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Kommentar zum Fracking Kommentar zum Fracking: Schwarz-rote Probebohrung

Von Thorsten Knuf 17.11.2014, 18:07
Eine Fracking-Anlage in North Dakota, USA.
Eine Fracking-Anlage in North Dakota, USA. REUTERS Lizenz

Die Erdgas-Förderung durch Fracking ist eine hoch riskante Angelegenheit. In den USA, wo die umstrittene Bohrtechnik im großen Stil eingesetzt wird, steht sie im Verdacht, das Grundwasser nachhaltig zu belasten. Möglicherweise erhöht sie auch die Gefahr von Erdbeben. Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter großem Druck in tiefe Gesteinsschichten gepresst. Diese brechen dann auf und geben Erdgas frei, das mit herkömmlichen Bohrungen nicht gefördert werden könnte. 

Sind die Risiken der Technologie ein hinreichender Grund dafür, sie jetzt in Deutschland für immer zu verbieten? Nein, das sind sie nicht. Umweltministerin Barbara Hendricks hat Recht, wenn sie sagt, man müsse den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachten: Es ist möglich, dass in Zukunft Fracking-Methoden entwickelt werden, die ohne Chemie auskommen und keine ernste Gefahr mehr für die Umwelt darstellen. Wissenschaft und Wirtschaft arbeiten mit Hochdruck daran. Das kann und sollte man ihnen nicht untersagen. 

Bislang gibt in Deutschland kein Fracking-Gesetz. Die Bundesregierung will die Technologie nun  unter strengsten Auflagen genehmigen. Das ist der richtige Ansatz. Die Fracking-Fans in Industrie und Politik sollten sich allerdings keinen Illusionen hingeben: Das Potenzial der Schiefergas-Förderung  hier zu Lande scheint überschaubar zu sein. Ob sie jemals einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung leisten kann, ist fraglich.  Sicher ist hingegen, dass Deutschland im großen Stil und mit überschaubarem Aufwand Energie einsparen kann, um sich binnen weniger Jahre unabhängiger von Scheichs und Zaren zu machen. Damit sollte man sofort beginnen.