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Insignia Insignia: Opels aufpoliertes Flaggschiff

Von Frank-Thomas Wenzel 22.08.2013, 18:18
Vorhang auf für einen Hoffnungsträger: Der neue Opel Insignia rollt an.
Vorhang auf für einen Hoffnungsträger: Der neue Opel Insignia rollt an. dpa Lizenz

Rüsselsheim/MZ - In der großen Pause der Frühschicht ist Rockiges in Halle K 170 zu hören. Schließlich gibt es in der Endfertigung des Rüsselsheimer Opel-Werks etwas zu feiern. Zu harten Gitarrenakkorden der Opelaner-Band mit dem schönen Namen „Treppenhaus B“ rollt ein Insignia vom Band. Es ist der erste der neuen Generation.

Karl-Thomas Neumann, Opel-Chef seit März, lobt das Auto in höchsten Tönen. Der große Touchscreen im Cockpit, der das „Infotainment“ steuert, hat es ihm besonders angetan. Er preist auch noch den neuen Zwei-Liter-Turbo-Diesel-Motor für den Mittelklassewagen, der nur 3,7 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen soll.

Neuheiten am laufenden Band

Von außen ist der Insignia nur bei genauerem Hinsehen von seinem Vorgänger zu unterscheiden. Die Ingenieure haben ihn etwas gestreckt, ihm eine andere Frontpartie und neue Rücklichter verpasst. Mit dem Insignia werde die Modelloffensive „ungebremst“ fortgesetzt, so Neumann. Der angeschlagene Autobauer produziert wieder gute Nachrichten, und zwar so viele wie schon lange nicht mehr.

Der Kleinwagen Adam und der Mini-Geländewagen Mokka, beide sind seit ein paar Monaten auf dem Markt, finden viele Freunde. Vor allem aufgrund der beiden neuen Modelle hat es der Rüsselsheimer Autobauer geschafft, im Juli die Zahl der Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat nach oben zu schieben. So soll es weitergehen. An der Neuauflage des Familien-Vans Zafira wird schon gebaut. Auf der Automesse IAA in Frankfurt wird Opel wohl auch eine überarbeitete Version des Mini-Vans Meriva präsentieren. Hauptattraktion dürfte aber der Sportwagen Monza Concept werden. Riesige Flügeltüren hat er, einen Hybridantrieb und im Innern ein Multifunktionsdisplay, um Informationen und Unterhaltungsangebote aller Art zu zeigen.

Was davon in Serie geht, ist noch nicht klar. Der Monza soll aber den Weg weisen, wie es mit Opel weitergeht: mit sparsamen Antrieben, mehr Kommunikationselektronik, mit Cabrios und Geländewagen ähnlichen Varianten. Letzteres gilt auch für den Insignia mit Allradantrieb und hochgebocktem Fahrwerk, der auf der IAA gezeigt wird. Neumanns Strategie: Neue Kundengruppen erschließen, um Zulassungszahlen weiter zu erhöhen.

Viele Eigenzulassungen

Kann das gelingen? Bei der Präsentation gestern jedenfalls machten sich die Opelaner gegenseitig Mut. Opel brauche gute Nachrichten, „um in die Erfolgsspur zurückzukehren, in der wir früher einmal waren“, sagt Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Als größtes Modell ist der Insignia enorm wichtig für Opel, für Rüsselsheim ist er sogar essenziell, denn er wird ausschließlich im Stammwerk gebaut.

„Opel ist noch längst nicht über den Berg“ sagt der Autowissenschaftler Stefan Bratzel von Fachhochschule Bergisch Gladbach. Trotz aktueller Erfolge leide die Marke noch immer unter ihrem Verlierer-Image. Das haben sich Opelaner und die Mutter General Motors weitgehend selbst beigebracht, und es hat fatale Folgen für das Unternehmen: Preisverfall. Nach einer Studie des CAR-Instituts der Uni Duisburg-Essen lag bei Opel im Juni der Anteil der Eigenzulassungen mit 38 Prozent extrem hoch. Eigenzulassungen dienen dazu, Neuwagen als junge Gebrauchte billig loszuschlagen. Im Schnitt machen die Rüsselsheimer laut CAR mit jedem verkauften Auto noch immer rund 400 Euro Verlust.

Für Bratzel ist klar: „Opel muss vor allem das Marketing intensivieren, um Reputation und Preise zu steigern.“ Ansonsten drohe, dass die Manager der Mutter GM die Geduld verlieren. Sollten die derzeit hohen Gewinne von GM in China oder USA wegbrechen, werde sich sehr schnell auch der Druck auf den deutschen Autobauer wieder erhöhen. Dann könnten aus Detroit verordnete Sparprogramme Opel im Konzern in die Bedeutungslosigkeit drängen.