Nach Abgasskandal Nach Abgasskandal: VW plant Nachrüstoffensive für Dieselfahrzeuge

Berlin - Ausgerechnet VW. Mit den elf anderen Marken des Wolfsburger Konzerns ging es im vorigen Jahr bergauf. Nur die Kernmarke musste merkliche Einbußen hinnehmen – der Abgasskandal hinterlässt seine Spuren. Kein Wunder, dass Vorstandschef Matthias Müller jetzt eine Nachrüstoffensive für Dieselautos plant.
Bewältigung des Dieselgates dämpft Freude über Rekordabsatz
Eigentlich müssten die Volkswagen-Manager in Hochstimmung sein. Voriges Jahr schaffte es der Konzern an die Weltspitze, mit einem Absatz von 10,3 Millionen Fahrzeugen – maßgeblich getragen von deutlich mehr Verkäufen in China, wo der Dieselantrieb praktisch keine Rolle spielt. Auch beim operativen Gewinn, also aus der Betriebstätigkeit, gab es deshalb mit 14,6 Milliarden Euro eine weitere neue Bestmarke. Allerdings sind dabei noch nicht die Kosten für die Bewältigung des Dieselgates berücksichtigt, dafür hat der Konzern mittlerweile rund 18 Milliarden Euro zurückgelegt.
Doch das ist nicht der einzige Punkt, der die Bilanz trübt. Die Kernmarke, die für rund 60 Prozent der Auslieferungen steht, hat bei allen wichtigen Kennziffern Einbußen erlitten. Beim Umsatz, beim Absatz und vor allem beim operativen Profit. Hier ging es um gut elf Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro nach unten. Die operative Rendite, die wichtigste Kennziffer in der Branche, sackte von zwei auf 1,8 Prozent ab. Die Zahl, die das Verhältnis von Gewinn zum Umsatz ausdrückt, gibt Auskunft über die Ertragskraft. Hier streben Konzernchef Matthias Müller und VW-Markenschaf Herbert Diess eigentlich Werte oberhalb der Vier-Prozent-Marke an. Dass es nach unten, ging hat viel mit dem zu tun, was im Geschäftsbericht „als höhere Vermarktungskosten“ genannt wurde. Gemeint ist damit, dass jede Menge Anstrengungen nötig waren auch teils heftige Rabatte, um die VW-Fahrzeuge loszuschlagen.
Entwicklung der Kernmarke VW geschrumpft
Die Reputation der Marke hat unter dem Dieselskandal gelitten. Und das hat sich im neuen Jahr fortgesetzt. So ist nach Berechnungen des Beratungsunternehmens EY der Marktanteil des Volkswagenkonzerns bei den Februar-Neuzulassungen in Deutschland auf 36,8 Prozent gesunken – nach 39,4 Prozent im Vorjahr. „Das Minus ist in erster Linie auf die relativ schwache Entwicklung der Kernmarke Volkswagen zurückzuführen, deren Verkäufe um fast ein Fünftel sanken“, so EY-Experte Peter Fuß.
Eine zweite Entwicklung kommt als Folge der Abgasmanipulationen hinzu: Die Autokäufer lassen Diesel-Fahrzeuge links liegen. Im Februar wurden hierzulande elf Prozent weniger Pkw mit Selbstzündermotor verkauft als ein Jahr zuvor. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien mit minus 14 und minus neun Prozent ging es ebenfalls stark bergab. Branchenkenner sprechen schon von der Dieselfalle, in die sich die deutschen Autobauer im Allgemeinen und VW im Besonderen rangiert haben.
Dieselautos immer unbeliebter
Die Lage hat sich nun mit den geplanten Fahrverboten für Autos mit älteren Dieselmotoren in Stuttgart noch verschärft, und auch für andere Städte sind temporäre Sperrungen nicht auszuschließen. Müller will nun dagegen angehen. Es gehe darum Autos mit der Abgasnorm Euro 5 für die strengeren Grenzwerte des Euro-6-Standards umzurüsten. Man sei im Gespräch mit Wettbewerbern. In Stuttgart sollen vom nächsten Jahr bei hohen Schadstoffbelastungen nur noch Diesel-Autos fahren dürfen, die die Euro-6-Norm erfüllen. Müller räumte mit Blick auf den Abgasskandal ein, dass der Diesel durch das Verschulden von Volkswagen in Misskredit geraten sei. Und er fügte hinzu: „Wir müssen dafür sorgen, dass das Image vom Diesel wieder besser wird.“