Null-Prozent-Finanzierung Null-Prozent-Finanzierung: Der Einkauf auf Raten hat seine Tücken

HALLE (SAALE)/DMN/DPA - Ob moderne Einbauküche, neuer Computer oder ein schickes Auto - teure Neuanschaffungen schlagen schnell ein tiefes Loch in die Haushaltskasse. Viele Einzelhändler bieten daher eine Ratenzahlung des Kaufpreises mit null Prozent Zinsen an.
Das funktioniert so: Die Kunden schließen einen Ratenvertrag ab - und zwar mit einer Bank, die der Händler ausgewählt hat. Es gibt eine feste Laufzeit für den Kredit. „In der Regel sind das sechs bis zwölf Monate“, berichtet die Verbraucherzentrale NRW. Üblich sei auch eine Mindestkaufsumme, ab der eine Finanzierung möglich ist.
Zinsen fallen für die Ratenzahlung zwar nicht an. „Das heißt aber nicht automatisch, dass keine Kosten entstehen“, sagt Max Herbst von der unabhängigen Finanzberatung FMH in Frankfurt. Null-Prozent-Angebote seien schlichtweg ein Marketinginstrument, um den Umsatz zu steigern, warnt auch die Verbraucherzentrale NRW: „Da auch die Bank bei zinsfreien Darlehen etwas verdienen will, wird sie Absprachen mit dem Händler treffen.“
Worauf Verbraucher unbedingt achten sollten:
Bearbeitungsgebühr kann anfallen: Den Kreditvertrag schließt der Kunde mit einer Bank ab. „Manche Geldinstitute verlangen aber eine Bearbeitungsgebühr von ihren Kunden“, erklärt Max Herbst. Liegt die Gebühr beispielsweise bei 2 Prozent der Kreditsumme, muss ein Verbraucher bei einem Darlehen von 5000 Euro allein 100 Euro an Gebühren bezahlen. „Das macht einen Null-Prozent-Kredit gleich teurer.“
Auch einmalige Kontoführungsgebühren werden zwar in der Null-Prozent-Werbung erwähnt, aber bei der Angabe des effektiven Jahreszins, der die tatsächlichen Kreditkosten beziffert, gerne unterschlagen.
Nebenkosten für Versicherungen: Viele Geldinstitute bieten Finanzierungen mit einer Restschuldversicherung an. Allerdings ist eine solche Police meist recht teuer. Bei einem Kredit von 5000 Euro müssen Verbraucher mitunter 150 Euro zusätzlich für die Versicherung zahlen. Kunden können daher darauf verzichten: „Sie sind nicht verpflichtet, eine solche Versicherung abzuschließen“, sagt Herbst.
Preise der Anbieter vergleichen: Manche Händler bieten zwar viele Null-Prozent-Finanzierungen an. Allerdings kalkulieren sie dies auch mit ein. So kann derselbe Fernseher bei einem anderen Händler deutlich billiger sein. „Sie sollten daher immer die Preise vergleichen“, sagt Herbst. „Es kann durchaus sein, dass Sie dadurch am Ende mehr sparen als durch eine günstige Finanzierung.“
Nicht zu viele Kredite gleichzeitig: Wenn mehrere Finanzierungen - etwa für Auto, Küche und Fernseher - bei verschiedenen Firmen laufen, können Verbraucher schnell die Übersicht verlieren. Die Verbraucherzentrale NRW rät vor allem davon ab, einen Dispo-Kredit zur Tilgung einzusetzen: Hier fallen nämlich sehr hohe Zinsen an.
Übrigens: Werden die Raten nicht bezahlt, kann die Bank auch beim Null-Prozent-Kredit den Vertrag kündigen und den Gesamtbetrag auf einen Schlag einfordern. „Zusätzlich drohen Mahn- und Verzugskosten sowie Negativeinträge bei der Schufa“, warnen die Verbraucherschützer. (gs/dpa)
Zahlen des Bankenfachverbands zeigen, dass sogenannte Point-of-Sale-Finanzierungen, also direkt im Geschäft abgeschlossene Kreditverträge, bei Elektro- und Haushaltsgeräten, Möbeln sowie Küchen deutlich zugenommen haben. So stieg das Volumen von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2008 bis 2010 um 79 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. 2012 dürfte die Entwicklung konstant geblieben sein. In diesen Zahlen sind neben den Null-Prozent-Finanzierungen auch solche mit einem bestimmten Zinssatz enthalten.
Auch in den USA sind Null-Prozent-Finanzierungen an der Tagesordnung. So bietet etwa der landesweit größte Elektronikeinzelhändler Best Buy an, dass man sich bei Käufen ab 429 US-Dollar mit der kompletten Bezahlung bis zu anderthalb Jahre Zeit lassen kann. Überschreitet man den Termin jedoch, werden happige Strafzinsen von bis zu 30 Prozent fällig. Auch bei den Autohändlern prangen die „0 Prozent“-Schilder.
Wie rechnet sich eine Null-Prozent-Finanzierung für Händler und Banken? Verbraucherschützer nennen neben den vereinzelt aufgeschlagenen Gebühren noch einen weiteren Aspekt: Hinter den null Prozent verschwindet allzu rasch der zugrunde liegende Ausgangspreis für das Produkt. Im Vergleich zu anderen Anbietern kann dieser durchaus höher liegen.
Kreditangebote zum Nulltarif kommen nicht bei jedem an: „Insbesondere ältere Menschen zeigen eine gewisse Zurückhaltung. Das ist einerseits auf eine gewisse Sparmentalität, aber andererseits auch auf den Grundsatz, nur das auszugeben, was man auch tatsächlich hat, zurückzuführen“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Markus Preißner.
Null-Prozent-Finanzierungen nehmen zwar bei der Preispräsentation im Laden einen immer größeren Raum ein. „Fraglich ist, ob der Verbraucher das wirklich immer so möchte. Es gibt natürlich auch viele Kunden, die ein Produkt gar nicht auf Kreditbasis kaufen möchten und durch eine derartige Präsentation eher abgeschreckt werden“, gibt Handelsexperte Preißner zu bedenken.