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Online-Shopping Online-Shopping: Google und Einzelhandelskette Walmart gehen Partnerschaft ein - Hunderttausende Artikel über Google Assistant

Von Stefan Sauer 23.08.2017, 05:58
Google und die Einzelhandelskette Walmart gehen eine Partnerschaft ein.
Google und die Einzelhandelskette Walmart gehen eine Partnerschaft ein. AP

San Francisco - Mit Elefantenhochzeit wäre die künftige Zusammenarbeit von Google und Walmart nur unzureichend beschrieben. Schließlich schließen der weltweit zweitwertvollste Konzern Alphabet/Google und der größte Einzelhandelskonzern des Planeten ein Bündnis miteinander, für das es in dieser Dimension kein Beispiel gibt. Von Ende September an werden Kunden über Google Express mithilfe der Sprachsoftware Google-Assistant online bei Walmart aus einem hunderttausende Artikel umfassenden Sortiment auswählen können, wie beide Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch mitteilten. Damit vertreibt Walmart erstmals auch außerhalb der konzerneigenen Online-Shops Produkte im Internet.

Kundenkonten sollen verknüpft werden

Der Zusammenschluss bietet beiden Unternehmen vor allem in einer Hinsicht Vorteile: Zum einen wollen die Unternehmen  die Online-Konten ihrer Kunden miteinander verknüpfen. Denn aus den Daten lassen sich detaillierte Informationen über das Kaufverhalten der Verbraucher gewinnen. Wichtiger ist die Allianz aber mit Blick auf den gemeinsamen Konkurrenten Amazon. Google auf der einen Seite versucht seit Jahren, mit den Diensten  Google Shopping und Google Express im  Online-Handel  Amazon Konkurrenz zu machen. Bisher ist dies allerdings nicht wirklich gelungen, die Expansion verläuft schleppend. Größter Einzelanbieter auf Google Express ist bisher die Apothekenkette Walgreens. Mit dem Einstieg von Walmart wird sich dies schlagartig ändern, die Kundenzahlen dürften rapide steigen. Das freut Google, aber auch Walmart.

Denn der Einzelhandelsriese mit weltweit mehr als zwei  Millionen Mitarbeitern und rund 12 000 Einzelfilialen ist erst  relativ spät ins Onlinehandelsgeschäft eingestiegen  und sieht sich längst einer wachsenden Konkurrenz der Lieferdienste von Amazon ausgesetzt, die auch frische Lebensmittel zeitnah an die Kunden ausliefern. Im Juni sah sich Walmart zu der Ankündigung veranlasst, die Auslieferung von Lebensmitteln und anderen Artikeln mit eigenen Mitarbeitern probehalber einzuführen. Jüngst ist Amazon auch noch direkt in den stationären Einzelhandel eingestiegen: Im Juni kündigte der Konzern  die Übernahme der größten Biomarktkette der USA, Whole Foods, zum Kaufpreis von 13,7 Milliarden Dollar an und machte damit Expansionsansprüche auch im Filialgeschäft deutlich.

Aus Sicht von Walmart sind das ziemlich bedrohliche Entwicklungen, zumal wenn Amazon im gleichen Tempo weiter wachsen sollte wie bisher: Der Umsatz des Online-Giganten hat sich seit 2010 auf zuletzt 136 Milliarden US-Dollar vervierfacht, in den USA und Teilen Europas wird Amazon mittlerweile mit Onlinehandel gleichgesetzt. Nach Berechnungen der US-Bank Stanley Morgan verfügt Amazon weltweit mittlerweile über 65 Millionen „Prime“-Kunden, die für kostenlosen Warenversand sowie die Nutzung der digitalen Kindle-Bibliothek und eines Streaming-Dienstes für Filme und Serien Jahresgebühren zahlen, in Deutschland beispielsweise  sind das 69 Euro, in den USA verlangt Amazon 99 Dollar pro Jahr.

Amazon ist viertwertvollstes Unternehmen

An den Börsen ist Amazon mittlerweile als viertwertvollstes Unternehmen der Welt notiert. Allein in Deutschland setzte der Konzern im vergangenen Jahr 14,15 Milliarden Dollar um. Die Zahl der inländischen Amazon-Kunden lag nach Angaben der Statistikdienstes Statista 2016 bei rund  44 Millionen. Das bedeutet: Acht von zehn der knapp 52 Millionen Onlinehandels-Kunden in Deutschland kaufen regelmäßig  bei Amazon ein. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht: Der Konzernumsatz im ersten Quartal 2017 lag mit 35,71 Milliarden Dollar um 23 Prozent über dem Vorjahresergebnis.

Auch in Deutschland setzt Amazon verstärkt auf direkten Warenvertrieb und Allianzen mit stationären Einzelhandelsketten. Vor zwei Wochen gaben Amazon und die landesweit zweitgrößte Drogeriekette  Rossmann ihre Zusammenarbeit  bekannt: Kunden können nunmehr über Amazon rund 4000 unterschiedliche Artikel aus dem Rossmann-Sortiment, einschließlich prompter Lieferung durch Amazon. Im April startete – wenn auch  vorläufig erst in Berlin und Potsdam - der Lieferservice Amazon fresh für frische Lebensmittel , der bereits seit neun Jahren in den USA, seit 2016 in Großbritannien und seit einigen Monaten auch in Japan präsent ist. 

Amazon erscheint als nicht zu stoppende Wachstumsmaschine - und die Kooperation der Giganten Google  und Walmart wie eine Abwehrschlacht.