Ostdeutsche Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft: Ost-Wirtschaft holt den Westen nicht ein

Halle (Saale) - Die ostdeutsche Wirtschaft holt trotz eines kräftigen Wachstums nicht auf. Dieses Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Osten preisbereinigt um 1,8 Prozent zulegen, im Westen aber um 2,0 Prozent steigen, erklärte das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) am Montag. Damit sei der Rückstand zum Wirtschaftswachstum im Westen aber geringer als in den Jahren zuvor.
Im ersten Quartal 2014 war die Wirtschaft im Osten nach früheren Angaben des IWH noch stärker gewachsen als im Westen. In den fünf ostdeutschen Ländern ohne Berlin kletterte das BIP real um 1,2 Prozent und damit doppelt so schnell wie im Westen - unter anderem wegen der milliardenschweren Hilfe von Bund und Ländern nach dem Hochwasser.
Das insgesamt recht kräftige Wachstum der ostdeutschen Wirtschaft im laufenden Jahr führen die Forscher auf die bessere Konjunktur in wichtigen Exportmärkten für ostdeutsche Firmen zurück. Dies seien neben dem Euroraum auch die mitteleuropäischen Nachbarstaaten. Die Folgen des Ukraine-Konflikts seien dagegen begrenzt, da Russland vergangenes Jahr nur etwa 3,5 Prozent der ostdeutschen Exporte abgenommen habe.
Den Rückstand zum Wirtschaftswachstum im Westen erklären die Experten vor allem mit der sinkenden Zahl der Menschen im Osten und dem sinkenden Erwerbstätigenpotenzial, während dies im Westen steige. Die strukturellen Rückstände der ostdeutschen Wirtschaft verringerten sich seit einigen Jahren kaum mehr, heißt es in der Studie.
Nach den Berechnungen des IWH liegt das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Osten bei 67 Prozent des Westniveaus. Beim verfügbaren Einkommen seien rund 84 Prozent erreicht. Der Unterschied sei durch die Einkommen der Pendler und durch die Umverteilung über das Rentenversicherungssystem zu erklären. Der preisbereinigte Konsum je Einwohner liege bei etwa 90 Prozent des Westniveaus, wobei die Forscher ein etwa sechs Prozent niedrigeres Preisniveau unterstellen.
Als entscheidend für die weitere Entwicklung nennen die Forscher die Entwicklung der Nachfrage im europäischen Raum und die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern, wodurch Alterung und Schrumpfung der ostdeutschen Bevölkerung abgemildert werden könnten. Mit der Einführung des Mindestlohns im kommenden Jahr erwartet das IWH, dass der Durchschnittslohn im Osten deutlich stärker steigt als im Westen, weil nach Schätzungen rund jeder fünfte Arbeitnehmer im Osten für weniger als 8,50 Euro arbeite. (dpa)