Mibrag schließt Braunkohlekraftwerk Mibrag schließt Braunkohlekraftwerk: Aderlass bei Kohle-Firma

Zeitz - Das Kohle-Unternehmen Mibrag wird im Oktober 2016 sein niedersächsisches Braunkohlekraftwerk Buschhaus stilllegen. Die Anlage wird noch für vier Jahre in einer sogenannten Sicherheitsbereitschaft stehen. In dem Helmstedter Revier an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt beschäftigt Mibrag 480 Mitarbeiter. Für diese werde mit den Betriebsräten an einer „sozialverträglichen Lösung gearbeitet“, hieß es weiter. Entlassungen sind somit wahrscheinlich. Damit entfallen auch geplante Kohle-Lieferungen aus den Tagebauen Profen (Burgenlandkreis) und Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) nach Niedersachsen. Spekulationen über die Stilllegung des Kraftwerks Deuben im Burgenlandkreis sind aber offenbar vom Tisch.
Die Stilllegung ist Teil eines Kohle-Kompromisses mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der am Sonntag beschlossen wurde. Mehrere Versorger nehmen einen Teil ihrer Kraftwerke vom Netz, damit Deutschland seine Klimaschutz-Ziele erfüllen kann. Dafür erhalten sie eine Entschädigung. Wirtschaft
Im Herbst 2013 verkündete die Mibrag die Übernahme des Helmstedter Reviers. Die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) aus Zeitz kaufte dem Energiekonzern Eon den kleinen Tagebau und das dazugehörige Kraftwerk Buschhaus ab. Eon wollte die Anlagen unweit der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt eigentlich 2017 stilllegen. Für die Mibrag war vor allem das Kraftwerk interessant. Nach Stilllegung des Tagebaus sollten jährlich zwei Millionen Tonnen Kohle aus den Tagebauen Profen (Burgenlandkreis) und Schleenhain (Sachsen) nach Niedersachsen geliefert werden - bis 2030. Doch all diese Pläne sind Makulatur. Buschhaus dürfte sich wohl als Fehlinvestition erweisen.
480 Jobs gefährdet
Am Montag tagte der Mibrag-Aufsichtsrat in Leipzig. Auf der Sitzung stimmte er einer Vereinbarung mit dem Bundeswirtschaftsministerium zu, nach der das Kraftwerk Buschhaus mit einer Leistung von 350 Megawatt zum 1. Oktober 2016 für vier Jahre in die Sicherheitsbereitschaft genommen wird, teilte das Unternehmen mit. Mit anderen Worten: Das Kraftwerk kommt vom Netz. Nur bei gravierenden Stromengpässen im Markt wird es wieder hochgefahren. Energieexperten halten dies für unwahrscheinlich. Spekulationen, dass auch das Kraftwerk in Deuben (Burgenlandkreis) betroffen ist, bewahrheiten sich allerdings nicht.
Neben der Mibrag werden auch die Braunkohle-Konzerne RWE und Vattenfall vom Jahr 2016 an schrittweise mehrere Kraftwerksblöcke vom Netz nehmen und nach einer Übergangszeit als Sicherheitsreserve endgültig stilllegen. Mit der Stilllegung der Kraftwerke mit einer Gesamtleitung von 2,7 Gigawatt sollen die deutschen Klimaschutzziele bis zum Jahr 2020 erreicht und der Ausstoß von Kohlendioxid weiter reduziert werden.
Die Konzerne erhalten für die Sicherheitsbereitschaft und Stilllegung eine Vergütung. Dafür fallen über sieben Jahre Gesamtkosten von jährlich im Schnitt 230 Millionen Euro an. Wie viel die Mibrag davon erhält, gab das Unternehmen bisher nicht bekannt.
Ursprünglich plante die Bundesregierung eine sogenannte Klima-Abgabe bei den Kraftwerks-Betreibern zu erheben, die die Unternehmen noch viel mehr gekostet hätte. Dagegen gab es heftige Proteste.
Zukunft von Mibrag-Chef unklar
„Die vorgesehene Sicherheitsbereitschaft und anschließende Stilllegung werden sich, wenn auch abgemildert, dennoch massiv auf die wirtschaftliche Entwicklung von Mibrag und damit verbunden auf die Arbeitsplätze auswirken“, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Direkt betroffen sind die 480 Mitarbeiter im Helmstedter Revier. Mit den Betriebsräten soll nun eine „sozialverträgliche Lösung“ erarbeitet werden. Doch fehlende Kohle-Lieferungen aus den mitteldeutschen Tagebauen dürften auch Auswirkungen auf die hiesigen Arbeitsplätze haben. Diese bleiben aus heutiger Sicht aber begrenzt. Insgesamt fördert die Mibrag jährlich rund 20 Millionen Tonnen - auf Buschhaus wären also zehn Prozent der Gesamtförderung entfallen.
Zur Zukunft des beurlaubten Mibrag-Chefs Joachim Geisler äußerte sich das Unternehmen nicht. Geisler war Anfang Oktober von seinem Posten freigestellt wurden. Die Mibrag begründete dies mit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Auf MZ-Anfrage nannte die Staatsanwaltschaft Bochum den „Verkauf der Mibrag“ als Hintergrund. Dabei dürfte es sich um die Übernahme 2009 durch ein tschechisches Konsortium handeln. (mz)