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Irische Billig-Airline Irische Billig-Airline: Ryanair setzt auf Leipzig/Halle

Von Steffen Höhne 20.02.2013, 12:34

Schkeuditz/MZ - Ryanair-Chef Michael O’Leary ist für seine schrillen Auftritte bekannt. Vor zwei Jahren tauchte der Multi-Millionär am Flughafen Magdeburg-Cochstedt als Till Eulenspiegel verkleidet auf. Mit Spannung wurde daher gestern sein erster Besuch am Flughafen Leipzig/Halle erwartet. Doch der Chef der irischen Billigflugairline, der stets locker und freundlich das Gespräch führt, beließ es beim Bild mit einem Händel-Darsteller. Auch neue Strecken ab Leipzig/Halle hatte er nicht im Gepäck, dafür aber jede Menge Pläne und Visionen.

Im MZ-Gespräch sagte O’Leary: „Der Flughafen Leipzig/Halle ist einer der wachstumsstärksten Flughäfen für uns.“ In diesem Jahr wolle man von hier 200 000 Passagiere befördern. Von April 2013 an sollen das portugiesische Faro und das italienische Pisa neu angeflogen werden (die MZ berichtete bereits). Damit steigt das Angebot auf sechs Strecken. Außerdem im Programm sind London Stansted, Malaga (Spanien), Rom und Trapani auf Sizilien. Seit November 2011 fliegt Ryanair vom mitteldeutschen Flughafen aus. Im vergangenen Jahr verbuchte die Airline 180 000 Fluggäste. Für 2014 kündigt der Ryanair-Chef weitere Verbindungen an. „Das Potenzial der Region ist groß und bei weitem nicht ausgeschöpft.“ Mittelfristig, in vier bis fünf Jahren, könnte der Flughafen auch eine Basis von Ryanair werden. Flugzeuge der Gesellschaft würden dann am Airport stationiert. „Dafür benötigen wir eine Million Fluggäste.“

Ist ein solches Wachstum realistisch, oder nimmt der Ryanair-Chef nicht den Mund zu voll? „Schauen Sie sich den deutschen Luftfahrtmarkt an, während andere Airlines wie Air Berlin ihr Angebot zusammenstreichen, bauen wir aus“, sagt O’Leary. Mit Nürnberg, Münster und Dortmund fliege Ryanair in diesem Jahr drei neue Flughäfen an. „Mit elf anderen deutschen Flughäfen führen wir Gespräche“, berichtet der Unternehmer. „Die rennen uns die Tür ein. Wer noch wachsen will, setzt auf Ryanair.“

In der Tat: Wegen hoher Kerosinpreise und geringem Passagierwachstum dünnen immer mehr etablierte Airlines ihr Streckennetz aus oder bauen es wie die Lufthansa um. Dies trifft die Flughäfen. In der Vergangenheit hatten gerade die mittelgroßen Airports wie Leipzig/Halle und Nürnberg wenig Interesse an Ryanair, da die Billigfluggesellschaft auf niedrigen Landegebühren besteht. Am Flughafen Leipzig/Halle heißt es allerdings: „Wir zahlen für Ryanair nicht drauf.“

Schlechte Erfahrungen hat etwa der Thüringer Flughafen Altenburg-Nobitz gemacht, der mit Ryanair-Flügen jahrelang Defizite einfuhr. Als Altenburg dies nicht länger finanziell stemmen konnte, verabschiedeten sich die Iren.

Für O’Leary ist die Rechnung einfach: „Überall dort, wo die Landegebühren niedrig sind, bringen wir Passagiere.“ Am Flughafen Berlin-Schönefeld plant Ryanair daher kein weiteres Wachstum. „Wir bleiben bei sechs Verbindungen“, so O’Leary. Wegen der hohen Gebühren sei Berlin kein attraktiver Markt.

Die Billigfluggesellschaft, die erst seit 1999 in Deutschland aktiv ist, will weiter zulegen. In diesem Jahr sollen nach Worten von O’Leary rund neun Millionen Passagiere von 13 deutschen Flughäfen mit Ryanair fliegen. „Unser Wachstum wird durch die Zahl unserer Maschinen begrenzt“, sagt der Firmenchef. So seien etwa zusätzliche Angebote in Leipzig/Halle nur durch Streichungen an einem anderen Ort möglich.

Der Flughafen Cochstedt mit den Strecken nach Palma de Mallorca sowie Girona/Barcelona (Spanien) im Sommer muss sich aber offenbar keine Sorgen machen, dass Ryanair abzieht. Bei den Iren heißt es: „Wir sind mit der Auslastung sehr zufrieden.“

Ryanair-Chef Michael O'Leary posiert am Flughafen Leipzig/Halle. Die irische Billigfluglinie kündigte am gleichen Tag an, ihr Engagement am Flughafen Leipzig/Halle verstärken zu wollen.
Ryanair-Chef Michael O'Leary posiert am Flughafen Leipzig/Halle. Die irische Billigfluglinie kündigte am gleichen Tag an, ihr Engagement am Flughafen Leipzig/Halle verstärken zu wollen.
dpa Lizenz