Impuls für die Zukunft Impuls für die Zukunft: Mitteldeutsche Zeitung nimmt neue Drucktechnik in Betrieb

Halle (Saale) - Herr Hütwohl, viele Zeitungshäuser gehen davon aus, dass die digitale Berichterstattung der gedruckten Tageszeitung nicht nur Konkurrenz macht, sondern sie auch irgendwann komplett ablöst. Nun investiert die DuMont Mediengruppe am Standort Halle in neue Druck- und Versandtechnik. Ist das Geld gut angelegt?
Stefan Hütwohl: Auf jeden Fall. Erstens glauben wir trotz der rasanten digitalen Entwicklung, die wir bei unseren eigenen Medienmarken erleben, auch auf absehbare Zeit an die gedruckte Tageszeitung. Zweitens haben wir den Anspruch, die Produkte für unsere Leserinnen und Leser qualitativ so gut und effizient herzustellen wie möglich. Aber auch für unsere Werbepartner ist dies ein sehr positives Signal – die neue Maschine macht attraktive, bisher nicht von uns vermarktete Werbeformate möglich.
Häufig werden Medienhäuser übrigens wegen der Bekanntheit der Marke auf ihre Tageszeitungen reduziert, bei denen die Auflagenentwicklung rückläufig ist. Doch wir drucken beispielsweise auch große Anzeigenblätter mit stabilen Auflagen- und steigenden Beilagenvolumina. Unser Wochenspiegel und der Super Sonntag erreichen zweimal die Woche alle Haushalte im Verbreitungsgebiet der Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung. Der überwiegende Anteil davon wird am Standort in Halle produziert.
Dennoch bleibt die Tageszeitung das wichtigste Produkt. Ohne diese geht es nicht, oder?
Hütwohl: Die Mitteldeutsche Zeitung ist über Sachsen-Anhalt hinaus eine sehr angesehene Medienmarke mit vielen Auszeichnungen, die den Menschen in der Region sehr nah ist und nah geht – deshalb ein ganz klares Ja. Studien belegen, dass Tageszeitungen immer noch das größte Vertrauen aller Medien und Kanäle quer durch sämtliche Bevölkerungsschichten genießen. Die MZ erfährt hohe Beachtung und ist fester Bestandteil in der Gesellschaft – das können Sie auch daran festmachen, dass Ministerpräsident Reiner Haseloff es sich hat nicht nehmen lassen, die Maschine selbst einzuweihen. Wir sind überzeugt, dass es Tageszeitungen auch weiterhin geben wird, in welcher Form und mit welchem Konzept auch immer. Die Investition in die neue Drucktechnik ist für die nächsten zehn bis 15 Jahre angelegt. Das ist der Zeitraum, für den wir aktuell planen.
Welche ökonomischen und vielleicht auch ökologischen Vorteile hat die neue Drucktechnik?
Hütwohl: Für die Investition hat aus Sicht des Vorstands naturgemäß die Effizienz eine entscheidende Rolle gespielt. Die neue Maschine ist deutlich schneller und kostengünstiger - sie spart beispielsweise Strom, Papier und Druckfarbe. Das senkt natürlich unsere Kosten, hilft gleichzeitig aber auch der Umwelt. Die Druckplatten müssen nicht mehr per Hand eingelegt werden, das erfolgt künftig automatisch. Das spart viel Zeit beim Andruck. Die Mitteldeutsche Zeitung wird künftig auf zwei Maschinen gedruckt, bisher benötigten wir dafür drei. Und sie ermöglicht uns nach dem Druck auch eine bessere und deutlich flexiblere Weiterverarbeitung – das war angesichts der Herausforderung, die sich durch den Mindestlohn ergibt, zwingend.
Können Sie die Vorteile zur Veranschaulichung an einem Beispiel deutlich machen?
Hütwohl: Die Mitteldeutsche Zeitung hat viele unterschiedliche Lokalausgaben. Bei jeder Ausgabe, in der Lokalseiten eingehängt werden, findet in einem zeitlich sehr engen Wechselfenster ein sogenannter Andruck statt, bei dem die Maschine jedes Mal genau eingestellt wird. Bisher wurden beim Anlauf des jeweiligen Produkts mehr als 1000 Exemplare gedruckt, die aufgrund unseres Qualitätsanspruchs nicht an unsere Kunden ausgeliefert werden und unbrauchbar sind. Drucker sprechen dabei von Makulatur. Mit der neuen Maschine senken wir die sogenannte Makulatur auf etwa 250 Zeitungen. Hochgerechnet aufs Jahr ergibt sich allein dabei schon eine beachtliche Menge.
Wie viele Zeitungen können auf der neuen Maschine künftig gedruckt werden?
