ISM in Köln ISM in Köln: Pechkekse und Schoko-Schmuck - das sind die Neuheiten der Süßwarenmesse

Köln - Er ist der düstere Zwilling des Glückskekses – von wegen ewige Liebe, Frieden, Reichtum oder „Du bist hinreißend und bezaubernd“. Der Pechkeks hält genau das, was der Name verspricht und kann einem miesen Tag den krönenden Abschluss verpassen: „Heute stehst Du vor dem Abgrund. Morgen bist Du schon einen ganzen Schritt weiter“, lautet eine Botschaft. Oder: „Hier Dein persönlicher Reminder für den Rest des Jahres: Ab nach Hause, Bettdecke übern Kopf und flach atmen.“ Ein Keks für Leute, die man nicht leiden kann und die ohnehin zur Schnappatmung neigen. Oder ganz im Gegenteil: ein Partyspaß für Freunde, die zum Lachen nicht in den Keller gehen.
Brandneu ist die Idee, mit der ein Hamburger Hersteller auf der weltgrößten Süßwarenmesse ISM in Köln punkten will, nicht: Fans finden die schwarzen Kekse schon seit einiger Zeit in Cafés und bei kleineren Händlern. Doch in Köln hofft der Hamburger Hersteller auf den großen Durchbruch, auch im Ausland – wie viele der rund 1650 Aussteller, die sich von Sonntag an Einkäufern des Handels und der Gastronomie aus der ganzen Welt präsentieren.
Viele kleine Trends
Ein Megatrend ist auf der Messe nicht auszumachen, dafür aber viele kleinere: Dazu gehören vor allem Snacks und Süßigkeiten ohne Zucker, Produkte für Veganer oder für Menschen mit Nahrungsunverträglichkeiten. So zeigt etwa ein Anbieter eine Nuss-Nougat-Creme mit hohem Nussanteil und dem Zuckerersatz Xylit. Ein anderer setzt auf glutenfreie Kekse mit Kokosblütennektar.
Bei der Auswahl der Zutaten werden die Unternehmen immer experimentierfreudiger: So bietet ein Snackhersteller in diesem Jahr Chips aus Artischocken und Süßkartoffeln an sowie Chips mit Parmesan oder Cocktailsaucen-Aroma. Andere setzen mehr auf Schärfe: ein Hersteller aus Irland zum Beispiel zeigt extra scharfe Tortilla-Chips mit neuen Chili-Varianten.
Beliebt ist auch das Spiel mit Formen aus anderen Bereichen der Ernährungsindustrie: Ein Anbieter aus Litauen hat eine 500 Gramm schwere Schokoladen-Pizza entwickelt. Die zugeschnittenen Dreiecke haben unterschiedliche Beläge: Nüsse, getrocknete Beeren, Kräuter, grünen Tee, Gewürze, Zitrone. So ist für jeden in der Familie etwas dabei.
Perlenketten aus reiner Schokolade
Wer Schoko-Nikoläuse in der Adventszeit satthat, findet mit einer Trachten-Variante nun eine Alternative. Und falls es Weihnachten für ein echtes Collier nicht ganz reicht, zeigt ein polnischer Anbieter eine etwas günstigere Trost-Variante: Eine breite Perlenkette aus reiner Schokolade, wahlweise mit silbernem oder goldenem Überzug. Kleiner Schönheitsfehler: Zum Tragen ist das Teil nur bedingt geeignet, weil die starre, runde Kette dazu zunächst von hinten angeknabbert werden müsste, damit man sie überhaupt um den Hals legen kann – und dann recht schnell schmilzt, wenn es warm wird. Für kleinere Mädchen gibt es übrigens von einem anderen Anbieter eine etwas leichtere Perlenkette aus Fruchtgummi.
Mehr Packung als Inhalt hat ein niederländischer Anbieter neu im Sortiment, der auf den Spieltrieb von Naschkatzen setzt: Auf kleinen Schokoladetafeln wird jeweils eine Aufgabe aufgedruckt, die es zu lösen gilt – bis ein kleiner roter Ball in der Mitte der Verpackung über eine Spirale ins Zentrum kullert. Nenne drei Baumsorten, Deo-Sorten, Freizeitparks – wer das rechtzeitig schafft, bevor die Kugel ausgerollt ist, darf die Schokolade essen.
Ein spielerisches Element hat ein anderer Anbieter aus den Niederlanden im Angebot, der eine große Schokoladentafel in Puzzleform präsentiert.
Wohl nur einen sehr kleinen Teil all dieser Neuheiten werden Kunden jemals in deutschen Supermärkten oder Fachgeschäften zu sehen bekommen. Bei weitem nicht alles, was in Köln gezeigt wird, ist auch für den deutschen Markt gedacht – vieles wird weltweit verkauft.
Zudem ist die Flop-Rate nach Einschätzung von Konsumforschern traditionell hoch: Nicht jede Tafel im neuen Kleid oder mit einer neuen Wunderbeere erscheint deutschen Einkäufern interessant genug, um dafür ein anderes Produkt aus dem Regal zu entfernen. Mal hat man Glück als Hersteller, mal ist halt einfach Pechkeks-Tag.