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Rententipps für Frauen Rententipps für Frauen: Darum ist ein Mann keine Altersvorsorge

Von Gesa Schölgens 20.04.2015, 08:41
Die kluge Frau baut vor – damit es auch in späteren Jahren bei den Finanzen keine Probleme gibt, sollten gerade Frauen rechtzeitig planen und die Altersvorsorge in die eigene Hand nehmen.
Die kluge Frau baut vor – damit es auch in späteren Jahren bei den Finanzen keine Probleme gibt, sollten gerade Frauen rechtzeitig planen und die Altersvorsorge in die eigene Hand nehmen. Mascha Brichta/dpa/gms Lizenz

Finanziell auf eigenen Füßen zu stehen, das sollte für Frauen heute selbstverständlich sein. Eigentlich. Denn es gibt immer noch Frauen, die auf einen Versorger angewiesen sind, oder sich sogar darauf verlassen, bis ins hohe Alter mitunterstützt zu werden. Doch in der Realität scheitert mehr als dritte Ehe – und nach einer Trennung oder dem plötzlichen Tod des Mannes droht gerade Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, häufig die Altersarmut.

Hinzu kommt: Noch immer verdienen weibliche Berufstätige in vielen Jobs weniger als ihre männlichen Kollegen. Zudem haben sie deutlich häufiger Jobpausen oder arbeiten der Familie wegen in Teilzeit. Die Folge ist ein geringerer gesetzlicher Rentenanspruch, da während des gesamten Berufslebens weniger Beiträge eingezahlt worden sind.

Frauen machen sich zu wenig Gedanken

Gerade junge Frauen schieben jedoch das Thema Altersvorsorge gern auf die lange Bank“, sagt Silke Barth, Vorsorgeexpertin bei der Lebensversicherung CosmosDirekt. „Erst später stellen dann viele fest, dass die gesetzliche Rente nicht genügen wird.“

Die durchschnittliche gesetzliche Frauenrente in den westlichen Bundesländern liegt laut Deutscher Rentenversicherung bei 508 Euro pro Monat, die Männerrente im Schnitt bei etwa 1005 Euro (Stand 2012). In den neuen Bundesländern sind es 730 Euro für Frauen und 1073 Euro für Männer. Ganz klar also, dass Frauen aktiv werden müssen, statt sich auf ihre bessere Hälfte zu verlassen.

Deshalb haben Finanzberaterin Helma Sick und die ehemalige Bundesfrauenministerin Renate Schmidt das Thema aufgegriffen. In ihrem Ratgeber „Ein Mann ist keine Altersvorsorge“ (Kösel Verlag) rufen sie die Frauen auf, finanziell unabhängig zu werden. Und sie machen deutlich, was Politik und Wirtschaft verändern müssen, damit Frauen endlich Familie und Beruf besser vereinbaren können. Wir stellen ein paar Ideen und Tipps aus dem Buch vor:

Finanzielles mit dem Partner regeln

„Lieber jetzt unromantisch als später arm “, lautet der Lieblingsspruch von Autorin Helma Sick. Und da ist viel Wahres dran. Es fängt schon bei den Bankkonten an, denn viele Paare richten gemeinsame Konten ein, und im Streitfall kann es sein, dass plötzlich kein Geld mehr aufs Konto fließt oder eine Vollmacht widerrufen wird. „Besser wäre es, wenn jeder der Ehepartner ein eigenes Konto hat und jeder seinen Anteil am gemeinsamen Budget auf ein gemeinsames Konto einzahlt“, empfiehlt Familienrechtsanwältin und Gleichberechtigungsfachfrau Lore Maria Peschel-Gutzeit im Ratgeber.

Auch die Aufgaben sollten rechtzeitig verteilt werden: Wer kümmert sich wie lange um Kinder und Haushalt? Wie soll der finanzielle Ausgleich aussehen, den derjenige bekommt, der zu Hause bleibt? In einem Ehe- oder Partnerschaftsvertrag sollten Paare Unterhaltsfragen klären, um im Fall einer Trennung Auseinandersetzungen vor Gericht zu vermeiden. Bei traditionellen Rollenverteilungen und nicht verheirateten Eltern ist es noch wichtiger, rechtliche Vorkehrungen zu treffen.

Möglichst früh anfangen zu sparen

Grundsätzlich funktioniert Altersvorsorge für Frauen genauso wie für Männer. Zunächst müssen etwaige Schulden abgebaut, dann die Existenz gesichert und schließlich das Vermögen und die Altersvorsorge aufgebaut werden. Wer bereits zu Beginn des Berufslebens regelmäßig Beiträge einzahlt, auch wenn sie zunächst etwas geringer sind, profitiert später von einer Zusatzrente.

Das setzt natürlich eines voraus: „Jede Frau sollte einer bezahlten Tätigkeit nachgehen, Sie sollte nach der Geburt eines Kinder die Berufstätigkeit nur so kurz wie möglich unterbrechen“, so Peschel-Gutzeit.

Weitere Tipps für Frauen gibt es auf der nächsten Seite.

