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Osram-Abspaltung Osram-Abspaltung: Ledvance will 1200 Stellen abbauen

Von Thomas Magenheim 13.11.2017, 11:03
Das Ledvance-Werk in Augsburg soll geschlossen werden.
Das Ledvance-Werk in Augsburg soll geschlossen werden. dpa

München - Nur ein Jahr nach dem Verkauf an ein chinesisches Erwerberkonsortium setzt die Osram-Abspaltung Ledvance in Deutschland zu einem radikalen Kahlschlag an. Geplant ist die Schließung des hier zu Lande größten Werks in Augsburg und der Fertigung in Berlin sowie Stellenabbau bei den beiden anderen heimischen Fabriken in Eichstätt und  Wipperfürth bei Köln, bestätigen mehrere Insider. Das Unternehmen selbst wollte zunächst keine Stellung nehmen und zuerst das betroffene Personal an allen Standorten informieren. In der Summe geht es um 1.300 Beschäftigte und damit weit mehr als eine Halbierung der 2.300 Leute zählenden Belegschaft in Deutschland.

Das größte Werk in Augsburg beschäftigt 800 Mitarbeiter. In Berlin und Wipperfürth sind es je 220 Leute, in Eichstätt 450 Beschäftigte. Der Rest arbeitet in der Münchner Zentrale. Wie viele Stellen dabei in Wipperfürth und Eichstätt abgebaut werden sollen, ist noch unklar. In Augsburg und Berlin geht es um alles. Rechtlich selbständig ist Ledvance erst seit März 2017. Die Betroffenen fühlen sich belogen und verraten.

Der chinesische Led-Spezialist MLS und dessen Mitinvestoren hätten vor Jahresfrist beim Erwerb von Ledvance zugesagt, von Deutschland aus für den Weltmarkt zu produzieren und neue Led-Produkte in den deutschen Fabriken zu fertigen, betonen Betriebsräte. Nun folge statt dessen ein Kahlschlag ohne jedes Alternativszenario. Offenbar sei es den Chinesen nur um Marktzugang in Deutschland und anderen westlichen Märkten gegangen.

Nachfrageeinbruch bei traditionellen Lampen

Ledvance erklärt die Hiobsbotschaften mit einem unerwartet drastischen Einbruch bei den traditionellen Lampen, die Ledvance fertigt. Aktuell seien die Werke global im Schnitt nur noch zwischen 20 und 40 Prozent ausgelastet, was hohe Verluste nach sich ziehe. Bis 2025 werde ein weiterer Markteinbruch um 90 Prozent erwartet, auch weil auf EU-Ebene immer mehr veraltete Lampentechnologien verboten würden. Dem könne man mit normalem Sparen nicht mehr begegnen. Garantien für Standorte oder Beschäftigte habe es beim Verkauf von Ledvance an MLS zudem nicht gegeben.

Osram hatte sich 2016 für 400 Millionen Euro von seinen technologischen Auslaufmodellen getrennt und in den dortigen Fabriken selbst zuvor schon Tausende Stellen abgebaut. Aus weltweit einmal 43 Ledvance-Standorten waren 2016 binnen fünf Jahren nur noch 17 Fabriken geworden. Verbunden war der Verkauf an die Chinesen allerdings auch mit der Hoffnung, dass diese Ledvance-Lampen in einem größeren globalen Maßstab vermarkten als das Osram möglich gewesen wäre. Zudem sollten die Chinesen in den deutschen Werken für zukunftsträchtige Fertigung von Led-Produkten sorgen.

Insider verweisen dabei auf den Lichtkonzern Philips. Die Niederländer hatten im dritten Quartal 2017 ebenfalls einen massiven Nachfrageeinbruch nach traditioneller Beleuchtung im Volumen von gut einem Viertel zu verkraften. In der Beschäftigung konnte das aber durch die Fertigung neuer Produkte abgefangen werden.

Beschäftigte drohen mit harter Konfrontation

Eine ähnliche Reaktion erwarten die Ledvance-Beschäftigten und auch die IG Metall auch von den chinesischen Investoren. Andernfalls drohen sie mit harter Konfrontation. Ob sich die Chinesen davon beeindrucken lassen, bleibt abzuwarten. Die frühere Ledvance-Mutter Osram zeigte sich von der Entwicklung indessen überrascht. Rein rechtlich haben die Münchner keine Verantwortung mehr für Ledvance und das dortige Personal. Osram baut aber in Regensburg derzeit rund 1.000 Stellen auf und hat auch Ausbaupläne für Schwabmünchen bei Augsburg. Nun vom Aus bedrohten Ledvance-Beschäftigten soll an beiden Standorten bevorzugt ein Job angeboten werden, falls deren Qualifikation das erlaube, heißt es bei Osram. Für Ledvance-Beschäftigte in Berlin und Wipperfürth ist das allerdings kaum eine echte Alternative. Wenn es so weitergehe, hätten auch die beiden verbleibenden deutschen Standorte keine langen Überlebenschancen, sagt ein Insider.