Hütwohl: Innerhalb einer Stunde können bei voller Geschwindigkeit und ohne Halt 45.000 Exemplare mit bis zu 32 Seiten produziert werden. Bisher waren rund 30.000 möglich. Bei bis zu 16-seitigen Anzeigenblättern können wir künftig sogar 90.000 Exemplare in der Stunde drucken. Das macht uns natürlich noch attraktiver für künftige Partner und Kunden.
Mehr Effizienz bedeutet, dass am Ende auch weniger Mitarbeiter benötigt werden?
Hütwohl: Eine neue, hochmoderne Maschine, die einfacher zu bedienen ist – das heißt naturgemäß auch, dass wir weniger Personal benötigen. Alles andere wäre unrealistisch. In der Rotation beschäftigen wir künftig nur noch ausgebildete Drucker. Hilfskräfte, die bisher die Druckplatten manuell eingelegt haben, werden an der neuen Maschine nicht mehr arbeiten. Wir haben aber die Möglichkeit, den betroffenen Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung an anderen Arbeitsplätzen anbieten zu können.
Es ist eine Sache schneller zu drucken, was bringt der Zeitgewinn?
Hütwohl: Wir haben in Halle deshalb ebenfalls in zwei neue Weiterverarbeitungsmaschinen investiert. Auch hier liegt das Augenmerk auf mehr Effizienz – das hat sich aus dem Mindestlohn heraus ergeben, der in dieser Form hier insgesamt gesehen Existenz bedrohend war. Künftig werden Beilagen unserer Kunden maschinell in die Zeitungen eingesteckt. Damit reduzieren wir die Verteilung von Hand deutlich – und damit auch wieder die Kosten.
Es wird viel Geld in die Hand genommen. Wie entwickelt sich der Druckmarkt in Deutschland denn insgesamt?
Hütwohl: Das muss man sehr unterschiedlich betrachten. In unserem Segment, dem Tageszeitungsdruck, ist das Volumen wie nahezu überall rückläufig. Positivere Entwicklungen sieht man im Digital- und Verpackungsdruck. Bei Letzterem spielt auch der wachsende Online-Handel eine Rolle. Dort wird viel bedruckte Pappe zur Verpackung benötigt.
Die DuMont-Mediengruppe, zu der auch die MZ gehört, verfügt über vier große Zeitungsdruckereien. Wie erfolgreich sind diese?
Hütwohl: Außer am Standort Halle drucken wir noch in Berlin, Köln und Bernburg in unterschiedlichen Formatgrößen. Künftig wird es noch wichtiger werden, in unseren Häusern nicht nur die eigenen Zeitungen zu produzieren, sondern auch für Dritte. In Berlin wird das schon in beträchtlichem Umfang umgesetzt, in Köln haben wir erst 2016 damit angefangen. Wir wollen unsere Kapazitäten durch den Druck von Fremdaufträgen optimal auslasten. Ob uns das gelingt und ob sich unsere Positionierung in diesem hart umkämpften Markt stabilisiert und verbessert, hängt neben einer modernen, bedarfsgerechten Technik auch von gut ausgebildeten, motivierten und unternehmerisch denkenden Mitarbeitern auf allen Ebenen ab. Klar ist aber, dass die neue Technik in Halle neue Chancen eröffnet und Basis ist für neue Kooperationen mit Partnern.
Macht DuMont mit den Druckereien denn Gewinne?
Hütwohl: Unsere Druckereien produzieren nicht nach Gewinn, sondern Kostendeckung. Sie haben ein jährliches Budget einzuhalten. Produzieren wir für weitere Kunden und erzielen Erlöse, wird das Budget entlastet.
In vielen Industrie-Branchen ist ein Trend zu beobachten: weg von der Massenproduktion, hin zu individuellen, kundenspezifischen Waren. Ist das auch im Druckgeschäft so?
Hütwohl: Es gibt durchaus immer mal wieder Ansätze, personalisierte Elemente in periodisch erscheinende Printprodukte wie Tageszeitungen aufzunehmen. Mir ist allerdings nicht bekannt, dass sich eine personalisierte, digital gedruckte Tageszeitung im Markt durchgesetzt hat. Vielleicht bietet die Technik da auf absehbare Zeit attraktivere Lösungen. Einfacher umsetzbar wäre dies sicherlich in reinen E-Paper-Ausgaben.
Jeder Zeitungsleser bekommt dann seine eigene Zeitung mit einem individuellen Sport- oder Wirtschaftsteil?
Hütwohl: Wir haben uns bereits mit Konzepten einer personalisierten Zeitung im Digitaldruck beschäftigt. Es wäre denkbar, Kunden definierte Themen-Pakete anzubieten, ähnlich wie dies beispielsweise Bezahlfernsehsender heute machen. Entscheidend wird allerdings sein, wie sich das Mediennutzungsverhalten unserer Leser und Nichtleser entwickelt. Sollte es wirklich einen Bedarf und damit einen Markt für individuell zugeschnittene Zeitungen geben, dann müssen wir über entsprechende Produkte nachdenken. Die Herstellung – wenn wir bei der Betrachtung jetzt mal die Kosten außen vor lassen – wird ohne Zweifel möglich sein, die personalisierte Zustellung wäre eine weitere Herausforderung.
