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Ranking des Verkehrsclub Deutschland Ranking des Verkehrsclub Deutschland: VCD kürt die umweltfreundlichsten Autos - und zeigt Probleme der Branche

Von Frank-Thomas Wenzel 12.08.2015, 11:25
Der Lexus 200h führt erneut die VCD-Umweltliste an.
Der Lexus 200h führt erneut die VCD-Umweltliste an. Hersteller Lizenz

Berlin - Der alternative Verkehrsclub VCD hat seine Liste der umweltfreundlichsten Autos vorgelegt. Überraschend viele Diesel-Autos befinden sich unter den besten Zehn.  Den Spitzenplatz hat indes ein Premiumfahrzeug aus Japan verteidigt. Der Lexus 200h mit Hybridantrieb. 

Stagnation Unter den besten der Umweltliste befinden sich viele alte Bekannte, die schon in den vergangenen Jahren vorne waren. Damit ist nicht nur der Lexus gemeint. Auch das Trio auf dem dritten Platz war schon in der Vergangenheit vorne dabei. Es handelt sich um Kleinwagen  aus dem VW-Konzern, die mit dem umweltfreundlichen Gasantrieb ausgestattet sind (Seat Mii, Skoda Citigo, VW Eco Up). Die Pkw der Top Ten seien „im Durchschnitt betrachtet bei Kraftstoffverbrauch CO2-Ausstoß, Schadstoffemission sowie Lärm etwas besser“, teilt der VCD mit.

Der alternative Autoclub spricht hier ein Thema an, das seit einigen Monaten in der Branche heftig diskutiert wird. Derzeit fehlt es den Autobauern an Anreizen, um Ökoautos zu entwickeln und offensiv zu vermarkten. Ein wichtiger Grund sind die niedrigen Spritpreise, besonders Diesel war in den vergangenen Monaten so günstig wie schon lange nicht mehr. Eine aktuelle Untersuchung von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer hat ergeben, dass im ersten Halbjahr Pseudo-Geländewagen (SUV) einen Boom erlebten. Mittlerweile gehört jedes fünfte neu zugelassene Auto in die Kategorie der Autos, die zu den größten Spritfressern zählen. Das billige Diesel werde diese Tendenz noch verstärken. 

Vier Technologien Die VCD-Liste zeigt, dass es nicht eine, sondern mehrere Strategien der Autobauer gibt, Pkw mit wenig Spritverbrauch anzubieten. Da ist einerseits der Toyota-Konzern mit seinem Premiumableger Lexus. Die Japaner setzen nach wie vor auf Benziner mit Hybridantrieb, also mit automatisch zuschaltbaren Elektromotoren, die vor allem im Stadtverkehr zum Einsatz kommen. Die Doppelherz-Autos haben einen entscheidenden Nachteil: Sie sind relativ teuer.

Volkswagen punktet mit Gasantrieb. Der leicht flüchtige Treibstoff ist deutlich umweltfreundlicher als Benzin und Diesel. Allerdings haben die drei Kleinwagen einen Exoten-Status, obwohl sie schon einige Zeit auf dem Markt sind. Die Verkaufszahlen sind winzig, da die Kundschaft das Gas verschmäht, auch weil es an Tankstellen hapert. Hinzu kommt, dass für die Fahrzeuge im Vergleich zum Benziner ein Aufschlag von rund 2500 Euro gezahlt werden muss.

Die stärkste Gruppe in den Top Ten sind Diesel-Autos – allen voran der Peugeot 208 auf dem zweiten Platz. Auch ein Fiesta, ein Corsa und ein Peugeot 308 mit Selbstzünder haben es auf die vorderen Plätze geschafft. Das ist nicht ganz unproblematisch: Denn Dieselautos sind der Hauptverursacher von hohen Stickoxid-Konzentration in der Luft – in allen deutschen Ballungsgebieten werden die EU-Grenzwerte massiv überschritten. Hinzu kommt noch, dass gerade bei modernen Dieselaggregaten der tatsächliche Verbrauch und damit auch die Stickoxid-Emissionen teilweise um ein Vielfaches über den Normangaben liegen, auf die sich der VCD stützt. Die vierte Kategorie unter den ersten Zehn sind die verbrauchsoptimierten Benziner wie der Citroen C1 oder der Suzuki Celerio, die bei günstigen Preisen viel Öko-Technik bieten. 

Ambitionen Der VCD sieht die Gefahr, dass sich die Fortschritte im Bereich der Umwelttechnik „immer weiter abflachen, wenn neue politische Impulse ausbleiben.“ Gemeint sind die Abgasgrenzwerte der EU, die in der Vergangenheit die Autobauer zu einigen Innovationen getrieben haben. Es brauche jetzt eine ambitionierte Fortschreibung der Grenzwerte, damit Autohersteller den CO2-Ausstoß weiter mindern und dies auch im realen Betrieb, sagt der VCD Vorsitzende Michael Ziesack. Die Auswertungen der Organisation zeigen, dass der Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer, der von 2020 an in der EU gelten soll, schon jetzt von 71 Fahrzeugen, unterboten wird, die in Deutschland zu kaufen sind.

Klimabester ist der Toyota Yaris Hybrid, der laut Normverbrauch nur 75 Gramm ausstößt. Nur knapp dahinter mit 79 Gramm sind die drei Erdgasautos des  Volkswagen-Konzerns. Gerd Lottsiepen, VCD-Verkehrexperte, fordert denn auch, dass die Autobauer „nun aufhören zu jammern und sich einem neuen, ambitionierten Grenzwert nicht entgegen stellen.“ Für 2025 sollen die Vorgaben innerhalb der EU noch einmal verschärft werden. 

Revolutionäres Laut VCD fehlen derzeit „revolutionäre Konzepte“. Doch ganz so langweilig ist es nicht. Nur, die avancierten Technologien kommen in der VCD-Auswertung nicht vor. Dazu zählen einerseits Elektroautos, von denen inzwischen rund zwei Dutzend verschiedene Modelle auf dem deutschen Markt sind. Auch die Plug-In-Hybride wurden für die Umweltliste aussortiert. Dabei handelt es sich um Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor nebst der Möglichkeit, eine große Batterie an der heimischen Steckdose oder an einer Ladestation aufzutanken.

Der VCD hat die beiden Fahrzeugkategorien nicht berücksichtigt, weil die Vergleichbarkeit mit konventionellen Pkw enorm schwierig ist. Besonders fatal ist das bei den Plug-Ins, die von den Premiumherstellern angeboten werden. Etwa die S-Klasse von Mercedes. Das Fahrzeug hat einen Normverbrauch von drei Liter auf 100 Kilometer. Doch es ist fast unmöglich, diesen Wert tatsächlich zu erreichen. Die Limousine müsste dann nämlich alle 30 Kilometer ihre Batterie an einer Steckdose aufladen. Tatsächlich dürfte der Wagen mehr als zehn Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrennen. Das zeigt, dass die Normverbrauchsangaben, mit denen der VCD arbeitet, bei Plug-Ins unsinnig sind. Das zeigt auch: Es braucht neue realistische Abgasnormen, an denen in Brüssel gerade gearbeitet wird. Die Alternative für eine echte Umweltliste wären standardisierte Fahrtests.