Kommentar zu Rentenzahlungen Rentenzahlungen an Martin Winterkorn: Die Bezüge sind des ehemaligen VW-Chefs sind obszön

Berlin - Martin Winterkorn liefert Verdruss millionenfach frei Haus. Ein Mann, in dessen Zeit als VW-Vorstandschef einer der größten Wirtschaftsskandale der bundesdeutschen Geschichte fällt, der also zumindest mittelbar für Strafzahlungen in Milliardenhöhe und den resultierenden Abbau zigtausender Arbeitsplätze verantwortlich ist, kassiert nach seinem Rückzug vor 16 Monaten weiterhin ungerührt Millionen: Erst als Gehalts und Bonus-Zahlungen, seit Jahreswechsel als Betriebsrente de Luxe. Fast 3100 Euro pro Tag plus Dienstwagen bis ans Lebensende wären selbst für einen ungebrochen erfolgreichen Konzernchef im Ruhestand überaus üppig bemessen. Im Fall Winterkorns erscheinen die Zahlungen aber nachgerade obszön.
Es wäre ein Gebot sozialer Hygiene, zumindest einen Großteil des Geldes gemeinnützigen Zwecken zukommen zu lassen. Offenbar fehlt es Winterkorn aber an der hierfür nötigen charakterlichen Ausstattung. Dass ein solcher Mann über acht Jahre hinweg die Geschicke des größten deutschen Konzerns leiteten durfte, ist gruselig genug. Auch der Umstand, dass der Konzernaufsichtsrat die Millionenzahlungen an Winterkorn in dessen Arbeitsvertrag festlegte, macht schaudern – zumal das Kontrollgremium mehrheitlich mit Vertretern der Belegschaft, der IG-Metall und der niedersächsischen Landesregierung besetzt ist. Am schlimmsten aber erscheint das irritationslose Weiter so und der herablassende Umgang des Konzerns mit der Öffentlichkeit und den geschädigten Kunden. Signale, die auf einen ernst zu nehmenden Lernprozess in Vorstand oder Aufsichtsrat hindeuten, sind kaum auszumachen.
Letztlich schaden Winterkorn und Konzern nicht nur der Reputation der deutschen Autobranche, sondern der Legitimation der wirtschaftlichen und politischen Strukturen insgesamt. Wer, ob von links oder rechts, Argumente gegen „das System“ sucht, wird in Wolfsburg fündig.