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Larry Ellison zum Cloud-Computing Larry Ellison zum Cloud-Computing: Oracle-Chef sagt Amazon und Microsoft den Kampf an

Von Frank-Thomas Wenzel 23.06.2015, 14:02
Oracle-Chef Larry Ellison sagt Amazon im Bereich des Cloud-Computing den Kampf an.
Oracle-Chef Larry Ellison sagt Amazon im Bereich des Cloud-Computing den Kampf an. REUTERS Lizenz

Berlin - Larry Ellison ist für markige Wort bekannt. Jetzt hat der Chef und Gründer des Softwareunternehmen Oracle wieder geliefert. Sein Unternehmen sei bereit, bei den Preisen im Cloud-Computing mit Amazon zu konkurrieren. Und es werde das „weltweit breiteste und tiefste Portfolio“ bei den wichtigsten Services mit der Datenwolke offerieren. Oracle will demnächst nicht weniger als 24 neue Dienste anbieten. Das ist eine Kampfansage an die gesamte Branche – von SAP bis Amazon.

Cloud-Computing bedeutet vordergründig, dass eine Firma seine IT auslagert. Daten  werden in fremden Rechenzentren gelagert und über schnelle Internetleitungen abgerufen. Anwenderprogramme werden nicht mehr gekauft und auf eigenen Rechnern installiert, sondern ja nach Bedarf aus der Wolke abgerufen – es gibt Lösungen für alle Prozesse in einem Unternehmen, von der Lohnbuchhaltung bis zur Entwicklung von Apps. Derzeit befinden sich viele Firmen in einer Umbruchphase.

Wer zu spät kommt, riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit

Sie nutzen die Datenwolken, aber nur ein bisschen. Die Unternehmensberatung Bain&Company legte am Dienstag die Ergebnisse einer Befragung  von 400 Unternehmen weltweit vor: Noch nicht einmal ein Fünftel des IT-Betriebs findet derzeit in der Cloud statt. Die Warnung der Bain-Experten ist in der Branche Allgemeingut: Wer zu spät in der Wolken-Welt ankommt, riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit.

Clouddienste sind weit mehr als riesige Datenlagerplätze. Sie sind die Kernkomponente der Digitalisierung der Wirtschaft. Auch Ellison hat das nun erkannt. 2008 machte er noch Furore mit dem Ausruf: „Was zum Teufel ist Cloud-Computing.“ Er wollte davon nichts wissen. Schließlich ist er mit dem traditionellen Geschäft - dem Verkauf von Hard- und Software - zu einem der reichsten Männer der Erde (geschätztes Vermögen 48 Milliarden Dollar) geworden.

Ellison stellt Oracle breit auf

Die Cloud hat für sein Unternehmen den Nachteil, dass geringere Gewinnspannen erzielt werden, also muss es die Masse machen. Und darauf setzt Ellison. Er will auf fast allen Unterdisziplinen aktiv werden. Er will Speicher- und Archivierungsdienste anbieten, genauso wie Lösungen für die Entwicklung und den Betrieb von Smartphone-Apps. Er muss den ganz großen Schritt wagen, um nicht endgültig abgehängt zu werden. Oracle macht jährlich nur etwa 2,3 Milliarden Dollar Umsatz mit der Cloud.

Rivalen wie Microsoft und Amazon erzielen fast  dreimal so hohe Erlöse.  Der Betreiber des weltgrößten Online-Kaufhauses gilt als Preisführer, der über gigantische Rechenzentrumskapazitäten verfügt, die ursprünglich zur Bewältigung auch des größten Bestellaufkommens aufgebaut wurden. Ellison hat nun angekündigt, dass Oracle demnächst Rechenleistung zu einem Zehntel des Amazon-Preises anbieten will. Setzt er dies tatsächlich um, dann hätte das enorme Sprengkraft.

Seine stärkste Wirkung entfaltet die Cloud in der Entwicklung neuer Produkte. Geringe Kosten für die Miete von Software und Rechenkapazität machen es etwa einer Brotfabrik möglich neue Brotsorten oder einem Pharmaunternehmen neue Arzneien ohne großes finanzielles Risiko zu entwickeln und das mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit, weil parallel an vielen Innovationen gleichzeitig gearbeitet werden kann. Und das bringt große Vorteile gegenüber Konkurrenten.