Open-Airs in Mitteldeutschland Open-Airs in Mitteldeutschland: Der Boom der Festivals

Grosspösna - Als Thorsten Kohlrausch die Idee zu dem Open-Air-Festival hatte, das heute Rockharz heißt, kamen hundert Besucher und die eingeladenen Bands spielten auf Lkw-Anhängern. Zwei Jahrzehnte später ist das Rockharz eine Marke im deutschen Festivalkalender. Mit 13?000 Fans, die in diesem Jahr drei Tage lang mehr als 50 internationale Bands feierten, ist das von Osterode nach Ballenstedt umgezogene Heavy-Metal-Fest zu einer festen Adresse im Konzertkalender der Fans geworden.
Und der ist in diesem Jahr auch in Mitteldeutschland so vollgepackt wie nie. Vom Kosmonaut-Festival bei Chemnitz über das With Full Force bei Löbnitz, Splash! und Melt! in Ferropolis bis zum Protzen-Open-Air im brandenburgischen Hinterland und dem Kult-Treffen Fusion steht 2015 bisher für den besten Festival-Jahrgang aller Zeiten. Nie zuvor strömten so viele Rock- und Popliebhaber vor die Bühnen. Dieser Trend setzt sich auch im aktuellen Festival-Sommer fort. Mit dem Highfield-Festival am Störmthaler See bei Leipzig und dem elektronisch orientierten Sonne-Mond-und-Sterne (SMS) in Saalburg stehen zwei der größten Höhepunkte noch bevor.
Die Open-Air-Saison wird damit immer mehr zum Rettungsanker der Branche. Für Musik aus der Konserve zahlen immer weniger Verbraucher Geld, statt teurer CDs versorgen sich immer mehr Fans günstig per Download mit neuen Hits und Alben. Für Musiker direkt in der Brieftasche zu spüren ist auch der Boom der sogenannten Streamingdienste. Hier verdienen Bands und Komponisten nicht am Verkauf, sondern nur an der Nutzung ihrer Musik. Der britische Musiker Kieran Marc Scragg, Komponist des Hits „Heart of Stone“ aus dem Twilight-Film „Bis(s) zum Abendrot“, hat es anhand seines aktuellen Hits „Once“ nachgerechnet: 36?489 Hörer brachten ihm 2,77 Euro an Einnahmen.
Große Namen ziehen
Wer mit Musik Geld verdienen will, muss live auftreten. Und wer die großen Arenen füllen will, braucht die ganz, ganz großen Namen, von denen es so viele nicht gibt. Oder eben eine Zusammenstellung vieler großer Namen, die gemeinsam ein ganzes Wochenende füllen. Beim Fusion waren das in diesem Jahr Sophie Hunger und die Ohrbooten, beim SMS werden es die Chemical Brothers, Deichkind und Calvin Harris, beim Highfield Clueso, Marteria, The Offspring und die Broilers sein.
Die Mischung zieht. Das Fusion-Festival war wie zuletzt stets sofort nach Verkaufsstart ausverkauft, ehe noch eine Band bekannt war, die auftreten wird. Melt und SMS meldeten in diesem Jahr bereits früh, dass alle Karten vergriffen sind. Und auch das Highfield wird einmal mehr mit 25?000 Fans an seine Grenzen stoßen. Weit über die Aushängeschilder Rock am Ring, Wacken und Southside tragen Rockfestivals einen beständig wachsenden Teil zu den jährlich über 126 Millionen Konzerttickets bei, die sich die Deutschen insgesamt rund vier Milliarden Euro kosten lassen.
Zur Beliebtheit der von vielen Fans als Kurzurlaub genossenen Musikwochenenden auf Zeltplätzen in Bühnennähe hat auch der Imagewandel beigetragen, dem die Open-Air-Veranstaltungen sich in den zurückliegenden Jahren unterzogen haben. Statt warmem Dosenbier und kalter Bratwurst, Luftmatratze und Dixiklo gibt es in den Campingstädten an den Veranstaltungsgeländen inzwischen in der Regel fast alle Annehmlichkeiten der Zivilisation. Vom Zeltaufbauservice über die Matratzenmiete, von der Handy-App zur Programmplanung über den veganen Imbiss bis zum Shuttle-Service zwischen Parkplatz und Festgelände bleiben für Genuss-Rock’n’Roller kaum Wünsche offen.
Service-Angebote
Das Highfield etwa bietet kaltes Bier auf Vorbestellung zur Abholung im Festival-Supermarkt und Paket-Buchungen mit Hotelübernachtungen in Leipzig. Das SMS punktet mit einem lauten Zeltplatz für Partygäste. Und einem leisen, auf dem Familien mit und ohne Kinder nach getanem Partywerk zur Ruhe finden. (mz)
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