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Pro Sieben kauft Parship Pro Sieben kauft Parship: Was der TV-Konzern mit einem Kuppel-Portal will

Von Frank-Thomas Wenzel 05.09.2016, 12:00

Pro Sieben-Sat 1 kauft die Mehrheit an der Kuppel-Plattform Parship. Der TV-Konzern macht damit einen weiteren großen Schritt – hin zu einem Anbieter, der Fernsehen und Internet mit einander verknüpft. Wir erläutern, was das für die Nutzer bedeutet.

Wie sieht der Deal aus?

Die Münchner Sendergruppe (Sat 1, Pro Sieben, Kabel 1, Sixx) übernimmt 50 Prozent plus ein Anteil an der Parship Elite Group vom Finanzinvestor Oakley Capital. Der TV-Konzern zahlt 100 Millionen Euro und er übernimmt 100 Millionen Schulden, die in Anteile umgewandelt werden. Oakley behält einen Minderheitsanteil von etwas weniger als 50 Prozent.

Mit dem Deal wird der Betreiber der beiden hierzulande führenden Dating-Portale (Parship, Elite-Partner) mit 300 Millionen Euro bewertet. Oakley hatte Parship erst im vorigen Jahr von der Holzbrinck-Gruppe übernommen.

Was will ein Fernsehsender mit einem Kuppel-Portal?

Pro Sieben-Sat 1 (P7S1) ist mitten in einem Umbauprozess in Richtung eines hybriden Unternehmens, das das traditionelle Fernsehen mit dem Internet verknüpft. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass das lineare TV an Bedeutung verlieren wird. Damit erodiert auch das hergebrachte Geschäftsmodel der Sendergruppe, das auf Fernseh-Werbung fußt. Der Konzern erfindet sich neu. Kern der Strategie ist, auf profitable Geschäftsfelder im Internet zu setzen, die zudem nicht so einfach von globalen Giganten Amazon, Google und Co. besetzt werden können, da nationale Besonderheiten eine große Rolle spielen.

Worauf müssen sich die Zuschauer einstellen?

Zunächst einmal dürfte sich wenig ändern. Das P7S1-Management kehrt Synergien heraus. Es geht auch ganz schlicht darum, die Dating-Plattformen für sich alleine weiterzuentwickeln. Dieses sind stark von TV-Werbung abhängig. Künftig können Spots bei den Sendern der Gruppe kostenlos geschaltet werden. Das soll das Wachstum noch verstärken. Laut Christian Wegner, Digitalchef von P7S1, wächst das Geschäft mit der Partnervermittlung ohnehin schon um zehn Prozent pro Jahr – das Geschäftsvolumen verdoppelt sich also in etwa sieben Jahren.

Werden neue Formate entstehen?

Davon ist auszugehen. Ein ganz einfaches Beispiel: Reality-Shows mit dem Themen Liebe, Beziehung, Partnerschaft lassen sich mit der Suche von Singles nach dem Traummann und der Traumfrau verknüpfen, zumal die Nutzung von Fernsehen und Internet auch durch die neuen intelligenten TV-Geräte immer stärker zusammenwachsen.

In welchen Internet-Sparten sind die Münchner noch aktiv?

Innerhalb der vergangenen zwölf Monate ist der Parship-Deal schon der dritte größere Kauf einer erfolgreichen Anbieters von Dienstleitungen via Internet. Zuvor wurden das Verbraucherportal Verivox und das Online-Reisebüro Etraveli übernommen. Der aktuelle Deal sei ein wichtiger Meilenstein, um „profitabel wachsendes Digitalgeschäft neben dem klassischen TV-Geschäft aufzubauen“, sagt Gunnar Wiedenfels, Finanzchef von P7S1. Die Finanzziele für 2018 würden deshalb angehoben. Details nannte er nicht.

Was wird aus dem klassischen TV-Geschäft von Pro Sieben-Sat 1?

Eine vorige Woche vom Hightechverband Bitkom vorgelegte Studie vertritt die These: „Die Zukunft des Bewegtbilds ist online“. Die Münchner haben darauf längst reagiert und betreiben Mediatheken sowie die Online-Videothek Maxdome. Diese Angebote werden vor allem von Jüngeren genutzt.

Gleichwohl gehen alle Experten davon aus, dass das lineare Fernsehen noch viele Jahre existieren wird, weil sich die Verhaltensweisen insbesondere Babyboomer-Generationen, die in den 60er Jahren geboren wurden, kaum ändern werden, und die sind lineares Fernsehen gewohnt. Nur werden dort die Gewinne immer geringer, weil Reichweiten und damit auch Werbeeinnahmen immer weiter schwinden werden. Das Digital-Geschäft von P7S1 soll dies kompensieren.