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Stromtrassen durch Sachsen-Anhalt Netzbetreiber 50 Hertz veröffentlicht Leitungspläne für Stromtrassen durch Sachsen-Anhalt

Von Steffen Höhne 27.09.2016, 20:50
Die sogenannte Gleichstromleitung soll weitgehend unter der Erde verlegt werden und beginnt in Wolmirstedt.
Die sogenannte Gleichstromleitung soll weitgehend unter der Erde verlegt werden und beginnt in Wolmirstedt. MZ/Büttner

Halle (Saale) - Gut 580 Kilometer lang soll sie werden und voraussichtlich fünf Milliarden Euro kosten: die neue Stromtrasse mit dem Namen „Sued-Ost-Link“. Für die Stromautobahn, die Windenergie aus Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren soll, stellten die Netzbetreiber 50 Hertz und Tennet am Dienstag erstmals einen Trassenkorridor mit verschiedenen Varianten vor.

150 Kilometer durch Sachsen-Anhalt

Die sogenannte Gleichstromleitung, die weitgehend unter der Erde verlegt wird, beginnt in Wolmirstedt nördlich von Magdeburg. „Eine wesentliche Vorgabe ist, eine möglichst gerade Führung zwischen Wolmirstedt und dem Endpunkt, dem bayerischen Atomkraftwerk Isar, zu erreichen“, sagte 50-Hertz-Sprecher Volker Kamm der MZ. Genutzt werden sollen vorrangig freie Flächen neben Autobahnen und Bahnschienen.

Von der Gesamtstrecke führen etwa 150 Kilometer durch Sachsen-Anhalt. Die Planer mussten bei der Konzeption bereits einige Einschränkungen im Trassenverlauf beachten. So sollen die Leitungen im Abstand von einigen hundert Metern von Wohnbebauung verlegt werden.

Zudem sollen Naturschutzgebiete ausgespart bleiben. In den bisherigen Planungen sind bereits die Politik, die Verwaltung und Verbände in Sachsen-Anhalt einbezogen worden.

„In den kommenden Wochen wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern unser Vorhaben präsentieren und Einwände mit aufnehmen“, so Kamm.

So wird es von Anfang Oktober bis Anfang November in 23 Städten öffentliche Veranstaltungen zu dem geplanten Bau geben. Zudem können sich mögliche Anrainer auf der Internetseite von 50 Hertz über den Verlauf der Trassenvarianten genau informieren.

Stromtrassen sollen bis 2025 fertig sein

Im Frühjahr 2017 will 50 Hertz der Bundesnetzagentur einen Vorschlag präsentieren. Diese hat dann das letzte Wort über den genauen Verlauf. In einem früheren Projektentwurf waren vor allem Freiland-Leitungen mit bis zu 70 Meter hohen Masten vorgesehen.

Das führte in Bayern, aber auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen, zu zahlreichen Bürgerprotesten. Auf Druck von Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) wurde die Netzplanung daher komplett überarbeitet.

Das betrifft nicht nur die Ost-Süd-Trasse durch Sachsen-Anhalt, sondern auch zwei weitere Leitungen in Westdeutschland. Damit hat sich der Zeitplan um drei Jahre nach hinten verschoben. Die Trassen sollen bis 2025 fertig sein.

Erdkabel vier- bis achtmal so teuer

Auch die Kosten steigen immens: Für einen Kilometer Freileitung werden laut 50 Hertz im Schnitt 1,2 bis 1,3 Millionen Euro veranschlagt. Erdkabel hingegen würden das Vier- bis Achtfache kosten - abhängig vom Untergrund. Die Mehrkosten dafür tragen die Stromverbraucher.

Erdkabel sind allerdings mit einem nicht so starken Eingriff ins Landschaftsbild verbunden. Zudem können Stürme keine Schäden anrichten.

Laut Kamm werden die Leitungen etwa zwei Meter tief in der Erde verlegt. Zum Bau muss dafür ein 50 Meter breiter Streifen beräumt werden.

Nach Fertigstellung dürfen auf einem bis zu 20 Meter breiten Streifen keine Bäume mit tiefen Wurzeln mehr stehen. Landwirtschaft ist auf den Flächen anschließend aber wieder möglich.

Vorgesehen ist zudem ein Mindestabstand von 500 Metern zur nächsten Wohnbebauung. „Wir gehen davon aus, dass die Erdverkabelung deutlich positiver von betroffenen Anrainern aufgenommen wird als Freileitungen“, sagte Oliver Feix von 50 Hertz zuletzt.

Bei der nun geplanten Stromleitung geht 50 Hertz auch technologisch neue Wege: Üblicherweise wird Strom als Drehstrom (Wechselstrom) übertragen. Diese Technik gilt als weltweiter Standard und eignet sich besonders gut für kurze und mittlere Distanzen.

Im Zuge der Energiewende muss laut Netzbetreiber Strom jedoch über weite Strecken transportiert werden. Daher soll eine sogenannte Gleichstromtrasse gebaut werden, die mit weniger Leistungsverlusten überträgt. Am Start und Endpunkt sind sogenannte Stromrichter nötig, um den Gleichstrom wieder in Wechselstrom umzuwandeln. (mz)

150 Kilometer an Stromtrassen sollen in Sachsen-Anhalt gebaut werden.
150 Kilometer an Stromtrassen sollen in Sachsen-Anhalt gebaut werden.
dpa