Leipzig Leipzig: Härtetest steht dem City-Tunnel noch bevor

Leipzig/MZ - Am Sonnabend wird im neuen Leipziger City-Tunnel gefeiert. Sonntag tritt der Fahrplan in Kraft und die ersten Züge rollen. Der Härtetest aber steht am Montag bevor. Dann muss sich das Prestige-Objekt erstmals im Berufsverkehr bewähren. Die Bahn erwartet gut ein Drittel mehr Passagiere.
Seit wann wurde gebaut?
Baubeginn war im Juli 2003. Im Januar 2007 begann die Bohrung. Übergabe sollte 2009 sein. Nun ist der 1,4 Kilometer lange Tunnel fertig. Es gibt vier Stationen - Hauptbahnhof, Markt, Wilhelm-Leuschner-Platz, Bayrischer Bahnhof.
Wie teuer ist das Bauwerk?
Fast doppelt so teuer wie geplant: Statt 572 Millionen Euro kostet der Tunnel am Ende fast eine Milliarde. Über die Hälfte trägt der Freistaat Sachsen - 495 Millionen Euro. Weitere Gelder kommen vom Bund (210 Millionen) und von der EU (224 Millionen). Die Deutsche Bahn steuert 18 Millionen zu, die Stadt Leipzig 7,5 Millionen Euro.
Warum sind die Kosten so explodiert?
Experten nennen als Ursachen: Planungsmängel- und über 900 Planänderungen, zusätzliche Sicherheitsanforderungen und Preissteigerungen. Der Sächsisches Landesrechnungshof bemängelt laut MDR, dass die schlechte Zusammenarbeit zwischen Freistaat und Bahn zu Mehrkosten führte. Ein Beispiel: Es wurden Kabelkanäle gebaut, dann passte die Bahntechnik nicht.
Welche Rolle spielt der Tunnel im Verkehrsnetz?
Der Tunnel schafft Umsteigemöglichkeiten zwischen fünf S-Bahn-Linien. Das verändert das gesamte S-Bahn-Netz. Die neue Struktur bezieht über veränderte und verlängerte Strecken neue Orte mit ein. Halle und Bitterfeld sind dabei wichtige Knotenpunkte.
Welche Züge kommen zum Einsatz?
51 neue Triebwagen vom Typ Talent 2 aus den Bombardier-Werken. Die Wagen sind voll klimatisiert und verfügen über spezielle Sitzgruppen für Familien. Ihre Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 Kilometer pro Stunde. Im City-Tunnel sind aus technischen Gründen maximal 80 Kilometer pro Stunde erlaubt.
Welche Probleme gibt es noch?
Ärgern werden sich viele, die aus Richtung Halle-Trotha nach Leipzig wollen. Sie steigen wie bisher in Halle-Hauptbahnhof um, müssen aber 24 statt bisher zwei Minuten warten. Auch wer aus Richtung Wurzen zum Leipziger Hauptbahnhof will, muss mit einer zehn Minuten längeren Fahrzeit rechnen. Mancher Radfahrer dürfte die extra Abteile, die in den Doppelstockzügen viel Platz boten, vermissen. Ärger könnte es auch mit der Software geben. Dann öffnen die Türen wie im Testbetrieb zu langsam.
Ist der Tunnel behindertengerecht?
Alle Stationen sind barrierefrei, sie besitzen also Aufzüge und Blindenleitsysteme. Sämtliche S-Bahn-Triebwagen sind mit einer Überfahrrampe ausgestattet und besitzen eine Behindertentoilette. Wer ganz sicher gehen will, meldet seine Fahrt bis zu 30 Minuten vorher an - Telefon: 0341/ 266 96 622.
Wie sicher ist der Tunnel?
Das Brandschutzkonzept erfüllt laut Bahn alle internationalen Standards. Reisende werden in Notfällen über gesicherte Rettungswege aus dem Tunnel geleitet. Es gibt auch einen extra Rettungsraum zwischen den beiden Tunnelröhren.
