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Rentenvorsorge Rentenvorsorge: Die kluge Frau verlässt sich nicht auf den Ehemann

15.04.2004, 08:46
Die kluge Frau baut vor - damit es auch in späteren Jahren bei den Finanzen keine Probleme gibt, sollten gerade Frauen rechtzeitig planen und die Altersvorsorge in die eigene Hand nehmen. (Foto: dpa)
Die kluge Frau baut vor - damit es auch in späteren Jahren bei den Finanzen keine Probleme gibt, sollten gerade Frauen rechtzeitig planen und die Altersvorsorge in die eigene Hand nehmen. (Foto: dpa) Mascha Brichta

München/Berlin/dpa. - «Bei vielen Frauen ist der Lebenslauf nicht so geradlinig wie bei Männern», sagt Svea Kuschel, Finanzberaterin aus München. Sie gründete 1986 das erste Finanzdienstleistungsunternehmen für Frauen in Deutschland. Viele Frauen arbeiteten einige Jahre, kümmerten sich dann um ihre Kinder und stiegen später wieder als Teilzeitkraft in den Beruf ein. «Deshalb brauchen sie eine flexible Altersvorsorge, bei der sich der Beitrag der jeweiligen Situation anpassen lässt.»

Hier sieht auch Petra Ahrens, wissenschaftliche Mitarbeiterin am GenderKompetenzZentrum in Berlin, ein grundsätzliches Problem: «Grundlage für Gesetze und Versicherungsmodelle sind oft Stereotypen wie der Arbeitnehmer, der 45 Jahre lang in seine Rentenversicherung einzahlt.» Dem entsprechen Frauen aber nur selten, sagt die Wissenschaftlerin. Am Kompetenzzentrum wird die Benachteiligung von Frauen unter anderem in Finanzfragen untersucht.

Neben tatsächlichen Benachteiligungen fehlt Frauen aber in vielen Fällen auch schlicht das Engagement: «Immer noch delegieren viele Frauen das Thema Finanzen generell an den Ehemann, Vater oder Bruder», sagt Kuschel. Dabei sollte die Selbstständigkeit in finanziellen Fragen nicht hintenan gestellt werden: «Für viele Frauen hat eine Scheidung finanziell erhebliche negative Folgen.»

Zumindest das generelle Bewusstsein für Finanzfragen ist laut Jörg Schorr, Leiter der Abteilung Vorsorge-Management bei der HypoVereinsbank in München, bei den meisten Frauen aber vorhanden. Zum gleichen Ergebnis kam 2003 eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid in Bielefeld im Auftrag der Commerzbank. In der Umfrage gaben 80 Prozent der Frauen an, in einer Partnerschaft finanziell auf eigenen Beinen stehen zu wollen. Nur 34 Prozent stimmten der Aussage zu, dass eine Partnerschaft die finanzielle Absicherung bedeutet.

Eine bestimmte Anlageform lässt sich Frauen nicht pauschal empfehlen. Spezifische «Frauenprodukte» seien sinnlos, denn es gibt keine «Standardfrau», sagt Kuschel. «Generell gilt: Wenn bei einer Finanzberatung nur Produkte angepriesen werden und nicht auf die persönliche Lebenssituation und die individuellen Ziele eingegangen wird, sollte man gehen.»

Der HypoVereinsbank-Experte Schorr rät Frauen zu einigen Grundregeln bei der Altersvorsorge: «Sie sollten in den ersten zehn Jahren deutlich mehr in die private Altersvorsorge einzahlen.» Der Grund sei, dass ihre Rente in der Regel geringer ausfällt als die von Männern. Deshalb sollten sie außerdem möglichst früh mit der Vorsorge beginnen. «Sie müssen auch mögliche Unterbrechungen durch Kinder mit einrechnen.» Es sei umso wichtiger, jede Phase der Berufstätigkeit zur Vorsorge zu nutzen.

Was die Unterbrechungen der Berufstätigkeit angeht, rät Kuschel zum Umdenken: «Man sollte von einem Familieneinkommen ausgehen.» Wenn die Frau wegen der Kindererziehung zu Hause bleibt, ist das Einkommen des Mannes nicht allein «sein» Geld. «Es ist doch denkbar, dass in diesen Phasen von dem Einkommen auch ihre private Altersvorsorge mit finanziert wird.»