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Riestern mit Moral: Nachhaltige Altersvorsorge

Von Sebastian Knoppik 03.04.2008, 07:51

Bonn/Berlin/dpa. - Riester-Anlagen sind wegen der staatlichen Zuschüsse besonders geeignet für die private Altersvorsorge. Wer mit seinem Geld keine Konzerne unterstützen möchte, die etwa Atomstrom produzieren, kann auch nachhaltige Altersvorsorgeprodukte wählen.

Das Angebot ist allerdings noch immer sehr schmal. Unter dem Etikett «Nachhaltiges Investment» werden spezielle Anlageformen zusammengefasst, die das Geld der Anleger nach sozialen, ethischen oder ökologischen Kriterien anlegen. «Ein nachhaltiges Investment sollte sich auch finanziell für den Anwender lohnen», sagt Stefan Rostock von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch in Bonn. Rostock und seine Kollegen haben bereits vor fünf Jahren die Riester-Angebote unter die Lupe genommen. Dabei war die Qualität der Produkte durchaus zufriedenstellend: «Mir ist kein Produkt untergekommen, von dem ich abraten würde.»

Das Angebot ist allerdings immer noch sehr eingeschränkt. Eine aktuelle Auflistung des Freiburger Öko-Instituts enthält nur elf nachhaltige Riester-Produkte. In der Liste finden sich nur ein Banksparplan und ein Riester-Fondssparplan. Bei den übrigen Produkten handelt es sich um Riester-Rentenversicherungen.

Die Produkte unterscheiden sich grundsätzlich durch die Anlagestrategie. So gibt es Fonds, die nach Positivkriterien in Unternehmen investieren, die etwa in der Umweltbranche tätig sind - beispielsweise Solar-Firmen. Andere Fonds setzen Negativkriterien an, bei denen etwa Aktien von Rüstungsunternehmen, Atomenergie-Konzernen oder Gen-Firmen ausgeschlossen sind. Der dritte Ansatz ist die Abbildung eines Nachhaltigkeitsindexes wie etwa des Natur-Aktien-Index (NAI).

Neben diesen drei sehr strengen Kriterien gibt es den eher weichen «Best-in-Class»-Ansatz: Dabei werden unter konventionellen Unternehmen diejenigen ausgewählt, die innerhalb der Branche am ehesten umweltschonend oder sozialverträglich arbeiten. Dieser Ansatz kann aber trotzdem sinnvoll sein, wie Stefan Rostock erklärt: «Hierdurch kann ein Wettbewerb um nachhaltiges Verhalten bei den Unternehmen entstehen.»

Aber auch aus finanziellen Erwägungen heraus kann sich der «Best-in-Class»-Ansatz lohnen. «Das Anlageuniversum ist bei dieser Strategie größer. Dadurch sinkt das Risiko für den Anleger», sagt Walter Kahlenborn, Geschäftsführer des Forums Nachhaltige Geldanlagen in Berlin. Ganz grundsätzlich kann sich auch die Rendite von ethisch-ökologischen Anlagen sehen lassen.

Trotzdem raten Experten, sich nicht nur über die nachhaltigen Anlagekriterien eines Produktes zu informieren, sondern auch dessen ökonomische Eigenschaften im Blick zu behalten. Verbraucherschützer empfehlen grundsätzlich eher Bank- oder Fonds-Sparpläne als private Rentenversicherungen, weil hier die Kosten geringer sind. «Das gilt natürlich auch für nachhaltige Riester-Angebote», sagt Susanne Meunier, Redakteurin der Zeitschrift «Finanztest» in Berlin.

Die Expertin rät zudem, sich darüber zu informieren, in welche Fonds die Beiträge des Anlegers fließen. Gerade hier sieht Walter Kahlenborn ein Problem bei einigen Anbietern. «Bei manchen gilt die Nachhaltigkeit nur für einen Teil des angelegten Geldes.»

INFO: Nachhaltiger schlägt konventionellen Index

Der Natur-Aktien-Index (NAI) ist ein Börsenbarometer, in das ausschließlich Aktien von Unternehmen aufgenommen werden, die als ökologische Vorreiter gelten. Auf langfristige Sicht hat der von dem Öko-Finanzunternehmen Securvita betreute Index eine bessere Bilanz als der Vergleichsindex MSCI World: Während sich der Wert des Natur-Aktien-Index in den vergangenen fünf Jahren etwa vervierfachte, stieg der MSCI World lediglich auf etwa das Doppelte an.

Infos zu nachhaltigen Riester-Produkten: www.nachhaltiges-investment.org

Nachhaltige Alternsvorsorge-Produkte im Überblick: www.ecotopten.de/prod_vorsorge_prod.php

Ratgeber der Verbraucherschützer (pdf-Format): www.vzbv.de/mediapics/1027067784Kurzratgeber2.pdf