Mansfelder Kupfer und Messing Mansfelder Kupfer und Messing: Metallverarbeiter aus Hettstedt für Azubis attraktiv

Hettstedt - Über ein Band laufen die Kupferblöcke ein, von oben fallen sie in den Ofen. Es kracht kräftig. Bei mehr als 1 000 Grad Celsius schmilzt das Metall und gelangt anschließend in die Conti-M. In der Gieß-Walz-Anlage wird das glühende Kupfer gegossen, gewalzt, gefräst und gewickelt. Das Ganze erinnert an Bilder in einem Stahlwerk, ist aber deutlich innovativer.
„Als einziger Hersteller weltweit können wir sauerstofffreies Kupferwarmband in einer einzigen Linie produzieren“, sagt Geschäftsführer Roland Harings.
Die Conti-M ist eines der Herzstücke der MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH in Hettstedt. Das Traditions-Unternehmen mit mehr als 1 260 Mitarbeitern gehört zu den bedeutendsten Kupferverarbeitern der Welt. In den kommenden Jahren strebe der Betrieb ein „außergewöhnliches Wachstum an“, sagt Harings. Die Produktion soll in diesem Jahr um zehn Prozent auf 290 000 Tonnen steigen. Für 2019 hat Harings das Ziel von 400 000 Tonnen anvisiert.
Kupfer ist als relativ weiches Metall gut formbar. Als hervorragender Wärme- und Stromleiter findet es vielseitige Verwendung. Kupfer zählt zu den Schwermetallen. Mit „Heavy Metal“ lässt sich auch die Produktion in Hettstedt gut umschreiben. Männer, die in silbernen Schutzanzügen an heißen Öfen stehen. In mehreren Fabrikhallen werden Bleche gewalzt, Drähte gezogen und Stangen geformt.
Muskelkraft ist nötig
In ölverschmierten Anzügen stehen dort Mechaniker an den Maschinen. Löst sich ein Werkzeugteil nicht wie vorgesehen, wird schon mal der Hammer rausgeholt. Muskelkraft ist hier vonnöten.
MKM profitiert von einer weltweit steigenden Kupfernachfrage. Von 2009 bis 2019 soll der Markt um 42 Prozent wachsen. Harings zählt zu den starken Wachstumsfeldern beispielsweise die E-Mobiltät. So sei Kupfer für den Bau von Elektromotoren unersetzlich. Auch der Ausbau der Windenergie erhöht die Nachfrage.
„Windenergie erfordert dreimal mehr Kupfer-Einsatz als herkömmliche Kraftwerke“, so der Firmenchef. Zudem sei die gesamte Elektronik-Industrie auf das Halbedelmetall angewiesen. Kurz: Kupfer ist ein wesentlicher Rohstoff für viele Hightech-Produkte.
Wie vielseitig der Einsatz ist, zeigt die schier endlose Angebotspalette von MKM. „Wir bieten 8,5 Millionen verschiedene Produktvarianten“, erklärt Harings. Die Herstellung von Spezialprodukten schützt auch vor asiatischer Billig-Konkurrenz.
Anders als in der Stahlbranche gibt es im Kupfermarkt keinen Preiskampf etwa mit chinesischen Firmen. Die Wettbewerber von MKM auf dem Weltmarkt kommen zum großen Teil aus Deutschland und heißen Aurubis, KME und Wieland.
Um das geplante Wachstum bewältigen zu können, wird in Hettstedt auch wieder kräftig investiert. Flossen im vergangenen Jahr 16 Millionen Euro in das Werk, sollen es laut Harings in diesem Jahr 29 Millionen Euro sein. Die Mittel werden vor allen in Erneuerungen gesteckt, um die vorhandenen Kapazitäten besser auszulasten.
Dass wieder Geld in das Unternehmen fließt, liegt vor allem an Ian Hannam. Der Ex-Investmentbanker, der seit Jahrzehnten im Rohstoffgeschäft tätig ist, übernahm 2013 MKM vom kasachischen Rohstoff-Konzern Kazakhmys. Dieser wollte den Hettstedter Betrieb als europäischen Absatzkanal für kasachisches Kupfer nutzen. Diese Strategie ging nicht auf.
Bereits seit 2010 stand das Unternehmen zum Verkauf. Hannam setzt auf MKM als Produzenten von Qualitätsprodukten. Der Eigentümer sieht große Potenziale, die in der Vergangenheit nur unzureichend ausgeschöpft wurden.
Das Management wurde daher auf wichtigen Positionen verändert. Der neue MKM-Chef Harings stieß Ende 2014 zu den Hettstedtern. Der Manager führte zuvor das europäische Autozuliefer-Geschäft von Novelis.
Der US-Konzern baute zuletzt massiv den Standort Nachterstedt (Salzlandkreis) aus, an dem unter anderem Aluminiumbleche für den Auto-Hersteller Jaguar gefertigt werden. Harings kannte sich somit sowohl in der Region als auch der Metall-Branche aus.
Gewinnung neuer Mitarbeiter
Als wichtige Aufgabe betrachtet Harings nicht nur die Ausweitung des Absatzes, sondern auch die Gewinnung neuer Mitarbeiter. „Wir müssen auch gegen die Demografie antreten“, sagt er. Durch ein verstärktes Personal-Marketing gelang es bereits, die Zahl der Bewerbungen auf 1 200 zu verdoppeln. 61 Lehrlinge sind derzeit bei MKM beschäftigt. Der Altersdurchschnitt in der Firma sank zuletzt leicht auf 45,6 Jahre.
Harings will die Mannschaft weiter verjüngen, ohne dass Wissen aus dem Unternehmen verloren geht. Er glaubt, dass das Industrie-Unternehmen attraktiv als Arbeitgeber ist: „Kupfer wird immer gebraucht. Bei uns sehen die Arbeiter jeden Tag, was sie geschafft haben.“ (mz)