Und ausgebildete Drucker werden auch in zehn oder 15 Jahren noch gebraucht?
Hütwohl: Davon bin ich überzeugt. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass dann die Ausbildung der Drucker eine völlig andere sein wird. Sie muss mit der technologischen Entwicklung und Handhabung der neuen Maschinen Schritt halten. Dann spricht man wahrscheinlich nicht mehr von „Druckern“, vielleicht ist es dann ein „Operator“, der eine Druckmaschine steuert. Der Druck ist jedenfalls nicht am Ende.
Ist Halle ein Modell für die weiteren Druckereien, die für DuMont produzieren?
Hütwohl: Nein, so kann man das nicht sehen. Jeder Standort hat seine eigene Herausforderung und seine eigene Historie mit unterschiedlichen Maschinen. Da lässt sich nicht alles über einen Kamm scheren. Wir schauen uns genau an, ob und wenn ja, welche Investition sich für die Dienstleistung Druck pro Standort rechnet. Da hatten wir in Halle sicherlich den größten Handlungsdruck, weil wir auch Prozesse optimieren mussten.
Die Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung startet mit neuer Drucktechnik ins Jahr 2017
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Schwarz auf weiß, das gedruckte Wort – seit Jahrhunderten stehen Begrifflichkeiten wie diese als feste Synonyme für Wahrheit und Wissen, für Verbindlichkeit, für die Abbildung und Beschreibung der Realität in einer aufgeklärten Gesellschaft. Menschen erhalten ihre Informationen seit jeher aus Büchern und aus der Zeitung. Sie können nachlesen, sie verstehen besser, was um sie herum geschieht, was wichtig ist und wichtig wird. Auch wenn Buchstaben im digitalen Zeitalter als virtuelle Zeichen abgebildet sind, so hat das gedruckte Wort immer noch seinen Platz und seinen Wert. Die Tageszeitung genießt in unserer Gesellschaft quer durch alle Altersgruppen hindurch noch immer das allergrößte Vertrauen. Sie ist in Zeiten oft undurchsichtiger Gemengelagen, diffuser Quellen sowie komplexer Sachverhalte ein wichtiger Wegweiser.
Diesem Erbe, dieser Tradition fühlen wir uns als Herausgeber der Mitteldeutschen Zeitung verpflichtet. Mit relevanten Inhalten wollen wir Sie immer und überall erreichen, bei der Lektüre Ihrer Tageszeitung, unterwegs auf dem Smartphone, dem Tablet oder zu Hause vor dem Laptop. Auch künftig werden wir Sie als Leserinnen und Leser stets unabhängig informieren, wir werden kritisch nachfragen, recherchieren, einordnen und kommentieren – so, wie Sie es gewohnt sind. Wir sind nah dran an den Themen, die Sie beschäftigen. Das ist unser Versprechen, da gilt das gedruckte Wort.
Fast punktgenau 25 Jahre nach dem Start des Druckzentrums für die damals neue „Mitteldeutsche Zeitung“ investiert die DuMont Mediengruppe am Standort Halle in die Qualität Ihrer Tageszeitung. Mithilfe der neuen Druck- und Versandtechnik, die wir Ihnen in dieser Ausgabe näherbringen wollen, machen wir Ihre Mitteldeutsche Zeitung noch besser. Die neue Technik ermöglicht der Redaktion neue Darstellungsformen, schafft innovative Lösungen für unsere Werbepartner und ist ein guter Schritt für die Umwelt – die neue Maschine benötigt weniger Energie und weniger Farbe. Sie ist auch Basis für künftige Kooperationen mit unseren Druckpartnern. Diese Investition ist ein klares Bekenntnis zur Wirtschaftsregion Sachsen-Anhalt, zum Standort Halle und, liebe Leserinnen und Leser, zu Ihrer Mitteldeutschen Zeitung.
Isabella Neven DuMont
Christian DuMont Schütte
Exemplare der Mitteldeutschen Zeitung werden täglich verkauft.
kleine Lieferwagen gehören zum MZ-Briefdienst, der jährlich 40 Millionen Sendungen zustellt.
eigene Zusteller hat die Mitteldeutsche Zeitung und über 400 eigene Briefkästen und Annahmestellen.
Leser hat der Internet-Auftritt MZ.de 2016 durchschnittlich pro Monat erreicht und damit innerhalb eines Jahres 400.833 neue Leser gewonnen.
Exemplare werden jede Woche von den Anzeigenblättern Wochenspiegel und Super Sonntag gedruckt
Zuschauer verfolgen täglich die Sendungen des 1998 gegründeten Senders TV Halle.
