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Paul Morzynski Paul Morzynski: Halloren-Aktionär will in Heiligendamm investieren

Von Steffen Höhne 13.07.2013, 10:34
Blick auf das Haus Mecklenburg (l.) und die Burg Hohenzollern (r.) des Grand Hotels Heiligendamm an der Ostsee in Mecklenburg
Blick auf das Haus Mecklenburg (l.) und die Burg Hohenzollern (r.) des Grand Hotels Heiligendamm an der Ostsee in Mecklenburg picture alliance / dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Mit Sanierungen kennt sich Paul Morzynski aus. Nach der Wende übernahm der Wirtschaftsprüfer und Unternehmer aus Hannover Halloren, die älteste Schokoladen-Fabrik Deutschlands. Nach schwieriger Anlaufphase wächst der hallesche Schoko-Produzent seit Jahren stetig. Nun will der Halloren-Großaktionär auch das älteste deutsche Seebad wieder auf Vordermann bringen. Gegenüber der MZ bestätigt Morzynski die Absicht, das insolvente Grand Hotel übernehmen zu wollen. „Wir sind wieder in Verhandlungen und rechnen uns gute Chancen aus“, sagt Morzynski am Montag. Die Familie und einige private Investoren wollen das Luxus-Hotel samt Anwesen erwerben und „zusammen mit einem erfahrenen Partner aus dem Hotelgewerbe betreiben“, sagte der 62-Jährige.

Der Geschäftsmann hat bereits seit längerem Interesse, ging im Verkaufsprozess zunächst jedoch leer aus. Ende Mai gab Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum den Verkauf des Fünf-Sterne-Hotels an die Berliner Immobilienfirmen Palladio AG und De&De Holding bekannt. Der Kaufpreis soll bei 30 Millionen Euro gelegen haben. Doch platzte der Deal offenbar. „Das Geld hätte am Freitag auf meinem Konto sein müssen - ist es aber nicht“, sagte Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum der Ostsee-Zeitung. Weder Verwalter noch Palladio waren gestern auf Anfrage zu erreichen. Nach MZ-Informationen ist Morzynski nicht der einzige Investor, der nun wieder im Rennen ist. Unklar ist auch, wie finanzkräftig der Halloren-Großaktionär ist.

Die Familie Morzynski ist bereits Partner beim Upstalsboom-Hotel im benachbarten Kühlungsborn. Halloren ist die einzige industrielle Beteiligung. Die Familie investiert vorrangig in Immobilien - auch in Halle. So besitzen die Morzynskis Häuser in der Kleinen Ulrichstraße, am Universitätsring (Enchilada) und in der Leipziger Straße. Nun soll das Grand Hotel folgen. „Ich war schon öfters als Gast in Heiligendamm und begeistert“, sagt Morzynski. Die Anlage habe eine traumhafte Lage. „Natürlich muss einiges modernisiert werden.“ Nach seinen Worten habe der Insolvenzverwalter in den vergangenen Monaten gezeigt, dass das Hotel in den schwarzen Zahlen arbeiten könne. Wie hoch der Investitionsbedarf ist, darüber machte Morzynski keine Angaben.

Nicht glücklich wurde Immobilieninvestor Anno August Jagdfeld mit dem Nobelhotel. Auch Jagdfeld verliebte sich in das klassizistische Gebäudeensemble. Friedrich Franz I., Herzog von Mecklenburg-Schwerin, ließ die Villen ab 1793 erbauen, die im 19. und 20. Jahrhundert vom europäischen Adel besucht wurden. Wegen der weißen Gebäude wurde Heiligendamm die „Weiße Stadt am Meer“ genannt.

Jagdfeld ließ die Anlage nach der Wende sanieren. Die Mittel wurden über einen Fonds von privaten Anlegern eingesammelt. 2003 wurde das Grand Hotel eröffnet, das zunächst von Kempinski gemanagt wurde. 2007 wurde das Hotel kurzzeitig zum Hochsicherheitstrakt, als die Staatsoberhäupter der führenden Industrienationen zum G-8-Gipfel anreisten. Der Medienrummel hat dem Hotel nicht viel genutzt. Die Auslastung soll zuletzt laut Medienberichten nur bei 44 Prozent gelegen haben. Streit gab es wegen öffentlicher Wege über das Hotel-Gelände. Laut Jagdfeld hätten jahrelang Heerscharen von Radlern und neugierigen Strandgängern die Hotelgäste verjagt. Anfang 2012 meldete das Hotel Insolvenz an.

Seither führt der Insolvenzverwalter die Geschäfte. Ein neuer Strand-Weg soll Schaulustige künftig auf Abstand zu den Hotel-Gästen halten. Morzynski geht jedenfalls davon aus, dass das Seebad-Hotel wieder gesunden kann.