Riester ausschöpfen, flexibel vorsorgen

Selbst wer in Zeiten geringen Einkommens knapp kalkulieren muss, kann für den Ruhestand vorsorgen: Mit flexiblen Vorsorgeprodukten lassen sich Beiträge jederzeit anpassen, wenn einmal mehr oder weniger Geld zur Verfügung steht. Helma Sick rät hier: „Legen Sie Ihren Sparvertrag zur Altersvorsorge nicht still, wenn Sie beruflich pausieren.“ In solchen Fällen sollte die Altersversorgung aus dem Familieneinkommen weitergeführt werden.

Zudem fördert der Staat mit der Riester-Rente die private Altersvorsorge. Sparerinnen erhalten die Zulagen und Steuervorteile auch während der Elternzeit und bei Teilzeitjobs.

Und das sind die No-Gos für Frauen

Hier noch ein paar Fakten über Frauen und die Rente:

Frauen werden derzeit im Durchschnitt 81,4 Jahre alt, Männer „nur“ 74,5 Jahre. Bei einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren erhalten Frauen statistisch etwa doppelt so lange Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung wie Männer. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass sie eventuelle Versorgungslücken doppelt so lange mit privaten Vorsorgemitteln ausgleichen müssen.

Von den berufstätigen 30- bis 59-jährigen Frauen arbeiten lediglich 50 Prozent 36 Stunden und mehr, 33 Prozent arbeiten weniger als 30 Stunden, zeigt die Studie „Die Generation Mitte“ des Instituts für Demoskopie Allensbach (2013).

Fast fünf Millionen Menschen in Deutschland gehen einem oder zwei der so genannten Minijobs („450-Euro-Jobs“) nach. Der Großteil davon, etwa zwei Drittel, sind Frauen. Bei verheirateten Frauen ist der Minijob pur – ein Minijob, der nicht zusätzlich zu einem sozialversicherungspflichtigen Hauptjob ausgeübt wird – „mit erheblichen Risiken im Lebenslauf verbunden“, heißt es in einer Studie des Delta-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung.

Eine halbe Million Menschen über 65 Jahre bekam Ende 2013 Grundsicherung vom Staat. Ende 2013 waren das 7,4 Prozent mehr als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Besonders häufig darauf angewiesen sind Frauen, vor allem in Westdeutschland. 2013 bezogen in den alten Bundesländern 36 von 1000 Frauen und 27 von 1000 Männern dieses Alters Grundsicherung. In den neuen Ländern einschließlich Berlin waren es 22 von 1000 Frauen und 20 von 1000 Männern.

Fazit

Für die beiden Autorinnen steht fest: Es muss sich etwas in den Köpfen der Gesellschaft ändern. Frauen müssen Aufgaben an Männer abgeben, damit sie den gleichen beruflichen Erfolg erreichen können. „Auch Väter werden dabei gewinnen“, sind sie überzeugt. Darüber hinaus halten sie eine Frauenquote für wichtig – und eine modernere und gerechtere Familien- und Steuerpolitik, die berufstätige Frauen nicht mehr benachteiligt (Stichwort: Ehegattensplitting, beitragsfreie Krankenversicherung und Witwenrente).

Alles zwar Forderungen, die für die meisten nicht neu sind, aber durch die geschickte Begründung der Finanzexpertinnen auch Skeptiker überzeugen könnten.

Helma Sick und Renate Schmidt schaffen es, ein komplexes Thema häppchenweise sehr gut aufzubereiten. Eine prima Argumentationshilfe ist insbesondere das Kapitel über die Vorurteile („An der Supermarktkasse kann sich eine Frau doch nicht verwirklichen“) und die Ausreden der Frauen. Gespickt ist das Gesamtwerk obendrein mit vielen echten Fällen, interessanten Interviews und mit nicht mehr Statistiken als notwendig. So empfiehlt sich die Lektüre des Ratgebers für Frauen jeden Alters – und ihre Partner ebenso.

Die Autorinnen warnen Frauen davor, zu wenig zu arbeiten.
Die Autorinnen warnen Frauen davor, zu wenig zu arbeiten.
Kösel Verlag Lizenz
Auch wenn heute der Himmel voller Geigen hängte – bei einer Trennung droht gerade Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, häufig eine schmerzhafte Altersarmut.
Auch wenn heute der Himmel voller Geigen hängte – bei einer Trennung droht gerade Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, häufig eine schmerzhafte Altersarmut.
dpa Lizenz
Frauen müssen sich um das Thema Geld kümmern. Denn durch Babypause, Teilzeit- und Minijobs oder die Pflege älterer Familienmitglieder bekommen sie später oft weniger Rente als Männer.
Frauen müssen sich um das Thema Geld kümmern. Denn durch Babypause, Teilzeit- und Minijobs oder die Pflege älterer Familienmitglieder bekommen sie später oft weniger Rente als Männer.
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Für die Altersvorsorge ist es nie zu spät – aber Frauen müssen umso mehr investieren, je später sie beginnen.
Für die Altersvorsorge ist es nie zu spät – aber Frauen müssen umso mehr investieren, je später sie beginnen.
dpa Lizenz