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Pharma-Konzern Bayer Pharma-Konzern Bayer: Werk in Bitterfeld investiert für neues Aspirin

Von Steffen Höhne 15.09.2014, 18:14
Die neuen Aspirin-Tabletten haben außer dem Hauptwirkstoff - 500 Milligramm Acetylsalicylsäure - wenig mit den Vorgängern gemeinsam.
Die neuen Aspirin-Tabletten haben außer dem Hauptwirkstoff - 500 Milligramm Acetylsalicylsäure - wenig mit den Vorgängern gemeinsam. Bayer Lizenz

Halle (Saale) - Es gibt nicht viele Produkte, deren Rezeptur über 100 Jahre unverändert bleibt. Das Erfrischungsgetränk Coca-Cola gehört dazu und auch das Arzneimittel Aspirin. Im Sommer hat der Leverkusener Pharma-Konzern Bayer das bekannteste Kopfschmerz-Mittel der Welt nun aber in neuer Zusammensetzung herausgebracht und lässt es - wie bisher das alte - im Bitterfelder Werk produzieren.

Bayer investiert dafür zunächst fünf Millionen Euro in eine neue Produktionslinie, teilte das Unternehmen der MZ mit. Eine weitere Anlage dieser Art sei bereits bestellt. Das neue Aspirin soll schrittweise das alte ablösen. Das Bitterfelder Werk produziert jährlich etwa neun Milliarden Tabletten vor allem für den europäischen Markt. Die Hälfte davon entfällt auf Aspirin. Nach Worten von Werkleiter Christian Schleicher stärkt die „Investition und Innovation den Standort.“ Am Wochenende will Bayer in Bitterfeld zum „Tag der offenen Tür“ die Anlage öffentlich vorstellen.

Die neuen Tabletten haben außer dem Hauptwirkstoff - 500 Milligramm Acetylsalicylsäure - wenig mit den Vorgängern gemeinsam. „Es handelt sich um eine komplett andere Zusammensetzung, viele Hilfsstoffe sind neu“, sagt Felix Ecker, Professor für Pharmazeutische Technologie an der Hochschule Fulda. Die Wirkstoffe seien um 90 Prozent kleiner als bisher. Zudem würden die Tabletten den Zerfallsbeschleuniger Natriumcarbonat beinhalten, der auch bei Brausetabletten eingesetzt wird.

Nach Angaben von Bayer lösen sich dadurch die Tabletten sechsmal schneller im Magen auf und wirken doppelt so schnell wie die bisherigen. Studien haben ergeben, dass es nach der Aspirin-Einnahme im Durchschnitt 16 Minuten dauert, bis die Teilnehmer von einer ersten Schmerzlinderung berichteten. Eine deutliche Schmerzreduktion sei nach 49 Minuten festgestellt worden - früher waren es 99.

Mit den Tabletten, die auch neu verpackt sind, will Bayer im umkämpften Arzneimittel-Geschäft die Position seines Klassikers sichern. Denn die Umsätze von Aspirin gehen nach einem Bericht des Online-Fachmagazins „Apotheke Adhoc“ seit 2008 zurück. Zuletzt sollen die Erlöse weltweit um sechs Prozent auf 464 Millionen Euro gefallen sein. Bayer ist mit Aspirin vor Thomapyrin (Boehringer Ingelheim) und Dolormin (McNeil/J&J) Marktführer nach Umsatz.

Aspirin wurde 1899 zunächst als Pulver eingeführt, ein Jahr später als Tablette. 1971 kam in der Bundesrepublik die Brausetablette Aspirin Plus C auf den Markt. In Bitterfeld wird Aspirin seit 1995 hergestellt. (mz)