Lkw-Abgase Lkw-Abgase: EU mit Kompromiss bei CO2-Emissionen - Kritik von Firmen

Berlin - Bei der Diskussion über den Straßenverkehr und den Klimaschutz wurden die schweren Lastwagen weitgehend vergessen. Dabei frisst ein sogenannter Brummi in der Regel mehr als 20 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Daran hat sich seit Mitte der 1990er Jahre kaum etwas geändert. Zwar sind die Motoren effizienter geworden, doch dies wird dadurch konterkariert, dass immer leistungsfähigere Motoren eingesetzt wurden, die immer schwerere Gespanne über die Straßen ziehen.
Der Anteil der schweren Lkw an den CO2-Emissionen im Straßenverkehr ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Er liegt aktuell bei mehr als einem Viertel. Dass es so nicht weitergehen kann, ist auch der EU-Kommission klar. Setzt sich der Trend fort, wird der CO2-Ausstoß für den Zeitraum 2015 bis 2030 um 28 Prozent steigen. Das passt gar nicht zu den Klimazielen der Europäer.
EU will nachziehen
In den USA, in Kanada, Japan und China gibt es längst entsprechende CO2-Vorgaben für schwere Lkw. Die EU will nun endlich nachziehen - für Pkw existieren in Europa hingegen bereits seit 2009 Grenzwerte. Nach langem Hin und Her will die Kommission eine Reduktion um 15 Prozent bis 2015 vorschreiben. Weitere 15 Prozent sind bis 2030 vorgesehen. Ein Kompromiss: Der europäische Autobauer-Verband Acea wollte nur sieben und 16 Prozent.
Unterstützung für laxe Vorgaben gab es von EU-Kommissar Günther Oettinger, der aus Baden-Württemberg kommt, wo der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler zu Hause ist. Branchenkenner gehen davon aus, dass die großen europäischen Lkw-Bauer gemeinsame Sache gemacht haben, um die Einführung von Umwelttechniken verhindert haben, was schlicht höhere Gewinne ermöglichte – voriges Jahr war ein riesiges Lkw-Kartell aufgeflogen. Mehrere Regierungen aus Ländern ohne Lkw-Bauer forderten erheblich strengere Vorgaben.
Auch Großunternehmen wie Nestle oder Ikea für strengere Vorgaben
Dafür machen sich auch Umweltschützer und große Konzerne wie Ikea oder Nestlé stark, die ihre Produkte weitgehend mittels Lastwagen transportieren lassen. Die Unternehmen versprechen sich von härteren Abgasvorgaben vor allem geringere Transportkosten.
Firmen und Öko-Organisationen berufen sich mit ihren Forderungen vor allem auf eine Studie der Umweltforscher-Organisation ICCT, die bereits seit 2016 vorliegt. Die Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Spritverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß der schweren Nutzfahrzeuge bis 2025 um 27 Prozent und bis 2030 um 43 Prozent reduziert werden kann, und zwar mit bereits vorhandenen Technologien. Eine ganze Reihe von Verbesserungen sind möglich. Ein großer Punkt ist Aerodynamik der Lkw, die noch immer die fahrende Riesenkleiderschänke aussehen. Beim Rollwiderstand ist einiges zu holen.
Massive Kritik von Umweltschützern
Doch der Hauptpunkt ist, die Technik der wuchtigen Dieselmotoren effizienter zu machen, um den Wirkungsgrad zu erhöhen. Dazu gehören Turboaufladung oder die Nutzung der Abwärme der Motoren. Der Clou dabei ist, dass sich nach ICCT-Berechnungen die Mehrkosten für die neue Lkw-Technik für Spediteure schon spätestens nach zwei Jahren bezahlt machen.
Umweltschützer kritisieren die geplante EU-Vorgabe massiv. So hält es der Naturschutzbund Deutschland hält es für völlig unverständlich, dass angesichts des geplanten Dekarbonisierung des Verkehrs die Potenziale der CO2-Minderung nicht ausgeschöpft würden. Der Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller fordert: „Die Bundesregierung muss in Brüssel dringend auf Nachbesserungen drängen, wenn sie es mit den Klimazielen ernst meint.“