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Investition in Halle Investition in Halle: Ebay wird im "Starpark" sesshaft

Von Ralf Böhme 17.11.2015, 20:28
Im neuen Ebay-Logistikzentrum in Halle werden Pakete für deutsche Kunden verpackt und ausgeliefert.
Im neuen Ebay-Logistikzentrum in Halle werden Pakete für deutsche Kunden verpackt und ausgeliefert. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Hier kann der Weihnachtsmann problemlos seinen Sack füllen - jeden Tag, rund um die Uhr. Der Internethändler Ebay Enterprise, der an dieser Stelle unter dem Logo „brands4friends“ firmiert, hat gestern in Halle sein erstes Verteilzentrum in Deutschland offiziell eröffnet. Mit Blick auf die sich ankündigende Flut der Festtagsgeschenke verweist der Betreiber auf die Aufnahmekapazität von 13,5 Millionen Lieferungen. Diese Waren erreichen über elf Ausladestellen und via Förderbänder die halbautomatischen Lager-, Verpackungs- und Versandbereiche. In Päckchen und Paketen erreichen diese Bestellungen ihre Adressaten in allen Bundesländern und darüber hinaus in ganz Europa.

Entwicklung geht steil nach oben

Mit dem Neubau im Gewerbegebiet „Starpark“ an der A 14 will sich Ebay ein weiteres großes Stück vom wachsenden Internet-Kuchen sichern - als Dienstleister für Hunderte von Händlern und Marken. Immerhin ist das Online-Marktvolumen, so das Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln, allein in diesem Jahr insgesamt um 15 Prozent gestiegen. Händler, die wie Ebay ausschließlich im Internet verkaufen, könnten laut dem IFH-Experten Hansjürgen Heinick mit dem stärksten Plus rechnen. Ihr Anteil liegt ihm zufolge bereits jetzt bei etwa 35 Prozent. Die Entwicklungskurve der Branche weise aber auch weiterhin steil nach oben. Zweistellige Wachstumsraten seien in vielen Sortimenten an der Tagesordnung.

Pluspunkt Infrastruktur

„Dabei spielt Halle in der Strategie von Ebay eine zentrale Rolle“, sagt Deutschland-Chef Tobias Hartmann. Grund sei die ausgebaute und sofort verfügbare Infrastruktur, inklusive Autobahn-, Schienen- und Airportanschlüssen. Auf diese Weise sei der Standort künftig fester Bestandteil eines globalen Netzwerkes mit insgesamt 27 Umschlagzentren mit den Schwerpunkten Nordamerika und Europa. 70 Spediteure, darunter DHL und Hermes, würden die Auslieferung ab Halle übernehmen.

Für Christof Prange von der Goodman Germany GmbH, die die neue Logistik-Immobilie von Anbeginn betreut und entwickelt, ist mit der Inbetriebnahme die Grundlage für ein langfristiges Engagement gelegt. Gegenwärtig umfasse das Objekt eine Fläche von ungefähr 25 000 Quadratmetern. Jedoch bestehe die Option einer Erweiterung auf 41 500 Quadratmeter. Moderne Ausstattung auf der einen Seite und qualifiziertes Personal auf der anderen Seite - diese Rechnung, hofft Prange, werde aufgehen und für Wachstum sorgen. Außerdem habe man in der Stadt Halle einen besonders wirtschaftsfreundlichen Partner gefunden. Elf Monate von der ersten Vertragsverhandlung bis zur Übergabe des Logistikzentrums, das sei auch im internationalen Vergleich rekordverdächtig.

Halle deutschlandweit auf Platz drei

Wenn dieses Tempo nicht nachlasse, sieht Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) das Land auf Vormarsch zur führenden Logistik-Region im Herzen Europas. „Halle zum Beispiel hat sich zusammen mit Leipzig zu einem Top-Standort entwickelt.“ Laut einer aktuellen Studie liege diese Adresse in der Rangliste der 28 attraktivsten Logistikplätze Deutschlands bereits auf dem dritten Platz.

Einen kräftigen Schub erwarte er von der Deutschen Bahn, die in Halle gegenwärtig 700 Millionen Euro investiere. Ein Blick in die Landesstatistik genüge, um laut Haseloff zu erkennen, welche Bedeutung die Logistik für Sachsen-Anhalt besitze: 2 900 Unternehmen, 126 000 Beschäftigte, nahezu drei Milliarden Jahresumsatz.

Vor diesem Hintergrund sieht Michael Benz von der International School oft Management in Frankfurt am Main die Standort-Entscheidung von Ebay „als einen großen Glücksfall“. Dieses Unternehmen fahre eine erfolgsversprechende „absolute Digitalisierungsstrategie“. Aus einem Auktionshaus habe sich ein Internetkonzern entwickelt, der weltweit Daten und Waren steuert. Halle sei es gelungen, ein Teil davon zu werden.

Ein erstes wichtiges Ergebnis sieht Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) in der Schaffung von zunächst 300 neuen Arbeitsplätzen. Zugleich wecke die Ansiedlung das Interesse anderer Investoren. Auch mit Autozulieferern sei man im Gespräch, damit im Starpark weitere Firmenschilder leuchten. (mz)