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ING-Diba-Umfrage ING-Diba-Umfrage: Banken gehen mit Gebühren hohes Risiko ein

Von Markus Sievers 01.05.2017, 20:09
Kunden heben an einem Bankautomat Bargeld ab (Symbolbild).
Kunden heben an einem Bankautomat Bargeld ab (Symbolbild). dpa

Berlin - Mit Gebühren am Geldautomaten bringen die Banken die eigenen Kunden gegen sich auf und gehen ein hohes Risiko ein. Wie eine Umfrage der Direkt Bank ING Diba zeigt, ärgern sich über vier von fünf Deutschen, wenn sie für das Geldabhaben an der Maschine zahlen müssen. Eine  Minderheit von 17 Prozent macht sich keine Gedanken zu dem Thema. Weniger als zwei Prozent geben an, es sei ihnen egal, wie hoch die Gebühr ausfalle. Die noch unveröffentlichte Studie liegt dieser Zeitung vor.

Gebühren für Bankdienstleistungen, die lange Zeit kostenlos waren, greifen in der anhaltenden Niedrigzinsphase um sich. Für die einzelnen Finanzinstitute sind die neuen Preismodelle  aber ein gefährliches Unterfangen. Fast 43 Prozent der Befragten zeigten sich entschlossen, mit einem Wechsel der Bank auf höhere Gebühren oder auf negative Zinsen für Ersparnisse zu reagieren. Knapp die Hälfte setzt darauf, die Kosten umgehen zu können, etwa durch eine verstärkte Nutzung vom Online-Banking.

Nur acht Prozent erklären sich bereit, die Zusatzkosten einfach so hinzunehmen. Für Unzufriedenheit sorgen vor allem Gebühren für die Kontoführung, die fast jeder Zweite in diesem Zusammenhang als größtes einzelnes Ärgernis bezeichnet. Toleranter sind die Bundesbürger, wenn die Geldhäuser Kreditkarten oder Depots berechnen.

Bundesbank zeigt Verständnis für Gebühren

Die Erkenntnisse dieser Studie decken sich mit den Erfahrungen der Banken, dass Gebühren auf enormen Widerstand bei den preisbewussten Deutschen stoßen. So schafften die ersten Institute wie die Sparkasse in Hanau oder die Raiffeisenbank Offenbach-Bieber die Gebühren fürs  Geldabheben wieder ab, weil sie sich offenbar nicht lohnten.

Lange Zeit galt die Regel, dass nur das Fremdgehen am Geldautomaten kostspielig war. Wer sich als Kunde der Sparkassen oder Volksbanken bei einem Institut aus dieser Gruppe Geld holte, bekam keine Gebühr auferlegt. Auch die privaten Geldhäuser wie Deutsche, Post- und Commerzbank schlossen sich zusammen, um allen mit einem Girokonto bei einem Mitglied dieser Gruppe die Automatennutzung kostenfrei anzubieten.

Seit einiger Zeit aber kassieren vor allem Sparkassen und Volksbanken auch bei eigenen Kunden, wenn diese Geldautomaten sehr häufig nutzen. Die Branche klagt über enormen Druck auf ihre Gewinne, seit die Europäische Zentralbank sogar negative Zinsen und damit eine Art Gebühr von ihnen für das bei ihr geparkte Geld verlangt. Die Bundesbank und im begrenzten Rahmen sogar Verbraucherschützer zeigten Verständnis für das Ende der Umsonstkultur.

Mangelnde Transparenz stößt auf Kritik

Auf scharfe Kritik stößt aber die mangelnde Transparenz für die Konsumenten. So zeigt die Branche eine erstaunliche Phantasie bei der Gestaltung der Preismodelle. In Hessen etwa kassieren die Volks- und Raiffeisenbanken  laut einer Studie des Finanzportals www.biallo.de  je nach Stand der Uhr.  Demnach fordern die ersten Institute Gebühren, wenn die Kunden sich Bares in der Mittagszeit besorgen. Andere schlagen drauf, wenn der Geldautomat abends und nachts genutzt wird. 

Am Tag ist der Andrang besonders groß, nach Geschäftsschluss entstehen höhere Sicherheitsaufwendungen – dies könnte die merkwürdigen Tarife erklären. Laut Biallo verlangen bundesweit mehr als 40 Sparkassen Gebühren, wenn Kunden sich ihr eigenes Geld am Schalter oder am Automaten holen. Bei den Volks- und  Raiffeisenbanken liege die Zahl noch deutlich höher.