S1 Leipzig Miltitzer Allee/Leipzig Messe–Stötteritz–Wurzen–Oschatz–Riesa
Die Linie S1 fährt im 30-Minutentakt von der Station Miltitzer Allee im Leipziger Stadtteil Grünau durch den City-Tunnel nach Wurzen und vereinzelt weiter bis Riesa. Durch zusätzliche halbstündliche Fahrten ab Leipzig Messe wird zwischen Leipzig Hbf (tief) und Stötteritz ein 10/20-Minutentakt eingerichtet. Nach Fertigstellung der ICE-Neubaustrecke in Richtung Nürnberg kann der geplante 15-Minutentakt auch zwischen Leipzig Hbf (tief) und der Miltitzer Allee realisiert werden.
Die S1 bindet den Stadtteil Leipzig-Grünau wieder an das Schienennetz an und ersetzt die Linien:
- MRB 11 (Leipzig–Wurzen–Oschatz)
- S11 (Leipzig–Oschatz)
S2 Bitterfeld–Delitzsch–Connewitz–Markkleeberg-Gaschwitz
Die Linie S2 verkehrt stündlich zwischen Delitzsch und Connewitz. Montags bis freitags wird die Verbindung bis nach Bitterfeld und Markkleeberg-Gaschwitz ausgeweitet. Durch die direkte Verbindung durch den City-Tunnel verkürzt sich die Reisezeit um circa 15 Minuten.
Die S2 ersetzt die Linien:
- MRB 54 (Leipzig–Delitzsch–Bitterfeld)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz (–Altenburg–Glauchau/Zwickau)).
S3 Halle (Saale) Hbf–Stötteritz
Die Linie S3 fährt im 30-Minutentakt von Halle (Saale) Hbf über Schkeuditz durch den City-Tunnel nach Leipzig-Stötteritz. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in Halle (Saale) Hbf wird die Verbindung bis Halle-Nietleben verlängert. Die Reisezeitersparnis beträgt rund 10 Minuten.
Die S3 ersetzt die Linie S10 (Halle (Saale)–Schkeuditz–Leipzig).
S4 Geithain–Borna–Leipzig-Thekla–Eilenburg–Torgau–Hoyerswerda
Die Linie S4 fährt im Streckenabschnitt Borna–Eilenburg im 30-Minutentakt. Auf den restlichen Abschnitten liegen die Abfahrtszeiten weiter auseinander. Mit der RE 10 (Leipzig–Cottbus) ergibt sich von Falkenberg in Richtung Leipzig ein 1-Stundentakt, ab Torgau in der Hauptverkehrszeit ein 30-Minutentakt.
Die S4 ersetzt die Linien:
- RE 11 (Leipzig–Falkenberg–Hoyerswerda)
- MRB 2/70 (Leipzig–Borna¬–Geithain).
S5 Leipzig/Halle Flughafen–Altenburg–Zwickau Hbf und
S5X Halle (Saale) Hbf–Zwickau Hbf
Die Linie S5 verkehrt stündlich zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg – von dort aus zweistündlich weiter bis Zwickau Hbf. Ergänzt wird sie durch die Linie S5X, die in Halle (Saale) Hbf im Stundentakt startet und aufgrund ihres Express-Charakters zugunsten einer beschleunigten Fahrzeit nicht an allen Stationen hält. Durch die Überlagerung der beiden Linien verkehren die Züge zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg alle 30 Minuten. Die Reisezeitersparnis auf diesem Abschnitt beträgt eine halbe Stunde.
Die S5 und S5X ersetzen die Linien:
- RE 5 (Leipzig–Leipzig/Halle Flughafen–Halle (Saale))
- RE 8 (Leipzig–Zwickau)
- RE 16 (Leipzig–Werdau)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz–Altenburg–Glauchau/Zwickau)
S7 Halle-Trotha–Halle-Nietleben
Die reguläre Linie S7 in Halle (Saale) ergänzt die sechs neuen S-Bahn Linien. Sie gewährleistet die Anbindung vom Hauptbahnhof in Halle (Saale) nach Nietleben und Trotha. Nach dem Umbau des halleschen Hauptbahnhofes wird die ursprünglich geplante direkte Linienführung der S3 von/nach Halle-Nietlieben möglich. Neben den silber-grünen Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland werden auf dieser Linie auch modernisierte Doppelstockwagen eingesetzt.