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Reiche in Deutschland Reiche in Deutschland: Gebildete, ältere Männer mit wenig Freizeit

Von Stephan Kaufmann 19.10.2016, 10:29

Berlin - Über die Lebenssituation von Armen und Arbeitslosen in Deutschland gibt es zahllose Studien. Wenig bekannt ist dagegen über die Reichen. Diese kleine Gruppe lebt im Verborgenen. Nun hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer nicht-repräsentativen Sondererhebung untersucht, was die Personen mit besonders viel Geld vom Rest der Menschheit unterscheidet.

Die Reichen sind tatsächlich reich

Das ist weniger banal, als es klingt. Denn wer über viel Geld verfügt, könnte auch arm sein  – zum Beispiel, wenn er gleichzeitig hohe Schulden hat. Doch dem ist nicht so, die Reichen in Deutschland sind wirklich reich. 95 Prozent der vom DIW Befragten nannten ein Pro-Kopf-Haushaltsnettovermögen von  500.000 Euro ihr eigen. 70 Prozent hatten eine Million und mehr. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Deutsche besitzt netto 85.000 Euro.

Die Reichen haben Unternehmen

Für den normalen Deutschen ist die Immobilie – wenn er sie denn hat - sein wertvollstes Gut. Bei den Hochvermögenden dagegen machen Häuser und Wohnungen nur 40 Prozent des Vermögens aus. Weitere 20 Prozent  sind Betriebsvermögen – über das durchschnittliche Deutsche so gut wie gar nicht verfügen. 40 Prozent der Reichen sind Unternehmer oder Selbstständige (Gesamtbevölkerung: sieben Prozent). Dagegen haben nur fünf Prozent von ihnen den Status von Arbeitern oder Angestellten.

Die Reichen erben viel

Das DIW befragte die Vermögenden danach, wie ihr Reichtum entstanden ist. Als häufigster relevanter Grund wurden Erbschaften und Schenkungen genannt, sie spielten für 67 Prozent eine herausragende Rolle.  60 Prozent – Mehrfachnennungen waren möglich – nannten ihre Tätigkeit in Selbstständigkeit und Unternehmertum. Weitere Quellen des Reichtums sind Immobilienbesitz (42 Prozent) und Finanzgeschäfte (35 Prozent). Mit Lohnarbeit wird man selten reich, sie nannten nur 29 Prozent der Befragten als relevanten Grund für ihren Wohlstand. Ein Unterschied zwischen Männern und Frauen findet das DIW beim Thema Heirat: Unter den hochvermögenden Frauen nannten 21 Prozent die Eheschließung als Quelle ihres Reichtum – dies war der dritthäufigste Hauptgrund unter den befragten Frauen.

Reiche sind gebildete ältere Männer

Dass eher Frauen als Männer per Heirat zu Reichtum kommen, ist kein Wunder: Die großen Vermögen gehören vor allem den Männern. Sie machen drei Viertel der Gruppe der Reichen aus. Hochvermögende sind zudem mit durchschnittlich 59 Jahren gut drei Jahre älter als der durchschnittliche Deutsche. Die Hälfte von ihnen verfügt über einen akademischen Abschluss, in der Gesamtbevölkerung ist dies nur knapp ein Viertel.

Reiche verdienen viel

Da Vermögen Erträge in Form von Zinsen, Dividenden und Mieten abwerfen, haben Reiche auch besonders hohe Einkommen. Im Durchschnitt verdienen sehr vermögende Haushalte netto 13.500 Euro pro Monat, das ist fünfmal mehr als in der Gesamtbevölkerung (2400 Euro). Ein Drittel der Hochvermögenden gibt ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 10.000 und 18.000 Euro pro Monat an.

Reiche arbeiten viel

Bedingt durch den hohen Anteil Selbstständiger liegt die wöchentliche Arbeitszeit ebenfalls hoch. Die Reichen gaben  im Durchschnitt 48 Stunden an. Der durchschnittliche Erwerbstätige kommt dagegen nur auf 39 Stunden.

Reiche sind zufriedener

In einer Zufriedenheitsskala von 1 bis 11 geben die Deutschen besonders häufig Werte zwischen sieben und acht an. Hochvermögende dagegen wählen relativ häufiger die Werte 10 und 11. Bemerkenswert: Obwohl Soziologen und Ökonomen davon ausgehen, dass ab einer bestimmten Stufe des Wohlstands die Zufriedenheit nicht mehr zunimmt, sind die Hochvermögenden immer noch glücklicher als die unter ihnen stehende Gruppe der Sehr Wohlhabenden.