Kommentar Kommentar: Anton Schlecker ist beim Urteil billig davongekommen

Berlin - Anton Schlecker ist billig davongekommen. Zwei Jahre auf Bewährung für den Unternehmer sind überaus gnädig. Schlecker hatte angesichts der bevorstehenden Insolvenz im Januar 2012 beträchtliche Vermögenswerte an seine Kinder übertragen, um die Besitztümer vor den Gläubigern in Sicherheit zu bringen.
Millionenschwere Zuwendungen nicht berücksichtigt
Das Gericht hat allerdings millionenschwere Zuwendungen, die Schlecker vor Februar 2011 geleistet hatte, nicht berücksichtigt und damit der Verteidigung Glauben geschenkt: Sie hatte behauptet, dem Firmenchef sei erst im Verlauf des Jahres 2011 das bevorstehende Aus bewusst geworden.
Dabei liegen ausreichend Hinweise darauf vor, dass Schlecker sehr viel früher sehr viel mehr gewusst haben muss. Vor allem die völlig überzogenen Stundensätze, die Schlecker der Logistikfirma seiner Kinder Lars und Meike über Jahre hinweg zu zahlen bereit war, nähren diesen Verdacht.
Tränen vor Wut
Auch die Tatsache, dass der 2010 engagierte Münchner Unternehmensberater Norbert Wieselhofer seinerzeit eindringlich vor einem „Weiter so“ gewarnt hatte, spricht für frühes Wissen des Chefs um die aufziehende Katastrophe.
In deren Folge verloren zigtausend Frauen ihr Auskommen, die Forderungen der Gläubiger beziffern sich auf mehr als eine Milliarde Euro. 2012 zahlten die Schleckers 10,1 Millionen Euro.
Vor wenigen Wochen legte der Drogerieclan nochmals 4 Millionen drauf, nachdem Tochter Meike öffentlichkeitswirksam versichert hatte, da sei „nicht mehr“. Da kommen einem die Tränen. Angesichts dieses Ablasshandels allerdings vor Wut.