Lagarde wegen umstrittener Millionenzahlung vor Gericht

Paris - Weltwährungsfonds-Chefin Christine Lagarde steht von heute an wegen einer umstrittenen Millionenzahlung in ihrer Zeit als französische Finanzministerin vor Gericht. Der 60-Jährigen wird vorgeworfen, durch fahrlässiges Handeln eine Veruntreuung öffentlicher Gelder ermöglicht zu haben.
Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu ein Jahr Haft und 15 000 Euro Strafe. Zudem würde dies die Frage aufwerfen, ob Lagarde ihr Amt beim Internationalen Währungsfonds (IWF) behalten kann.
Lagarde hatte 2007/2008 grünes Licht für ein Schiedsverfahren gegeben, um einen Rechtsstreit mit dem Geschäftsmann Bernard Tapie beizulegen. Es ging um den Verkauf von Tapies Anteilen am deutschen Sportartikelhersteller Adidas: Er hatte sich dabei von der früheren Staatsbank Crédit Lyonnais geprellt gesehen und geklagt. Schließlich wurden ihm gut 400 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen.
Die hohe Summe sorgte für viel Kritik und wurde inzwischen von Gerichten aufgehoben. Die Justiz ermittelt gegen mehrere Beteiligte wegen des Verdachts auf bandenmäßigen Betrug, es soll Verbindungen zwischen Tapie und einem der drei Schiedsmänner gegeben haben.
Aus Sicht der Anklage hatte Lagarde sich nicht ausreichend mit der Materie befasst und vorschnell auf einen Einspruch verzichtet. Sie selbst hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen. (dpa)