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Leipziger Gasimporteur Leipziger Gasimporteur: VNG meldet sich mit Millionengewinn zurück

Von Steffen Höhne 01.03.2013, 21:13
Ein Techniker prüft einen Schieber vor einem Drucksammler des VNG Untergrundgasspeichers Bad Lauchstädt
Ein Techniker prüft einen Schieber vor einem Drucksammler des VNG Untergrundgasspeichers Bad Lauchstädt dpa Lizenz

leipzig/Mz - VNG-Chef Karsten Heuchert hatte eine Ergebniswende angekündigt und hielt Wort. Mit einem Gewinn von 132 Millionen Euro im Jahr 2012 meldet sich der Leipziger Gasimporteur Verbundnetz Gas AG (VNG) auf dem deutschen Energiemarkt zurück. Im Jahr 2011 stand noch ein dickes Minus von 260 Millionen Euro zu Buche. Mit einem Umsatz von 7,8 Milliarden Euro - ein Plus von 22 Prozent - gehört VNG zu den größten ostdeutschen Unternehmen. Der Konzern ist nach Eon und Wingas der drittgrößte Gasimporteur Deutschlands.

Sichtlich gelöst erläuterte Heuchert gestern die Maßnahmen, die die Kehre einleiteten. „Zum Erfolg gibt es keinen Lift. Man muss die Treppe benutzen“, sagte der Unternehmens-Chef. Gleich mehrere Treppenabsätze nach oben brachte die VNG die Neuverhandlung der langfristigen Gaslieferverträge mit der russischen Gasprom und dem norwegischen Gasriesen Statoil. Die Anpassung der Lieferverträge an „die Marktrealitäten bleibt aber weiterhin eine große Aufgabe“, formulierte der studierte Jurist etwas umständlich.

Was ist passiert? Durch neue Fördertechnologien in den USA und die Weltwirtschaftskrise 2008/09 waren die Gaspreise am Weltmarkt dramatisch eingebrochen. VNG bezog aber weiter teures Gas aus Russland und Norwegen. Dieses konnte nur noch mit Verlust an die Kunden in Deutschland weiterverkauft werden. Die Verhandlung neuer Lieferpreise mit Gasprom und Statoil ist für das Unternehmen also überlebenswichtig gewesen.

Auch in der Gasbeschaffung hat das Unternehmen eine regelrechte Wende in den vergangenen Jahren vollzogen. Über 60 Prozent des Erdgases kauft VNG inzwischen an Spot- und Terminmärkten ein - etwa über Börsen. Der Rest wird von festen Lieferanten aus Russland, Norwegen und Deutschland erworben. Zum Vergleich: 2009 wurde erst ein Fünftel der Gasmengen über Kurzfristmärkte erworben.

Ähnliche Veränderungen gibt es im Gasabsatz. Dieser stieg in der gesamten VNG-Gruppe 2012 gegenüber dem Vorjahr um 13 Prozent auf 324 Milliarden Kilowattstunden. Das Plus geht komplett auf den Handel an Kurzfristmärkten zurück. Das Geschäft mit Stadtwerken, Industrie- und Auslandskunden stagniert dagegen. Heuchert begründet dies mit Marktveränderungen. Nach seinen Worten würden heute auch Stadtwerke verstärkt an Kurzfristmärkten handeln. Dadurch würden sich Absätze von dem einen in das andere Segment verschieben.

VNG-Vertriebsvorstand Klaus-Dieter Barbknecht sieht den Gasimporteur allerdings nicht auf dem Weg zum Gasbroker. „Gashandel ist mehr als nur ein Klick auf dem Computer“, sagte er. Stadtwerke und Industriekunden seien weiterhin daran interessiert, einen Teil ihrer Einkaufsmengen langfristig abzusichern. Zudem biete VNG durch ein großes Leitungsnetz und Gasspeicher einen Service an, über den reine Handelsunternehmen nicht verfügen.

Ohnehin waren im vergangenen Jahr der Fernleitungsbetreiber Ontras und die VNG Gasspeicher GmbH, die unter anderem Speicher in Bad Lauchstädt (Saalekreis) und Bernburg (Salzlandkreis) betreibt, die Ertragsperlen im VNG-Konzern. Genaue Zahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. Heuchert sagte aber, die Beteiligungen hätten einen „hohen zweistelligen Ergebnisbeitrag geliefert“. Verluste fährt VNG derzeit noch mit der Suche nach Erdgas in der Nordsee ein. In einigen Jahren will das Unternehmen jedoch zehn Prozent des benötigten Erdgases günstig aus eigenen Quellen gewinnen.

Der Verlust im Jahr 2011 soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Für dieses Jahr strebt VNG-Chef Heuchert an, dass der Gewinn gehalten wird. Die Aktionäre der Verbundnetz Gas AG, das sind unter anderem der Energieversorger EWE, Gasprom und ostdeutsche Kommunen, erhalten für 2012 eine Dividende von insgesamt 30 Millionen Euro.