iPhone, Apple Watch iPhone, Apple Watch: So funktioniert das Bezahlsystem Apple Pay

Berlin - Der Wettlauf um den digitalen Geldbeutel kommt langsam in Schwung. Der weltgrößte Computerkonzern bietet nun sein Bezahlsystem Apple Pay auch in der Schweiz an. Wir erläutern, wie elektronische Kreditkarten unseren Umgang mit Geld grundlegend verändern können.
Was ist eigentlich Apple Pay?
Es handelt sich um eine Software, die das Bezahlen per iPhone oder mit der Computeruhr Apple Watch ermöglicht. Um die Transaktion durchzuführen, müssen das Smartphone oder die Uhr im Geschäft an ein Bezahlterminal gehalten werden. Die Zahlung wird per Fingerabdrucksensor bestätigt. Ein besonderer Vorzug von Apple Pay ist Verschlüsselung der Daten, die ermöglicht, dass unter anderem die Kreditkartennummer beim Bezahlen nicht sichtbar wird. Die elektronische Kreditkarte auf dem Smartphone ist damit sicherer als die physische.
Warum startet Apple Pay jetzt ausgerechnet in der Schweiz?
Apple Pay war bislang neben den USA und China lediglich in einigen wenigen Ländern aktiv – in Europa nur in Großbritannien. Kürzlich kündigte das Management an, den Dienst in Frankreich und der Schweiz zu offerieren. Die Eidgenossenschaft ist für Apple extrem interessant, da das iPhone dort einen Marktanteil von rund 50 Prozent hat und weil sie als Testmarkt für Deutschland dienen kann. Insider gehen davon aus, dass der Dienst in Frankreich noch in diesem Jahr an den Start geht. Wann Deutschland folgt, ist noch unklar. Laut Apple sind in der Schweiz bereits 100.000 Terminals freigeschaltet, unter anderem bei großen Lebensmittelketten, aber auch in den Filialen des Luxuskonzerns Louis Vuitton und beim Uhrenhersteller Tag-Heuer. Die Zahl der Terminals soll sukzessive steigen.
Warum kommt Apple Pay nicht nach Deutschland?
Keine Frage, die Apple-Manager haben auch Deutschland im Blick. Immerhin handelt es sich um den wichtigsten Markt in Europa. Aber hierzulande ist das mit dem Bezahlen per Handy so eine Sache. Denn wie in kaum einem anderen Land ist Bargeld nach wie vor populär. Hinzu kommt, dass sich nach Angaben aus Branchenkreisen die Zusammenarbeit mit den Banken, wo die Konten der Nutzer geführt werden, sehr schwierig gestaltet. Apple und die Geldhäuser müssen die Gebühren untereinander aufteilen – eine Einigung ist dabei offenbar nicht ganz einfach. Bemerkenswert am Marktstart in der Schweiz ist allerdings, dass die dortigen Ableger der deutschen Discounter Lidl und Aldi bei Apple Pay mitmachen.
Wie erfolgreich ist Apple Pay?
Apple hat im vergangenen Jahr mit seinem Bezahldienst Transaktionen mit einem Volumen von knapp 11 Milliarden Dollar durchgeführt, und zwar fast ausschließlich in den USA. Dort sind auch die Geldströme nach Einschätzung von Marktforschern zuletzt rapide gewachsen. Apple Pay ist schließlich erst vor 18 Monaten gestartet. Analysten wie Craig Hettenbach von Morgan Stanley loben die hohen Sicherheitsstandards in Kombination mit Nutzerfreundlichkeit, die auch bei Online-Einkäufen zum Tragen kommt. Apple setzt langfristig auf seine breite Nutzerbasis – weltweit sind rund 900 Millionen Menschen mit Geräten des Konzerns ausgestattet. Doch der Wettbewerb ist hart. In China etwa haben die Bezahlsysteme der Onlinehändler Alibaba und Tencent das Sagen. Paypal ist ein weiterer wichtiger Rivale in vielen Ländern.
Was machen andere Hightech-Firmen?
Google hat eine eigene Bezahlplattform für das dominierende Handy-Betriebssystem Android entwickelt. Samsung der weltgrößte Hersteller von Mobilfunkgeräten ist ebenfalls aktiv, wobei die Südkoreaner nicht auf Gebühreneinnahmen aus sind, sondern die Bezahlfunktion nutzen wollen, um die Verbreitung ihrer Geräte – auch Tabletts und Uhren – anzukurbeln. In den USA hat es Apple überdies mit dem weltgrößten Einzelhändler Wal Mart zu tun, der gerade angekündigt hat, sein eigenes Bezahlsystem nun in allen 4600 Filialen in den USA einzusetzen. Wal Mart geht es vor allem darum, Daten der Kunden zu sammeln, um damit Marketing und Sortimente zu optimieren.
Welche Rolle spielen generell die Banken?
Die Geldhäuser sehen in Apple Pay neue Konkurrenz. Deshalb haben die großen hiesigen Banken und die Sparkassen schon im vorigen Jahr Paydirekt gestartet. Die Smartphone-App, die auch auf iPhones läuft, ist letztlich eine Zusatzfunktion des Girokontos. Die Zahl der Nutzer liegt bei derzeit bei rund 250.000.
Wie sind die Perspektiven für das Bezahlen per Smartphone?
Die Bankenbranche steht vor einem radikalen Wandel. Marktforscher gehen davon aus, dass das Smartphone als elektronischer Geldbeutel nur der Anfang einer Entwicklung ist. Die Rede ist von einer umfassenden Digitalisierung der Finanzbranche. Das heißt konkret, dass um die Bezahlfunktion immer mehr Dienste gelegt werden, die bis zu langfristigen Geldanlagen reichen können. Durch die wachsenden Datenmengen, die die Kunden erzeugen, können ihnen automatisiert maßgeschneiderte Offerten rund ums Geld gemacht werden. Das klassische Geschäft mit Privatkunden kann damit weitgehend überflüssig werden.