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Nachschub für Amazon & Co. Nachschub für Amazon & Co.: In Sandersdorf-Brehna entsteht eine neue Karton-Fabrik

Von Steffen Höhne und Detmar Oppenkowski 17.05.2018, 08:00
In Eisenhüttenstadt betreibt die Progroup bereits Deutschlands größte Papierfabrik.   
In Eisenhüttenstadt betreibt die Progroup bereits Deutschlands größte Papierfabrik.    dpa-Zentralbild

Sandersdorf-Brehna - Im Solar Valley zwischen Bitterfeld und Sandersdorf-Brehna ist es in den vergangenen Jahren ruhig geworden. Nach der Pleite mehrerer Solarfirmen wurde in dem großen Industrie-Areal nicht mehr gebaut. Das wird sich bald ändern.

Anfang 2019 dürften sich die ersten Baukräne wieder drehen. Der Investor kommt allerdings aus einer traditionellen Branche: der Papierindustrie. Unternehmen Progroup kündigte am Mittwoch an, für 375 Millionen Euro eine Fabrik zur Herstellung von Wellpappenrohpapier zu errichten.

140 Arbeitsplätze sollen in der neuen Fabrik entstehen

Das Werk soll im zweiten Halbjahr 2020 den Betrieb aufnehmen. Dadurch sollen rund 140 neue Arbeitsplätze entstehen.

Für die Stadt Sandersdorf-Brehna, die ohnehin schon reich an Industriebetrieben ist, ist die Ansiedlung ein weiterer Erfolg. Bereits im vergangenen Jahr ist das Unternehmen an die Kommune herangetreten.

„Doch im ersten Anlauf sind wir durchgefallen, weil die beiden bestehen Progroup-Produktionsstätten in Burg und Eisenhüttenstadt in der Nähe liegen und man befürchtete, dass die erforderlichen Altpapiermengen in dieser Region daher nicht ausreichen“, sagt Bürgermeister Andy Grabner (CDU).

Bürgermeister glücklich über den Zuschlag

Anfang dieses Jahres sei man dann aber wieder ins Spiel gekommen. Neben Sachsen-Anhalt seien auch Thüringen und Bayern betrachtet worden. „Dass wir am Ende den Zuschlag bekommen haben, hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass wir schnell gehandelt und ideale infrastrukturelle Voraussetzungen haben“, so Grabner.

Neben der Autobahnanbindung seien die Wasserver- und Abwasserentsorgung entscheidende Punkte für die Standortentscheidung gewesen. „Dass unser Bundesland im europaweiten Wettbewerb um die Ansiedlung die Nase vorn hat, ist ein deutlicher Fingerzeig für die hohe Attraktivität des Industriestandortes Sachsen-Anhalt“, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD).

Das Land fördert die Investition mit 7,5 Millionen Euro. Auch das dürfte die Progroup bei der Auswahl mit berücksichtigt haben.

750.000 Tonnen Pappe sollen pro Jahr produziert werden

Die Progroup aus dem rheinland-pfälzischen Landau gehört nach eigenen Angaben zu den zu den Top drei der Wellpappenpapier-Hersteller in Europa. Die mittelständische Firma mit 1100 Mitarbeitern plant in Sandersdorf-Brehna eine Anlage mit einer sogenannten Arbeitsbreite von 9,20 Metern, die im Jahr 750 000 Tonnen Wellpappenrohpapier herstellen kann.

Aus dem werden später dann die Wellpappen für Verpackungen gefertigt. Mit den bereits bestehenden Papierfabriken in Burg bei Magdeburg und Eisenhüttenstadt (Brandenburg) würde sich die Jahreskapazität auf 1,85 Millionen Tonnen erhöhen.

„Mit dem Bau unserer dritten Papierfabrik stellen wir die Weichen für weiteres Wachstum“, sagte Progroup-Chef Jürgen Heindl.

Papp-Hersteller profitieren vom Online-Versandhandel

Dank des florierenden Online-Versandhandels floriert auch das Geschäft mit Verpackungspapier. Amazon, Zalando & Co. versenden jeden Tag Millionen von Paketen. Um den Nachschub zu sichern, investieren die Papier-Hersteller. „2017 wurden in Deutschland 11,8 Millionen Tonnen Verpackungspapiere produziert - ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagt Gregor Andreas Geiger vom Verband Deutscher Papierfabriken.

Es sei damit die größte Papiergruppe (siehe Grafik). Das Volumen im Bereich der grafischen Papiere etwa für Zeitschriften sei dagegen um 2,4 Prozent gesunken.

Altpapier wird für die Hersteller langsam knapp

Wellpappenpapier wird in der Regel aus Altpapier hergestellt. Jährlich werden in der deutschen Papier-Industrie 17,1 Millionen Tonnen Altpapier eingesetzt - die Altpapierquote liegt damit bei 75 Prozent. Das kann inzwischen zu regionalen Engpässen führen.

Der Papierhersteller Leipa investiert derzeit mehr als 160 Millionen Euro in den Umbau seines Standortes in Schwedt (Brandenburg). Statt Zeitungspapier soll dort künftig Papier für Verpackungen hergestellt werden. Alle Produzenten müssen daher ihre Altpapier-Versorgung sichern. (mz)