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Neuer BMW-Chef Neuer BMW-Chef: BMW wird runderneuert

Von Thomas Magenheim 14.05.2015, 13:07
Harald Krüger, der Neue.
Harald Krüger, der Neue. dpa/Sven Hoppe Lizenz

Es ist eher eine Untertreibung, die Unternehmerdynastie Quandt öffentlichkeitsscheu zu nennen. Auch bei Hauptversammlungen des von ihr kontrollierten Autobauers BMW hält sie sich normalerweise im Hintergrund Wenn die Familie überhaupt einmal das Wort ergreift, tut sie das betont dezent. Aber das diesjährige Aktionärstreffen war kein normales. „Heute beginnt eine neue Zeitrechnung bei BMW“, stellte Aufsichtsratsvize Stefan Quandt fast staatstragend klar. Über den gelungenen Stabwechsel an der Konzernspitze freue sich seine Familie sehr. Ähnlich sollten sich später weitere Redner äußern, auch der scheidende BMW-Chef Norbert Reithofer, der zum Abschied das Geräuschlose am Generationswechsel im Vorstand betonte.

Direkt in den Aufsichtsrat

Die zwei Buchstaben VW hat kein Münchner Manager oder Aufseher in den Mund genommen. Unausgesprochen war das niedersächsische Führungschaos beim BMW-Aktionärstreffen in der Münchner Olympiahalle am Mittwoch aber immer wieder präsent. „BMW, das ist eine eigene Kultur, und Verantwortung verpflichtet“, betonte Reithofer. Fast neun Jahre hat der gebürtige Bayer die Geschicke des globalen Branchenführers im automobilen Premiumsegment gelenkt und das überaus erfolgreich. Nachfolger des 58-jährigen ist der neun Jahre jüngere Vorstandskollege Harald Krüger, in dem Quandt den „starken Vertreter einen neuen Generation“ sieht. Die Veränderungen an der BMW-Spitze beschränken sich nicht auf die beiden. Mit dem neuen Produktionschef Oliver Zipse (51) und Entwicklungschef Klaus Fröhlich (55) geht der 1916 gegründete Traditionskonzern weitgehend runderneuert ins Jubiläumsjahr 2016.

Auch Aufsichtsratschef Joachim Milberg scheidet aus. Diesen Posten übernimmt nun Reithofer. Diese Rochade war das Einzige, was bei den sonst rundum zufriedenen Aktionären nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß. Gutem Stil entspricht, dass Konzernbosse eine zweijährige Auszeit nehmen, bevor sie Aufseher des von ihnen geführten Unternehmens werden. So hält das der gerade verabschiedete, langjährige Allianz-Chef Michael Diekmann. Reithofer nehme mit den Stimmen der Quandts nun eine Abkürzung, kritisierten Kleinaktionäre und Fondsgesellschaften. Das werfe einen Schatten auf die sonst makellose Reithofer-Bilanz.

Hohe Investitionen in E-Autos

Ihm ist in seiner Amtszeit nicht nur das Kunststück gelungen, BMW ohne Verluste durch Finanz- und Branchenkrise zu steuern. Mit seinem Namen ist auch die Elektrifizierung des Konzerns verbunden. Geschätzte drei Milliarden Euro haben die Münchner investiert, um den BMW i3 als ersten Vertreter einer neuen Reihe von Elektroautos zu schaffen. Damit haben die Bayern mehr Geld als jeder europäische Konkurrent in die Hand genommen, um elektromobil zu werden. Diese Strategie weitertreiben soll nun Krüger, der den Konzern im mutmaßlich sechsten Rekordjahr in Folge übernimmt. Garantiert ist künftiger Erfolg aber nicht. „Permanenter Wandel ist die Konstante“, gab ihm Reithofer mit auf den Weg.

Die Elektromobilität, auf die BMW so viel setzt, kommt nur mühselig aus den Startlöchern. Im automobilen Boomland China, in dem BMW so viele Fahrzeuge verkauft wie sonst nirgends, geht das Wachstum zurück. Krüger ist sich der Herausforderungen fraglos bewusst. BMW baut neue Werke in Brasilien und Mexiko. Die US-Fabrik in Spartanburg wird zum weltgrößten BMW-Werk ausgebaut. Das macht von China unabhängiger. Elektrisch liegt der Fokus auf Hybrid-Fahrzeugen mit Elektro- und Verbrennungsmotor, die sich besser verkaufen als reine Stromer. Aber das wird nicht reichen, um die Spitze zu halten. Denn sowohl Mercedes als auch Audi wollen bis 2020 weltgrößter Premiumhersteller werden.