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Miete & Kauf Miete & Kauf: Kann man die Makler-Gebühren senken?

06.11.2013, 13:04
Ob Mieter oder Vermieter künftig die Maklergebühr, die bei der Vermittlung einer Mietwohnung fällig wird, zahlen, wird in Berlin auch im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD diskutiert.
Ob Mieter oder Vermieter künftig die Maklergebühr, die bei der Vermittlung einer Mietwohnung fällig wird, zahlen, wird in Berlin auch im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD diskutiert. dpa Lizenz

Halle (Saale)/DPA/DMN. - Maklergebühren sollen künftig nicht mehr einfach auf Mieter abgewälzt werden können - darauf haben sich SPD und CDU in den Koalitionsverhandlungen verständigt. In Zukunft soll derjenige den Makler bezahlen, der ihn auch beauftragt. Wenn also der Vermieter einen Wohnungsvermittler einschaltet, muss er selbst die Kosten tragen - und nicht der Mieter. Aber kann man auch schon jetzt bei der Maklergebühr sparen?

Wie hoch sind Maklergebühren in der Regel?

Makler dürfen von Mietern höchstens zwei Nettokaltmieten plus Mehrwertsteuer als Provision verlangen. Darauf weist der Mieterschutzbund in Recklinghausen hin. Somit ergibt sich ein Höchstsatz von 2,38 Nettokaltmieten. Theoretisch dürfen Makler auch weniger verlangen, was allerdings in der Praxis selten passiert. Die Höhe der Nettokaltmiete, also der Miete ohne jegliche Nebenkosten, muss im Mietvertrag angegeben werden.

Beim Hauskauf gebe es dagegen keine Obergrenze für Maklergebühren, sondern regional unterschiedliche Gewohnheitswerte, erklärt Gerold Happ vom Eigentümerverband Haus und Grund Deutschland in Berlin. In den vergangenen Jahren ist die Provision kräftig gestiegen: Als Maklercourtage werden manchmal über sieben Prozent des Kaufpreises berechnet, sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest.

Wer muss die Gebühren zahlen?

Ob Mietinteressent oder Vermieter die Courtage zahlen müssen, ist gesetzlich nicht geregelt. Häufig kommen die Interessenten für die Kosten auf. Grundsätzlich gilt: „Sobald der Makler eine Leistung erbracht hat, muss die Provision auch gezahlt werden“, erklärt Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund in Berlin (DMB). Dafür reicht es, wenn der Makler die Besichtigung einer Wohnung ermöglicht oder den Kontakt zum Vermieter herstellt. Fällig wird die Courtage, wenn der Mietvertrag unterschrieben wurde. Die Kosten für den Makler darf ein Vermieter nicht nachträglich vom Mieter einfordern, etwa in Form versteckter Betriebskosten.

Ein Makler kann für die Vermittlung einer Wohnung auch dann eine Courtage vom Mieter verlangen, wenn er nicht vom Vermieter damit beauftragt wurde. Bei dieser sogenannten Kaltakquise weiß der Makler zum Beispiel durch eine Zeitungsanzeige, dass die Wohnung vermietet werden soll, und gibt die Adresse an Mietinteressenten weiter.

Kann man über Maklergebühren verhandeln?

Theoretisch schon. „Man kann versuchen zu handeln“, sagt Gerold Happ vom Eigentümerverband. Ob das klappt, hängt allerdings vom Einzelfall ab. „Wenn der Makler jemanden findet, der bereit ist, die geforderte Provision zu zahlen, hat man unter Umständen das Nachsehen.“ Vor allem in Ballungsräumen lassen Makler oft nicht mehr mit sich handeln, wenn es um die Provision geht. Denn die Nachfrage ist so groß, dass sie das gar nicht nötig haben. Wenn Mietinteressenten allerdings selbst einen Makler mit der Suche nach einer Wohnung beauftragen, könnten sie durchaus über die Courtage verhandeln.

Wie wehrt man sich, wenn die Kosten zu hoch sind?

Wie hoch die Provision sein darf, können Mietinteressenten leicht anhand der geforderten Miete ausrechnen. „Überschreitet die geforderte Courtage die gesetzlich festgelegte Höhe, muss sie nicht gezahlt werden“, erklärt Ulrich Ropertz. Interessenten sollten sich in einem solchen Fall zunächst an den Makler selbst werden. Helfe das nicht, sollten sich Betroffene beim Maklerverband beschweren.

Kann man einen Makler ganz umgehen?

Makler werden nicht überall eingesetzt. „Das hängt vom Wohnungsmarkt ab“, erklärt Happ. Je mehr Interessenten es in einer Region gebe, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Vermieter Makler beauftragten. „Die treffen dann eine Vorauswahl.“ Wollen Wohnungssuchende den Makler umgehen, sollten sie versuchen, von vorneherein direkt Kontakt mit dem Vermieter aufzunehmen. Dann könnten sie auch ohne Vermittler an den Mietvertrag kommen.

3,6 Millionen Deutsche haben im Jahr 2012 einen Immobilienmakler in Anspruch genommen. Zahlen mussten dafür meistens die Mieter und Käufer von Wohnungen. Die Provisionen bei Verkäufen erreichen im europäweiten Vergleich neue Höhen: Rund 30.000 Euro bei einem Haus im Wert von 500.000 Euro sind Standard. Im Gegensatz zu anderen Ländern können Makler in Deutschland auch Immobilien anbieten, für die sie keinen Vermittlungsauftrag des Eigentümers haben. Ausbildungs- oder Qualifikationsvorgaben für die Vermittler gibt es keine.

Gleiches gilt für zukünftige Eigenheimbesitzer: Wer sich für das Angebot eines Maklers interessiert, sollte zuerst prüfen, ob nicht dieselbe Immobilie provisionsfrei direkt vom Eigentümer angeboten wird. Ob der Käufer zahlen muss, hängt nämlich nicht davon ab, ob der Makler die Immobilie im Auftrag oder wenigstens mit Duldung des Eigentümers anbietet. Entscheidend sei, dass der Kaufvertrag durch die Vermittlung des Maklers zustande kam und der Käufer einen Maklervertrag abgeschlossen habe, so die Stiftung Warentest.

Tipp zum Schluss: Käufer sollten immer auf einer Rechnung vom Makler bestehen. Gehen sie darauf ein, einen niedrigeren Betrag ohne Quittung zu zahlen, beteiligen sie sich an einer Steuerhinterziehung und machen sich damit unter Umständen ebenso strafbar wie der Makler. (gs)

Sie haben mit einem Makler zu tun? Unsere Bildergalerie zeigt sieben populäre Irrtümer über Gebühren und Verträge:

Wohnungen provisionfrei - das gibt es vor allem in begehrten Lagen nur noch selten.
Wohnungen provisionfrei - das gibt es vor allem in begehrten Lagen nur noch selten.
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