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Preise für Molkereiprodukte Preise für Molkereiprodukte: Ein Stück Butter für zwei Euro

16.10.2017, 06:51
Ein Stück Butter: Die Preise für Butter und Molkereiprodukte sind kräftig gestiegen (Symbolbild).
Ein Stück Butter: Die Preise für Butter und Molkereiprodukte sind kräftig gestiegen (Symbolbild). dpa-Zentralbild

Wiesbaden/Düsseldorf - Wer im Kühlregal eines Supermarktes nach einem Stück Butter greift, stellt fest, dass der Preis für das halbe Pfund Butter im Vergleich zum vergangenen Jahr enorm gestiegen ist – gefühlt auf das doppelte des Preises von 2016. Ganz so drastisch fiel der Preisanstieg nach Angaben der Experten vom Statistischen Bundesamt zwar nicht aus.

70-prozentige Preissteigerung

Für Butter mussten die Verbraucher in Deutschland im September 2017 aber über 70 Prozent mehr als vor einem Jahr bezahlen. Wie das Statistische Bundesamt anlässlich des Welternährungstags weiter mitteilt, stiegen die Verbraucherpreise auch für Molkereiprodukte mit 15 Prozent im gleichen Zeitraum deutlich. Die stärksten Preisanstiege von jeweils etwa 30 Prozent gab es bei Sahne, Milch und Quark. Auch Käse und Joghurt kosteten durch die Preiserhöhungen in den letzten Monaten deutlich mehr als ein Jahr zuvor.

Die Tendenz steigender Preise im Jahr 2017 für Butter und Molkereiprodukte zeigte sich nicht nur bei den Verbrauchern, sondern auch auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen in ähnlichem Ausmaß. Die Preise für Milch und Milcherzeugnisse lagen im August 2017 sowohl beim Import als auch bei den gewerblichen Erzeugern etwa 20 Prozent über dem Vorjahresmonat.

Anstieg hat mehrere Gründe

Eine rückläufige Milchmenge, staatliche Maßnahmen und eine stärkere Nachfrae nach Milchfett hatten zu den Preisanstiegen geführt. Im Einzelhandel kletterte der Butterpreis jüngst von einem Rekord zum nächsten. Anfang September wurde das Höchstniveau von 1,99 Euro je 250-Gramm-Stück Deutsche Markenbutter erreicht. Für Butter gelten erfahrungsgemäß Lieferverträge mit relativ kurzen Laufzeiten.

Im November könnten die Preise aber schon wieder deutlich fallen. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hält das jedenfalls für möglich. Die Bauern sehen die Entwicklung mit Sorge.

Preise könnten im November fallen

Die Verhandlungsrunde über neue Halbjahres-Lieferverträge zwischen den einzelnen Molkereien und Lebensmittelhändlern laufe aktuell vor dem Hintergrund einer spürbar gestiegenen Milchmenge, sagte Verbandssprecher Hans Foldenauer. Eine gestiegen Milchmenge drückt erfahrungsgemäß die Preise. Auch fallende Preise auf breiter Front um bis zu 20 Prozent an den Warenterminbörsen zeigten in diese Richtung, erläuterte der Sprecher.

Viele Bauern vor dem Aus

„Ich sehe das mit großer Sorge. Meines Erachtens steuern wir sehenden Auges auf die nächste Milchmarktkrise zu“, betonte Foldenauer. Wenn die Preise wieder bröckelten, werde es für viele Betriebe, die die jüngste Krise gerade so überstanden hätten, eng.

Die Bauern bekämen gegenwärtig im Bundesdurchschnitt einen Auszahlungspreis von den Molkereien von 38 Cent je Kilogramm Rohmilch, was etwa einem Liter entspreche. In den Monaten zuvor seien es etwa 35 Cent je Liter gewesen. „Damit konnte man wieder die Rechnungen bezahlen und die eine oder andere aufgeschobene Reparatur. Aber an eine Rückführung der Kredite ist überhaupt nicht zu denken.“

Der Verband hält für ein nachhaltiges Wirtschaften Auszahlungspreise von mehr als 40 Cent je Liter Rohmilch für erforderlich. In den Krisenjahren 2015/2016 waren es zeitweise nur gut 20 Cent.

Die Milchmenge liegt nach Verbandsinformationen in Deutschland aktuell drei Prozent über dem Vorjahresniveau. Der 1. Mai und der 1. November sind jeweils die Stichtage für neue Halbjahresverträge zwischen Molkereien und Handelskonzernen. Dabei geht es um Trinkmilch sowie eine Reihe von Milchprodukten in den unteren Preislagen. Viele Händler orientieren sich dabei an Aldi. (dpa, red)