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Prognose zur Infrastruktur Prognose zur Infrastruktur: Deutschland droht Verkehrskollaps

Von Thorsten Knuf 11.06.2014, 16:12
Der Güter- und Personenverkehr werde bis 2030 deutlich zunehmen, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Berlin. (Symbolbild)
Der Güter- und Personenverkehr werde bis 2030 deutlich zunehmen, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Berlin. (Symbolbild) dpa Lizenz

Berlin - Verstopfte Autobahnen, überfüllte Flughäfen, verspätete Züge – das deutsche Verkehrsnetz ist vielerorts bereits jetzt überlastet. Nach einer Prognose der Bundesregierung könnte sich die Situation in den kommenden Jahren noch einmal dramatisch verschärfen: Der Güter- und Personenverkehr werde bis 2030 deutlich zunehmen, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Berlin. Dies gelte für alle Verkehrsträger. „Wir werden uns über zusätzliche Möglichkeiten unterhalten müssen, mehr Investitionen in die Infrastruktur zu bekommen“, sagte Dobrindt.

Laut der Verkehrsprognose, an deren Erstellung zahlreiche Forscher und Institute beteiligt waren, dürfte allein der Güterverkehr in den kommenden eineinhalb Jahrzehnten um fast 40 Prozent wachsen. Ein großer Teil des zusätzlichen Aufkommens wird dabei auf den grenzüberschreitenden und den Transitverkehr entfallen. Den stärksten Zuwachs der Verkehrsleistung mit mehr als 40 Prozent werde die Bahn haben, sagte der Minister. Hauptgrund sei, dass immer mehr Güter im sogenannten kombinierten Verkehr transportiert werden. Dies bedeutet, dass etwa ein Teil der Strecke mit dem Lastkraftwagen zurückgelegt wird und ein anderer mit dem Zug.

Auch der Lkw-Verkehr in Deutschland wird der Prognose zufolge expandieren: Die Transportleistung werde gegenüber 2010 noch einmal um etwa zwei Fünftel zulegen, heißt es in dem Bericht des Ministeriums.

Regional gibt es starke Unterschiede

Aber auch der Personenverkehr wächst kräftig: Größter Gewinner dürfte das Flugzeug sein, dessen Verkehrsleistung laut Studie um 65 Prozent zunehmen wird. Die Eisenbahn profitiert ebenfalls: Sie kann mit einem Plus von fast 20 Prozent rechnen. Hier macht sich bemerkbar, dass die Strecken, die Pendler, Privat- und Geschäftsreisen zurücklegen, im Durchschnitt immer länger werden. Trotz rückläufiger Bevölkerungszahl nimmt auch der Pkw-Verkehr um fast ein Zehntel zu. Der Grund ist, dass die älteren Generationen in einem größeren Ausmaß als je zuvor das Auto benutzen.

Regional gibt es im Hinblick auf die prognostizierte Verkehrsentwicklung starke Unterschiede: Während im Norden und Süden Deutschlands sowie in den ostdeutschen Ballungsräumen Berlin, Leipzig und Dresden mit deutlich mehr Verkehr zu rechnen ist, dürfte er in weiten Teilen der neuen Länder sogar spürbar zurückgehen.

In denjenigen Zentren der alten Länder, in denen in Zukunft der Verkehrsdruck noch weiter steigen wird, ist die Infrastruktur bereits heute ausgelastet. Viele Straßen, Brücken und Schienenverbindungen sind in einem schlechten Zustand, auch hinsichtlich der Binnenschifffahrtswege und der Anbindung der Seehäfen gibt es einen beträchtlichen Investitionsstau.

Mithilfe der Prognose sollen Kosten und Nutzen von Verkehrsprojekten bewertet werden, die die Länder für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet haben. Da das Geld begrenzt ist, will Dobrindt verstärkt private Investoren einbeziehen. Der Minister bekräftigte am Mittwoch, dass ausländische Autofahrer in Zukunft über eine Vignette an den Kosten für den Ausbau und Erhalt des Straßennetzes beteiligt werden sollen. Konkrete Vorschläge werde er noch vor der Sommerpause unterbreiten.

Der CSU-Verkehrsexperte Ulrich Lange verlangte, das notwendige Geld müsse aus Steuermitteln und Maut-Einnahmen langfristig gesichert werden. Die SPD mahnte eine bessere Einbindung der Bürger in die Debatte über Verkehrsprojekte an.