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Ölmarkt Ölmarkt: Wer bestimmt eigentlich die Spritpreise?

Von Timot Szent-Ivanyi 26.06.2017, 12:41

Berlin - Die Ölpreise sind ständig in Bewegung.  Doch warum sich die Preise in eine bestimmte Richtung entwickeln, ist oft nicht zu durchschauen. So könnte man erwarten, dass die Preise wegen der steigenden Nachfrage an den Tankstellen zu Beginn der Feriensaison anziehen. Doch das ist in diesem Jahr nicht der Fall: Benzin kostet derzeit um 1,30 Euro, Diesel ist für 1,05 Euro zu haben. Das sind die niedrigsten Stände seit dem Jahresanfang.  Wir erklären die Zusammenhänge.

Wie kommt es zu dieser Entwicklung an den Tankstellen?

Die Treibstoffpreise hängen direkt am Preis für Rohöl. Auf diesem Markt bestehen derzeit aber Überkapazitäten, das Angebot ist also höher als die Nachfrage. Das lässt die Preise sinken. Ein Fass (159 Liter) der Referenzsorte Brent kostete am Montag um die 46 Dollar, das ist der niedrigste Preis seit Ende 2016. Noch Anfang 2014 waren Preise jenseits der 100 Dollar pro Fass normal. Nach einem historisch einmaligen Preisverfall wurde im Januar 2016 mit rund 29 Dollar pro Fass ein Tiefpunkt erreicht.

Warum verfällt der Ölpreis ?

Einer der Hauptgründe ist die Ölproduktion in den USA mit der Fracking-Methode. Dabei wird mit hohem Druck und Chemikalien Öl aus tiefen Schiefergesteinsschichten gepresst. Durch diese umstrittene Förderung wurde die weltweit produzierte Menge deutlich erhöht. Das führte zunächst zu dem starken Preisverfall Anfang 2016. Da das Verfahren aber teuer und aufwendig ist, wurden mit sinkenden Preisen zahlreiche Löcher wieder still gelegt. Zudem reagierte das Öl-Kartell Opec. Die Teilnehmerstaaten,  darunter Saudi-Arabien, Libyen, Venezuela und Nigeria, einigten sich darauf, ihre eigene Ölproduktion etwas zu drosseln, um den Preis hoch zu halten.  Deshalb pendelte sich zunächst ein Preis um die 55 Dollar je Faß ein.

Warum gibt es jetzt erneut so niedrige Preise?

Steigt der Ölpreis, lohnt sich auch wieder in den USA die Förderung per Fracking-Methode. Außerdem propagiert  US-Präsident Donald Trump das Fracking mit dem Argument, es mache die USA unabhängig vom Weltmarkt. Eine erhöhte US-Produktion steigert das Angebot und  drückt den Preis. Außerdem scheint das Opec-Kartell nicht wie gewünscht zu funktionieren. Dafür gibt es auch Gründe: Die Öl-Macht Saudi-Arabien leidet zwar selbst unter sinkenden Preisen, weil dem Staat dadurch Milliardenbeträge an Einnahmen verloren gehen. Doch gleichzeitig ist es den dortigen Scheichs ganz recht, wenn der Preis sinkt: Dadurch wird nämlich der Erzfeind Iran auch geschädigt. 

Sinkt der Preis weiter?

Das ist unklar. Die Entwicklung hängt maßgeblich vom Verhalten der US-Produzenten ab, weil der Einfluss der Opec offenbar immer begrenzter ist. Die entscheidende Frage ist, bis zu welchem Ölpreis es sich für die US-Fracker noch lohnt, weiter zu fördern. Gegenwärtig gilt als Grenze ein Preis von um die 50 Dollar. Daran gemessen dürfte das Angebot jetzt wieder schrumpfen. Es gibt aber auch Einschätzungen, nach denen sich die Förderung dank der verbesserten Technik inzwischen bis 20 Dollar lohnt. Dann würde sich das Angebot weiter ausweiten und der Preis noch weiter sinken.

Unklar ist auch, welche längerfristigen Auswirkungen der Streit um die politische Isolierung Katars haben wird. Zwar hat die Krise bisher den Preis nicht bewegt, weil Katar vergleichsweise wenig Öl produziert, sondern vielmehr ein großer Lieferant von Flüssigerdgas ist.  Gleichwohl könnte sich die Krise noch ausweiten und dann auch Rückwirkungen auf die wichtigen Öl-Förderländer haben. .