Rasanter Internet-Einkauf Rasante Lieferung nach Online-Shopping: Fahrradkuriere und Same-Day-Delivery
Halle (saale) - Die Fahrrad-Kuriere von Foodora fallen auf: Mit riesigen rosa Kisten auf dem Rücken oder dem Gepäckträger fahren sie in deutschen Großstädten Essen aus. An die zeitnahe Zustellung von Spaghetti, Sushi oder Schnitzel haben sich die Kunden längst gewöhnt.
Bald könnten auf den Radwegen aber auch Kuriere mit Kisten von Amazon, Otto oder Zalando unterwegs sein. Denn der Online-Handel befindet sich „im Geschwindigkeitsrausch“, wie Torsten Furgol, Handelssekretär der Gewerkschaft Verdi in Sachsen-Anhalt es nennt. Das aktuelle Manager-Zauberwort heißt: „Same-Day-Delivery“. Also die Lieferung am selben Tag, an dem die Bestellung erfolgt ist.
Same-Day-Delivery für Online-Händler: Hohe Arbeitsbelastung
Wie in vielen anderen Bereichen auch ist Amazon Vorreiter: Bereits Ende 2015 verkündete das Unternehmen, in 14 deutschen Großstädten, darunter der Großraum Leipzig/Halle, eine Lieferung am Bestelltag anzubieten. Kunden, die am Morgen ein Buch, ein Kleid oder Turnschuhe bestellen, bekommen diese zwischen 18 und 21 Uhr geliefert.
Einer Untersuchung zufolge, die das Kölner Institut für Handelsforschung zusammen mit dem Paketdienst Hermes durchführte, bieten erst sechs Prozent der Händler eine Zustellung am Tag der Bestellung an. Aber die Nachfrage wächst und damit der Druck auf die Anbieter, diesen Servicestandard zu erreichen.
Noch liegt der Marktanteil von „Same-Day“ bei einem Prozent, doch die Beratungsgesellschaft McKinsey schätzt, dass der Anteil bis 2025 auf 20 Prozent steigen kann. Die Lieferung am nächsten Tag dürfte dann Standard sein.
Das setzt auch die Paketdienste und die vielen Versandzentren unter Druck. Sie sind die Räder und das Getriebe des Online-Handels. Ein Blick in das Hermes-Fulfilment-Versandzentrum in Haldensleben, das zur Otto-Gruppe gehört, zeigt das. 60 bis 70 Sendungen verpacken jede der Mitarbeiterinnen hier pro Stunde.
Eine Sendung besteht dabei in der Regel aus mehreren Artikeln. Obwohl ein Teil des Warenstroms im Lager bereits automatisiert wurde, ist laut Verdi-Sekretär Furgol die Arbeitsbelastung sehr hoch. Bis zu 300 000 Sendungen verlassen das Versandzentrum täglich.
Doch auch das reicht noch nicht. Das Versandzentrum will im kommenden Jahr erreichen, dass 95 Prozent aller Sendungen, die bei Otto oder einer der Tochtergesellschaften bestellt werden, binnen 48 Stunden zugestellt sind. Um das steigende Artikelaufkommen und die enger werdenden Zeitvorgaben zu erfüllen, soll nun auch eine Nachtschicht eingeführt werden. Diese wird zwar besser bezahlt, bedeutet für die betroffenen 400 bis 500 Mitarbeiter allerdings eine zusätzliche Belastung. Hermes will nun erreichen, dass Mitarbeiter freiwillig die Nachtschicht übernehmen. Frauen mit Kindern unter zwölf Jahren dürfen aus rechtlichen Gründen für solche Jobs nicht verpflichtet werden.
Mit einem klassischen Zentrallager wie in Haldensleben, das ganz Deutschland mit Textilien beliefert, wird eine Zustellung am gleichen Tag aber wohl nicht möglich sein. Um das schnelle Lieferversprechen einzuhalten, bauen einige Versandhändler ihre Verteillager in der Nähe von oder direkt in deutschen Großstädten. In der schönen neuen Einkaufswelt könnten dann nicht nur Paket-Fahrzeuge, sondern auch Fahrrad-Kuriere oder gar Drohnen die Belieferung übernehmen.
Lieferung für Online-Händler: Bote öffnet Haustür allein
Und Amazon hat noch eine radikale Idee für die Zustellung seiner Pakete, wenn niemand zu Hause ist: Der Bote des Online-Händlers soll einfach die mit einem digitalen Schloss versehene Haustür öffnen und die Waren reinstellen. Dass dabei alles mit rechten Dingen zugeht, soll eine vernetzte Kamera sicherstellen, die die Haustür beobachtet. Der Konzern verkauft das Paket aus Kamera und einem kompatiblen Schloss der Marken Kwikset und Yale in den USA seit Mittwoch für 250 Dollar. An Ideen für eine schnelle Zustellung gibt es also keinen Mangel. (mz)