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Konjunktur in Deutschland Konjunktur in Deutschland: Höheres Einkommen mehr Jobs - die deutsche Wirtschaft 2016

Von Stephan Kaufmann 04.01.2016, 20:36
In Deutschland werden 2016 voraussichtlich mehr Arbeitskräfte benötigt. In vielen EU-Ländern droht der Aufschwung aber, am Arbeitsmarkt vorbeizugehen.
In Deutschland werden 2016 voraussichtlich mehr Arbeitskräfte benötigt. In vielen EU-Ländern droht der Aufschwung aber, am Arbeitsmarkt vorbeizugehen. dpa/Marijan Murat Lizenz

Während sich die Konjunktur in vielen Ländern der Euro-Zone weiter dahinschleppt, bleibt Deutschlands Wirtschaft 2016 voraussichtlich stabil – nicht stark, aber robust. Motor des Wachstums ist der Konsum der privaten Haushalte. Sie profitieren von höheren Sozialleistungen, steigenden Löhnen, einer geringen Inflationsrate und der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Was im neuen Jahr zu erwarten ist:

Arbeitsmarkt: Die Nachfrage nach Arbeitskräften wird auch im neuen Jahr zulegen. Dem steht allerdings ein erhöhtes Arbeits-Angebot gegenüber, auch wegen der Migration nach Deutschland. Per saldo wird die Beschäftigung daher zunehmen, die Arbeitslosenrate aber stagnieren oder leicht steigen.

Einkommen: In der Summe haben die deutschen Haushalte im neuen Jahr mehr Geld zur Verfügung. Zum einen sinkt per Saldo die Steuerbelastung – so werden die Erhöhungen des Grund- und Kinderfreibetrags bei der Einkommensteuer wirksam und die kalte Progression wird abgebaut. Daneben steigen die staatlichen Transferzahlungen: Insbesondere ist eine starke Erhöhung der Renten zu erwarten. Daneben erhöhen sich die Zahlungen an Flüchtlinge. Und schließlich steigen auch die Löhne: Die großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten, dass im Durchschnitt ein Arbeitnehmer 2,5 Prozent mehr verdient.

Preise: Die höheren Einkommen werden auch 2016 kaum durch höhere Preise entwertet, den Konsumenten bleibt am Ende mehr Geld in der Tasche. Denn die Preise steigen auch 2016 nur wenig. Insgesamt aber wird sich Energie laut Prognosen nicht noch weiter verbilligen, weswegen die Inflationsrate höher liegen wird als 2015.

Privater Verbrauch: Mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, höhere Sozialleistungen bei gleichzeitig kaum steigenden Preisen bedeutet: Der Konsum der privaten Haushalte ist im neuen Jahr die Stütze der Konjunktur. Er trägt fast einen Prozentpunkt zum gesamten Wirtschaftswachstum von etwa 1,8 Prozent 2016 bei.

Investitionen: Die Unternehmen werden im neuen Jahr zwar mehr Geld für neue Anlagen und Maschinen ausgeben. Die Investitionsnachfrage bleibt aber hinter früheren Aufschwungphasen zurück. Gründe dafür sind die Unsicherheit über die Entwicklung der Nachfrage sowie die Tatsache, dass die Unternehmen noch über freie Produktionskapazitäten verfügen. Höhere Investitionen planen laut Branchenumfrage des IW-Instituts vor allem die großen Unternehmen.

Export: Belastend auf die deutschen Exporte wirkt die Schwäche der Schwellenländer. Gestützt werden sie dagegen durch die gute Entwicklung in den USA und Großbritannien sowie durch die Erholung in der Euro-Zone. Insgesamt könnten die Ausfuhren 2015 um etwa fünf Prozent zulegen. Da jedoch die Importe – aufgrund der starken Binnenkonjunktur – voraussichtlich stärker steigen, geht vom Außenhandel kein Wachstumsimpuls für das Bruttoinlandsprodukt aus. Dennoch erzielt Deutschland weiter einen sehr hohen Leistungsbilanzüberschuss im Geschäftsverkehr mit dem Ausland.

Gesamtwirtschaft: Angetrieben vom Konsum der privaten Haushalte und der vermehrten Nachfrage des Staates erreicht das Wirtschaftswachstum im neuen Jahr ungefähr das gleiche Niveau wie 2015. Dazu „trägt die flüchtlingsgetriebene Mehrnachfrage maßgeblich bei“, so das Münchener Ifo-Institut.

Schulden: Die gute Konjunktur sorgt für steigende Einnahmen des Staates, was die höheren Ausgaben mehr als ausgleicht. Die Schuldenquote – also das Verhältnis von Staatsschulden zur Wirtschaftsleistung – geht daher zurück. Sie sinkt laut Prognose des Ifo-Instituts bis 2017 auf 66 Prozent und läge dann nur noch knapp über der vom Euro-Stabilitätspakt erlaubte Obergrenze von 60 Prozent.