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Vergütung bei Börsenkonzernen „Keine seltene Spezies mehr“: Managerinnen verdienen weniger

Frauen sind in den Vorständen von Börsenkonzernen in der Minderheit, aber längst keine Ausnahme mehr. Das wirkt sich negativ auf ihre Gehälter aus. Ein langer Trend bei der Bezahlung hat sich gedreht.

Von dpa 19.10.2025, 05:00
Immer mehr Frauen ziehen in die Vorstände von Dax-Konzernen ein (Illustration)
Immer mehr Frauen ziehen in die Vorstände von Dax-Konzernen ein (Illustration) Annette Riedl/dpa

Frankfurt/Main - Die Top-Managerinnen der größten deutschen Börsenkonzerne haben 2024 deutlich weniger verdient und sind hinter ihre männlichen Kollegen zurückgefallen. Das Gehalt weiblicher Vorstandsmitglieder im Dax, MDax und SDax ist kräftig gesunken, während die Männer etwas mehr verdient haben. Das zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft EY, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Damit habe sich ein langjähriger Trend umgekehrt: Erstmals seit 2014 erhielten Frauen in den Vorständen der Spitzenunternehmen weniger Geld als Männer. 

Deutlich weniger Geld für neue Top-Managerinnen

Noch vor einigen Jahren gab es nur sehr wenige Frauen in Vorständen von Börsenkonzernen, was sich positiv auf ihr Gehalt auswirkte - sodass Managerinnen hier die Männer überholten. Doch das habe sich geändert, erklärt EY-Partner Jens Massmann. „Die Zeiten, als weibliche Vorstände eine seltene Spezies waren und teils sehr hohe Gehälter fordern konnten, sind vorbei.“ Heute stiegen Top-Managerinnen mit einem niedrigeren Gehalt ein, was das gesamte Gehaltsgefüge der weiblichen Vorstandsmitglieder drücke.

Konkret sank 2024 die Vergütung weiblicher Vorstandsmitglieder in den Unternehmen aus den drei Dax-Indizes auf durchschnittlich 2,15 Millionen Euro (ohne Chefposten). Das waren elf Prozent weniger als im Vorjahr. Ihre männlichen Kollegen verbuchten dagegen ein leichtes Plus von 0,4 Prozent auf 2,27 Millionen Euro. Insgesamt sank die Vergütung der Vorstände damit um drei Prozent auf im Mittel 2,57 Millionen Euro. Ebenso stark fiel das Gehalt der Vorstandschefs.

Bestbezahlte Managerin war laut Studie Merck-Chefin Belen Garijo mit 7,6 Millionen Euro. Auf sie folgte Deutsche-Bank-Vorständin Rebecca Short (6,5 Mio. Euro) und Helen Giza, Chefin von Fresenius Medical Care (5,7 Millionen Euro). Auch VW-Vorständin Hauke Stars und Merck-Finanzchefin Helene von Roeder zählten zu den Topverdienerinnen.

Für die Studie hat EY die Vergütung von 368 Vorstandsmitgliedern der größten Börsenunternehmen analysiert, die das komplette Geschäftsjahr im Vorstand waren. Darunter war die Rekordzahl von 88 Frauen, ein Anteil von fast einem Viertel (23,9 Prozent). Zehn Jahre zuvor waren es erst 6,4 Prozent. Betrachtet wurde die Gesamtvergütung aus Fixgehalt sowie kurz- und langfristigen Boni.

Große Gehaltslücke im Dax

Eine besonders große Gehaltslücke gibt es im Leitindex Dax. Dort stieg die Vergütung männlicher Vorstände 2024 auf im Schnitt 3,38 Millionen Euro, während das Gehalt der Top-Managerinnen auf 2,92 Millionen Euro sank - rund eine halbe Million weniger. Im Mittelwerte-Index MDax und im Kleinwerte-Index SDax war die Kluft geringer.

Wirtschaftskrise schlägt auf Gehälter durch

Das Sinken der Vorstandsgehälter insgesamt führt Massmann auch auf schwache Geschäfte einiger Unternehmen in der Wirtschaftskrise zurück. Das habe auf die Vergütung durchgeschlagen, die noch 2023 stark gestiegen war. Viele Unternehmen hätten die eigenen Ziele verfehlt und massiv Kosten gespart. „In solch einem Umfeld sind hohe Gehaltssteigerungen schwierig zu rechtfertigen.“