Kapitalanlagen Kapitalanlagen: Das gute alte Sparbuch hat fast ausgedient

Berlin/dpa. - Jahrzehntelang galt das Sparbuch als derInbegriff von Solidität. Wer Geld zur Seite legen wollte, hatte einesoder vielleicht sogar mehrere der farbigen Büchlein. Der gute Ruf istinzwischen zumindest angekratzt, weil die Zinsen, mit denenSparbuchinhaber abgespeist werden, am Ende des Jahres meist nur wenigFreude machen. Clevere Sparer haben Alternativen und legen Geldhöherverzinst langfristig fest oder nutzen Tagesgeldkonten.
Ob das Sparbuch noch zeitgemäß ist oder sich längst überlebt hat,lässt sich nach Einschätzung des Deutschen Sparkassen- undGiroverbandes (DSGV) in Berlin pauschal nicht beantworten. «Das kommtimmer auf die Wünsche und Ziele des Kunden an», sagtVerbandssprecherin Michaela Roth. «Das Sparbuch eignet sich zurkurzfristigen Anlage ohne jedes Risiko.» Es ermögliche Kapitalerhaltund garantierte Verzinsung auch für diejenigen, die jederzeit an ihrGeld herankommen möchten. «Zur Altersvorsorge ist es sicher wenigersinnvoll.»
Wer Geld langfristig auf die hohe Kante legen möchte, sei mitAlternativen besser beraten, bei denen Geld festgelegt wird und dafürdann auch mehr einbringt. Noch immer ist das Sparbuch in Deutschlandallerdings verbreitet: Nach dem Vermögensbarometer, einer Befragungdes DSGV in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Emnid,hatten 2004 immerhin 54 Prozent aller Deutschen über 14 Jahre einSparbuch in der Schublade.
Nicht viel abgewinnen können Verbraucherschützer wie Thomas Bielerdem Sparbuch: «Da freut sich die Bank über jeden Euro», sagt derFinanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen inDüsseldorf. «Für den Kunden ist das witzlos. Die Banken setzen nurauf dessen Trägheit.» Denn die Zeiten, in denen es für Sparbüchernoch 5 Prozent Zinsen gab, sind lange vorbei. «Die Banken haben dasZinsniveau seit den neunziger Jahren vom Geldmarkt abgekoppelt»,erklärt Bieler - selbst wenn die Zinsen steigen, wird das nicht andie Sparbuchbesitzer weitergegeben.
Sparbücher bringen daher derzeit nur «minimale Zinsen», wie dieStiftung Warentest in Berlin bei einer Marktanalyse gerade erstermittelt hat («Finanztest» 8/2005). Bei den meisten Banken sei dasklassische Sparbuch ein Ladenhüter auf niedrigstem Zinsniveau, sagtWarentester Uwe Döhler. Nur einige Banken bieten Zinsen von 2 Prozentoder mehr.
Die meisten davon knüpfen daran eine Mindestanlagesumme wie dieHypovereinsbank (25 000 Euro) oder die Citibank (10 000 Euro), ganzwenige Anbieter wie Cosmos Finanzservice oder 1822direkt stellenkeine solchen Bedingungen. Bei der großen Mehrzahl der Banken gebe esjedoch nur Zinsen, die geringer sind als die derzeitigeInflationsrate. «Für das Sparbuch sprechen deshalb eigentlich nurnoch nostalgische Gründe.»
Auch Edda Castelló von der Verbraucherzentrale in Hamburg teiltdie Ansicht, «dass immer noch zu viel Geld auf Sparbüchern rumliegt».In Frage komme es vielleicht für die Oma, die für ihre Enkel spart.«Ein Sparbuch ist dann auf jeden Fall besser, als eineRentenversicherung für die Kinder abzuschließen.»
Für andere Sparer sei es aber sinnvoller, statt eines Sparbuchsein Tagesgeldkonto zu wählen. «Da gibt es um die 2,5 Prozent Zinsen»,sagt Castelló. Das Geld sei sogar noch leichter verfügbar als beimSparbuch, von dem monatlich nur maximal 2000 Euro abgehoben werdendürfen und für das eine dreimonatige Kündigungsfrist gilt, wenn eskomplett aufgelöst werden soll, ergänzt Uwe Döhler.
Von den niedrigen Zinsen für Sparbucheinlagen sollte sich aberniemand abhalten lassen, Geld für den Fall der Fälle auf die hoheKante zu legen: «Das Vernünftigste ist, ein bis zwei Nettogehälterauf dem Tagesgeldkonto zu sparen, etwa für den Fall, dass dieWaschmaschine kaputt geht oder für den nächsten Urlaub», sagt EddaCastelló.
Wer darüber hinaus noch Geld sparen will, kann es langfristigfestlegen. «Aber auf keinen Fall länger als sechs, sieben Jahre»,warnt die Verbraucherschützerin. «Das Leben läuft immer anders alsman denkt.» Im Zweifelsfall sei es besser, auf ein halbes ProzentZinsen zu verzichten.
Gute Alternativen zum Sparbuch seien in solchen Fällen zumBeispiel Zinssparpläne, bei denen monatlich eine Fixsumme perDauerauftrag auf ein Sparkonto überwiesen wird, das dann deutlichmehr Zinsen bringt, sagt Uwe Döhler. «Aber auch Geldmarkt- undRentenfonds sind eine Überlegung wert.» Und wer weit in die Zukunftblickt, sollte sich sowieso nicht aufs Sparbuch verlassen, warnt EddaCastelló: «Für die private Altersvorsorge spart man besser mit derRiester-Rente.»