalb von zwei Monaten. Selbst für Oliver Samwer’sche Verhältnisse ist das unglaublich viel.

Der Absturz des Kurses am ersten Handelstag war so gesehen nicht wirklich überraschend. Nach den Kursverlusten war Rocket noch 5,7 Milliarden Euro wert - der Aufschlag von einer Milliarde Euro wurde also wieder fast komplett geschluckt. Dabei dürfte es zunächst auch bleiben: Eine Erholung des Kurses in nächster Zeit ist eher unwahrscheinlich - nicht wenige halten schon die Bewertung der Portfolio-Firmen mit 2,6 Milliarden Euro für viel zu hoch. Überprüfen lässt sich diese angesichts der wenigen bekannten Zahlen ohnehin nicht.

Rockets Strategie ist kostenintensiv

Langfristig hat Rocket mit der aggressiven Bepreisung seiner Aktien beim Börsengang noch nichts gewonnen: Denn bei Rocket ist nach der Geldaufnahme immer vor der Geldaufnahme. Die Strategie, E-Commerce-Firmen zu Marktführern in den Entwicklungsländern zu machen, ist sehr kostenintensiv. Knapp eine halbe Milliarde Verlust machten zuletzt alleine die umsatzstärksten Firmen der Start-Up-Fabrik. Eine Summe, die - wie die Entwicklung Zalandos gezeigt hat - zunächst noch ansteigen dürfte.

Auch die 1,6 Milliarden Euro, die der Börsengang gebracht hat, dürften da kaum zwei Jahre reichen. Um dann wieder unglaublich viel Geld zu einer unglaublichen Bewertung einzusammeln, wird es nicht ausreichen, sich zum deutschen Alibaba zu erklären und das Timing richtig hin zu bekommen. Oliver Samwer wird dann harte Zahlen liefern müssen.

Oliver Samwer (r.), Vorstandsvorsitzender und Gründer des Berliner Internet-Beteiligungsunternehmens Rocket Internet, läutet auf dem Parkett in Frankfurt am Main beim Börsengang neben Vorstandsmitglied Alexander Kudlich die Börsenglocke.
Oliver Samwer (r.), Vorstandsvorsitzender und Gründer des Berliner Internet-Beteiligungsunternehmens Rocket Internet, läutet auf dem Parkett in Frankfurt am Main beim Börsengang neben Vorstandsmitglied Alexander Kudlich die Börsenglocke.
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Sinneswandel zum Sprachrohr: Oliver Samwer tritt seit der Ankündigung des Börsengangs von Rocket Internet als Gesicht der Firma in Erscheinung.
Sinneswandel zum Sprachrohr: Oliver Samwer tritt seit der Ankündigung des Börsengangs von Rocket Internet als Gesicht der Firma in Erscheinung.
REUTERS Lizenz