Mitteldeutsche Warenbörse Mitteldeutsche Warenbörse: Auf den Geschmack kommen

schkeuditz/MZ - Regionale Lebensmittel liegen im Trend. Sie stehen für Frische, Geschmack und Qualität und sind zunehmend von den Verbrauchern gefragt. Das bekommen kleine Pensionen ebenso zu spüren wie große Handelsketten. Bei internationalen Ausstellungen für Ernährungs- und Landwirtschaft, wie der Anuga und der Grünen Woche, gehen kleine Unternehmen jedoch viel zu oft unter. In Mitteldeutschland gibt es deshalb eine neue Messe, die Mitteldeutsche Warenbörse.
Im Globana Trade Center in Schkeuditz haben sich mehr als 160 Produzenten von Lebensmitteln aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen am Mittwoch erstmals bei einer gemeinsamen Messe präsentiert. Sie machten den Vertretern von Gaststätten, Hotels, Kantinen und Handelsketten ihre mehr als 1 000 Produkte schmackhaft. „Wir müssen der Region ein kulinarisches Gesicht geben“, sagte der sächsische Umweltminister Frank Kupfer (CDU).
Regionale Anbieter müssen in große Handelsketten
Er wartete mit beachtlichen Zahlen auf: Die Ernährungswirtschaft in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zählt 741 Unternehmen mit mehr als 60 000 Beschäftigten. Die Unternehmen erwirtschafteten jährlich knapp 19 Milliarden Euro Umsatz. In dieser Statistik nicht berücksichtigt sind Bäcker, Fleischer, Konditoren und Handwerksbetriebe, die weniger als 20 Mitarbeiter haben.
„Regionalität schafft Identifikation“, sagte Hans-Jürgen Schulz, Abteilungsleiter des Landwirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt. Er sprach angesichts der zehn großen deutschen Konzerne in der Ernährungsbranche, die 90 Prozent des Umsatzes ausmachen würden, von einer Marktkonzentration. Schulz betonte, dass regionale Anbieter versuchen müssen, mehr in die Regale der großen Handelsketten hineinzukommen.
Das Anliegen der Warenbörse bestand zugleich darin, die Abnehmer dafür zu sensibilisieren, dass gute Lebensmittel auch ihren Preis haben. „Gutes Essen verdient einen guten Preis“, sagte Thüringens Agrarminister Jürgen Reinholz (CDU). Dass Abnehmer bereit sind, diesen Preis zu bezahlen und nicht bis zum letzten Cent feilschen, diese Erfahrung hat die Geschäftsführerin der Harzer Likörfabrik, Helga Rolle, gemacht. Ihre Produkte stehen in den Regalen von Kaufland, Edeka und Rewe. Bei der Warenbörse hat sie Kontakte zu Globus geknüpft. Unter Wert wird sie die Liköre aber auch dieses Mal nicht verkaufen. Schon aus Prinzip. „Ich muss die gute Qualität auch verkörpern“, sagte sie. Und das gehe eben auch über den Preis.
Regionale Vermarktung reicht nicht aus
Gute Qualität. Bei diesem Stichwort horchte Mike-Sören Dietrich, Junior-Chef des Käseherstellers „Börde Käse“ aus Vahldorf bei Magdeburg, auf. Denn hochwertige Rohstoffe zu einem vertretbaren Preis zu bekommen, ist heutzutage gar nicht mehr so leicht. Vor allem mittelständische Unternehmen würden die Globalisierung zu spüren bekommen.
Dass bei der Warenbörse immer wieder betont wurde, welche Bedeutung regionale Produkte haben, sah er skeptisch. „Von der Regionalität allein können wir nicht leben“, sagte er. Nicht nur die Kosten für die Rohstoffe der Produkte, sondern auch die Personalkosten seien mittlerweile so hoch, dass es nicht mehr ausreiche, Produkte regional zu vermarkten. Es in die Regale der großen Handelsketten zu schaffen, werde für die Unternehmen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen immer wichtiger.
Ob die Mitteldeutsche Warenbörse das erreichen kann, wollte am Mittwoch keiner garantieren. „Eine sofortige Absatzwende kann niemand erwarten“, sagte Frank Kupfer. Was die Börse den ausstellenden Unternehmen bringe, werde sich erst noch zeigen.